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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Sie zog Kivrin zum Stall hinüber. »Komm. Jetzt, solange seine Schwägerin bei ihm ist.«
    Sir Bloet sah zu, wie sein Pferd gesattelt wurde und sprach zu der Dame mit der erstaunlichen Haube. Sie war an diesem Morgen nicht weniger eindrucksvoll, aber offenbar in Eile aufgesetzt worden, denn sie neigte sich bedrohlich nach einer Seite.
    »Von welcher Art sind diese dringenden Geschäfte des bischöflichen Gesandten?« hörte Kivrin sie sagen.
    Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, dann lächelte er Rosemund zu und trat vorwärts. Sie wich zurück, eine Hand an Kivrins Arm.
    Seine Schwägerin nickte Rosemund zu und fuhr fort: »Hat er Nachrichten aus Bath erhalten?«
    »Seit gestern abend ist kein Bote gekommen«, antwortete er.
    »Wenn keine Botschaft gekommen ist, warum sprach er dann nicht von diesen dringenden Geschäften, als er kam?« fragte die Schwägerin.
    »Ich weiß nicht«, sagte er ungeduldig. »Warte. Ich muß meiner Verlobten Lebewohl sagen.« Er griff nach Rosemunds Hand, und Kivrin merkte, welche Überwindung es sie kostete, ihre Hand nicht zurückzuziehen.
    »Lebt wohl, Sir Bloet«, sagte sie steif.
    »So willst du dich von deinem Mann verabschieden?« fragte er. »Willst du ihm nicht einen Abschiedskuß geben?«
    Rosemund trat schnell näher, erhob sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange, dann trat sie ebenso schnell zurück und aus seiner Reichweite. »Ich danke dir für dein Geschenk«, sagte sie.
    Bloets Blick ging von ihrem weißen Gesicht zum Kragen ihres Umhangs. »Du bist hier anstelle des Freundes, den ich liebe«, sagte er. Er hob eine Hand und befingerte die Brosche.
    »Sir Bloet! Sir Bloet!« Agnes kam gerannt, und er fing sie auf und schwang sie einmal herum und auf die Arme.
    »Ich bin gekommen, dir Lebewohl zu sagen«, sagte sie. »Mein Hund ist gestorben.«
    »Ich werde dir zur Hochzeit einen Hund bringen«, sagte er, »wenn du mir einen Kuß gibst.«
    Agnes warf ihm die Arme um den Hals und pflanzte auf jede rote Wange einen schmatzenden Kuß.
    »Du bist mit deinen Küssen nicht so sparsam wie deine Schwester«, sagte er mit einem Blick zu Rosemund. Er stellte Agnes auf den Boden. »Oder willst du deinem Mann auch zwei Küsse geben?«
    Rosemund sagte nichts.
    Er trat näher und befingerte wieder die Brosche. »Io suiicien lui dami amo«, sagte er. Er legte beide Hände auf ihre Schultern. »Du mußt an mich denken, wann immer du meine Brosche trägst.« Er beugte sich zu ihr und küßte ihren Hals.
    Rosemund zuckte nicht zurück, aber ihr Gesicht wurde womöglich noch bleicher.
    Er ließ sie los. »Zu Ostern werde ich dich holen kommen«, sagte er, und es klang wie eine Drohung.
    »Wirst du mir einen schwarzen Hund mitbringen?« fragte Agnes.
    Frau Yvolde kam zu ihnen und fragte, wer ihren Reiseumhang gesehen habe.
    »Ich werde ihn holen«, sagte Rosemund, flog herum und lief über den Hof zum Haus, Kivrin im Schlepptau.
    Sobald sie in sicherer Entfernung von Sir Bloet waren, sagte Kivrin: »Ich muß Frau Imeyne suchen. Sieh nur, sie sind schon am Aufbrechen.«
    Und so war es. Das Durcheinander von Dienern, Gepäckstücken, Pferdeknechten und Reittieren hatte sich zu einer Prozession geordnet, und Cob hatte das Tor geöffnet. Die Pferde, auf denen die drei Könige in der Nacht gekommen waren, waren jetzt mit Gepäck beladen, ihre Zügel zusammengebunden. Sir Bloets Schwägerin und ihre Töchter waren bereits aufgesessen, und der Gesandte des Bischofs stand neben Eliwys’ Stute und zog den Sattelgurt an.
    Nur noch ein paar Minuten, dachte Kivrin. Lieber Gott, laß sie noch ein paar Minuten in der Kirche bleiben, dann sind sie fort.
    »Deine Mutter befahl mir, Frau Imeyne zu suchen«, sagte Kivrin.
    »Zuerst mußt du mit mir in die Diele kommen«, erwiderte Rosemund. Die Hand, mit der sie Kivrins Arm festhielt, zitterte noch.
    »Rosemund, es ist keine Zeit mehr…«
    »Bitte! Was soll ich tun, wenn er in die Diele kommt und mich findet?«
    Kivrin dachte an Sir Bloet, wie er ihr den Hals geküßt hatte. »Ich komme mit dir«, sagte sie, »aber wir müssen eilen.«
    Sie liefen über den Hof, durch die Tür und prallten beinahe mit dem fetten Mönch zusammen. Er kam die Treppe von den oberen Gemächern herab und sah zornig oder auch nur verkatert aus. Ohne die beiden eines Blickes zu würdigen, stapfte er zum Durchgang hinaus.
    Niemand sonst war in Herdraum und Diele. Auf dem Tisch standen noch Becher und Bretter mit angeschnittenem Fleisch, und das Feuer,

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