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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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kommen, desto eher wird die Quarantäne aufgehoben und Sie können Helfer für Ihre Ausgrabung bekommen.«
    Das ließ sie unbeeindruckt, aber sie drückte einen Code, hängte ein und sagte: »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich arbeite, während wir sprechen?«
    »Nein, keineswegs«, sagte Dunworthy erleichtert.
    Sie entfernte sich aus dem Bild, kam zurück und drückte etwas anderes am Apparat. »Tut mir leid, es klappt nicht mit der Reichweite«, sagte sie, und der Bildschirm zeigte verschwommene, bewegte Konturen, während sie das Telefon anscheinend zu ihrem Arbeitsplatz trug. Als das Bild sich wieder klärte, kauerte Montoya in einer verschlammten Grube vor einem Steinsarkophag. Wahrscheinlich war es der gleiche, dessen Deckplatte sie und Badri mit soviel Mühe abgenommen hatten.
    Der Deckel trug die in Stein gemeißelte Darstellung eines Ritters in voller Rüstung, die Hände auf der gepanzerten Brust gefaltet und das Schwert an der Seite. Er lehnte in gefährlicher Schräglage an der Seite des Sarkophags, und von den kunstvoll gemeißelten gotischen Buchstaben der Randinschrift konnte er nur »Requiesc« sehen. Requiescat in pace. »Ruhe in Frieden«, ein Segenswunsch, der dem Ritter offensichtlich nicht gewährt worden war. Sein schlafendes Gesicht unter dem Helm blickte streng und mißbilligend.
    Montoya hatte eine dünne Plastikfolie über den offenen Sarkophag gelegt. Sie war mit Regenwasser beperlt. Dunworthy fragte sich, ob die andere Seite des Sarkophags vielleicht eine Reliefdarstellung von Tod und Verwesung zeigte, wie die Beispiele in Colins Buch, und ob sie so gräßlich sei wie die Wirklichkeit. Von der Planenabdeckung troff Regenwasser herab in den Sarkophag und zog die Plastikfolie hinab.
    Montoya richtete sich auf, einen flachen Kasten in der Hand, der mit Schlamm gefüllt schien. Sie legte ihn schräg über die Ecke des Sarkophags. »Nun, was ist?« fragte sie. »Sie sagten, Sie hätten weitere Fragen?«
    »Ja«, sagte er. »Sie sagten, außer Ihnen sei sonst niemand hier gewesen, als Badri Ihnen half.«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. »Richtig. Hui, es ist dumpfig hier unter der Plane.« Sie zog die Jacke aus und hängte sie über den Sarkophagdeckel.
    »Was ist mit Einheimischen? Leuten, die nicht mit der Grabung in Verbindung stehen?«
    »Wenn jemand dagewesen wäre, hätte ich ihn rekrutiert.« Sie durchsuchte den Schlamm im Kasten mit den Fingern und brachte mehrere braune Steine zum Vorschein. »Der Deckel wog eine Tonne, und wir hatten ihn kaum heruntergeschoben, als der Regen anfing. Mir wäre jede Hilfe recht gewesen, das können Sie mir glauben, aber die Ausgrabung ist zu weit draußen, als daß jemand zufällig vorbeikommen würde.«
    »Und das Personal vom Denkmalschutzamt?«
    Sie hielt die Steine unter ein Wasserrinnsal, um sie zu reinigen. »Die Leute sind nur den Sommer über hier.«
    Er hatte gehofft, daß jemand an der Ausgrabungsstelle sich als der Ursprung des Erregers erweisen würde, daß Badri mit einem Einheimischen in Berührung gekommen sei, einem Beauftragten des Denkmalschutzamtes oder einem Entenjäger. Aber Myxoviren hatten keine Infektionsträger. Der geheimnisvolle Einheimische hätte die Krankheit selbst haben müssen, und die Gesundheitsbehörden hätten von jedem in England auftretenden Fall benachrichtigt werden müssen. Bisher waren außerhalb des Quarantänebereiches keine Fälle aufgetreten.
    Montoya hielt die Steine nacheinander unter das Batterielicht, das an eine der Stützen geklemmt war, drehte sie im Licht zwischen den Fingern und untersuchte die noch lehmbehafteten Ränder.
    »Was ist mit Vögeln?«
    »Vögeln?« Sie blickte verständnislos auf, und er begriff die Doppeldeutigkeit dessen, was er gesagt hatte. Sie schüttelte den Kopf und begann zu grinsen.
    »Der Erreger kann durch Vögel verbreitet worden sein. Enten, Gänse, Hühner«, sagte er rasch, obwohl er nicht sicher war, daß Hühner als Reservoir in Betracht kamen. »Gibt es welche im Umkreis der Ausgrabung?«
    »Hühner?« sagte sie und fuhr fort, die Steine zu untersuchen.
    »Virusmutationen entstehen manchmal durch die Kreuzung tierischer und menschlicher Viren«, erläuterte er. »Geflügel ist das verbreitetste Reservoir, aber auch Fische kommen in Frage. Oder Schweine. Gibt es Schweine dort bei der Ausgrabung?«
    Sie sah ihn an, als zweifle sie an seinem Verstand.
    »Die Ausgrabungsstätte liegt auf dem Gelände einer Museumsfarm, nicht

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