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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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finden. Und Basingame. Oder einen Techniker, der die Quarantäne nicht fürchtete. Er würde Kivrin finden.
    Als er nach Hause kam, läutete das Telefon. Er galoppierte die letzten Stufen hinauf und in die Wohnung, hoffte, daß es Polly sei. Es war Montoya.
    »Dunworthy?« sagte sie. »Hi. Lupe Montoya hier. Was geht vor?«
    »Wo sind Sie?« fragte er.
    »Bei der Ausgrabung«, sagte sie, aber das war bereits offensichtlich. Sie stand vor den Ruinen des Kirchenschiffes im halb ausgegrabenen mittelalterlichen Friedhof. So winzig das Bild war, ließ es doch erkennen, warum sie es so eilig gehabt hatte, zur Ausgrabung zurückzukommen. Überall standen große und augenscheinlich tiefe Pfützen. Sie hatte die Ausgrabung provisorisch mit einem bunt zusammengesuchten Sortiment von Planen und Plastikfolien abgedeckt, aber der Regen mußte an Dutzenden von Stellen eindringen, und wo die regenschwer durchhängenden Abdeckungen aneinanderstießen, rann das Wasser in Bächen herab. Die Grabsteine, die batteriebetriebenen Lampen, die sie an die Stützen der Abdeckung geklemmt hatte, die an der Wand gestapelten Schaufeln, alles war mit lehmigem Schlamm bedeckt.
    Auch Montoya war mit Schlamm bedeckt. Sie trug ihre Terroristenjacke und hüfthohe Anglerstiefel, wie sie Basingame tragen mochte, wo immer er war, und sie waren bis oben naß und schmutzig. Die Hand, in der sie den Hörer hielt, war mit getrocknetem Schlamm überkrustet.
    »Seit Tagen versuche ich Sie zu erreichen«, sagte Dunworthy.
    »Wenn die Pumpe läuft, kann ich das Telefon nicht hören.« Sie machte eine Handbewegung zu etwas außerhalb des Bildes, wahrscheinlich der Pumpe, obwohl er außer dem leisen Rauschen des Regens und dem Plätschern der Rinnsale von den Abdeckungen nichts hören konnte. »Gerade ist der Treibriemen gerissen, und ich habe keinen anderen. Bedeutet das Glockenläuten, daß die Quarantäne aufgehoben ist?«
    »Kaum«, sagte er. »Wir sind mitten in einer ausgewachsenen Epidemie. Siebenhundertachtzig Fälle und sechzehn Tote. Haben Sie die Zeitung nicht gelesen?«
    »Seit ich hierherkam, habe ich nichts und niemanden gesehen. Die letzten sechs Tage habe ich mit Bemühungen verbracht, diese verdammte Ausgrabung über Wasser zu halten, aber ich schaffe es nicht allein. Und ohne Pumpe schon gar nicht.« Sie streifte sich mit der schmutzigen Hand ihr schweres schwarzes Haar aus der Stirn. »Wozu läuten sie dann die Glocken, wenn die Quarantäne nicht aufgehoben ist?«
    »Sie läuten einen Stedman oder was.«
    Sie schaute gereizt aus dem Bildschirm. »Wenn die Lage so schlecht ist, warum tun sie nicht etwas Nützliches? Hier draußen hätte ich jede Menge Arbeit für sie.« Sie sah beinahe so müde aus wie Mary. »Ich hatte wirklich gehofft, die Quarantäne sei aufgehoben worden, dann könnte ich ein paar Helfer hierher bringen. Wie lange, meinen Sie, wird es noch dauern?«
    Zu lange, dachte er und sah dem Regenwasser zu, das zwischen den Planen durch und in die Ausgrabung plätscherte. Du wirst die Hilfe, die du brauchst, niemals rechtzeitig bekommen.
    »Ich brauche Information über Basingame und Badri Chaudhuri«, sagte er. »Wir versuchen den Ursprung des Erregers festzustellen und müssen wissen, mit wem Badri Kontakt hatte. Er arbeitete am 18. und am Vormittag des 19. in Ihrer Ausgrabung. Wer war außer ihm noch dort?«
    »Ich.«
    »Wer noch?«
    »Niemand. Es war schrecklich schwierig, im Dezember Hilfe zu bekommen. Meine Studenten fuhren alle nach Haus, als die Ferien anfingen, und ich mußte Freiwillige zusammenkratzen, wo ich konnte. Aber wer hat eine Woche vor Weihnachten schon Zeit?«
    »Sie sind sicher, daß sie nur zu zweit dort waren?«
    »Ja. Ich weiß es, weil wir am Samstag den Sarkophag öffneten und soviel Mühe hatten, den Deckel zu heben. Gillian Ledbetter war für die Arbeit am Samstag mit eingeteilt, aber sie sagte in letzter Minute ab. Sie habe eine Verabredung.«
    Mit William, dachte Dunworthy. »War am Sonntag noch jemand da?«
    »Er war nur am Vormittag hier, und wir waren wieder allein. Dann mußte er nach London. Aber ich muß jetzt gehen. Wenn ich nicht bald Hilfe bekomme, muß ich eben selbst versuchen, die Ausgrabung vor dem Absaufen zu bewahren.« Sie nahm den Hörer vom Ohr.
    »Warten Sie!« rief Dunworthy. »Hängen Sie nicht ein.«
    Sie schürzte ungeduldig die Lippen, legte aber den Hörer wieder ans Ohr.
    »Ich muß Ihnen noch einige Fragen stellen. Es ist sehr wichtig. Je eher wir diesem Virus auf die Spur

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