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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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einen Schritt weiter, ließ dann ihre Hand los und rannte zu Eliwys und beinahe in eines der Pferde. Es wieherte und warf den Kopf auf, und ein Pferdeknecht sprang hinzu und nahm es beim Zaumzeug.
    »Agnes!« rief Rosemund erschrocken, und es war zu spät. Eliwys und der Gesandte des Bischofs hatten sie bereits gesehen, und Eliwys kam herüber.
    »Du darfst nicht zwischen die Pferde laufen«, sagte Eliwys, als sie Agnes aus dem Gefahrenbereich gezogen hatte. Sie drückte die Kleine an sich.
    »Mein Hund ist tot«, sagte Agnes.
    »Das ist kein Grund, blindlings durch die Gegend zu rennen«, erwiderte Eliwys, und Kivrin merkte, daß sie Agnes nicht zugehört hatte. Schon wandte sie sich wieder zum Gesandten des Bischofs um.
    »Sagt Eurem Gemahl, daß wir dankbar für die Ausleihe Eurer Pferde sind, damit unsere für den Ritt nach Bernecestre ausruhen können«, sagte er. Auch er wirkte zerstreut. »Ich werde sie mit einem Knecht von Courcy zurückschicken.«
    Agnes zupfte an den Röcken ihrer Mutter. »Möchtest du meinen Hund sehen?«
    »Sei still«, sagte Eliwys.
    »Mein Sekretär reitet heute nachmittag nicht mit uns«, sagte er. »Ich fürchte, er war gestern abend zu vergnügt und spürt nun die Schmerzen im Übermaß genossenen Weines. Ich bitte um Eure Duldung, daß er bleiben darf, bis er sich erholt hat und uns folgen kann.«
    »Selbstverständlich darf er bleiben«, sagte Eliwys. »Können wir etwas tun, ihm zu helfen? Die Mutter meines Gemahls…«
    »Nein. Laßt ihn in Ruhe schlafen. Einem schmerzenden Kopf kann nichts außer Schlaf helfen. Er wird bis zum Abend wiederhergestellt sein«, sagte er. Auch ihm war anzusehen, daß er in der Christnacht zu vergnügt gewesen war. Er schien nervös und unaufmerksam, verzog immer wieder das Gesicht wie unter schädelspaltenden Kopfschmerzen, und sein schmales, aristokratisches Gesicht war im hellen Morgenlicht grau und faltig. Er fröstelte und zog den Umhang fester um sich.
    Er hatte Kivrin kaum eines Blickes gewürdigt, und in ihr keimte die Hoffnung, daß er in der Eile des Aufbruchs sein Frau Imeyne gegebenes Versprechen vergessen habe. Besorgt blickte sie über den Hof zur Einfahrt. Konnte es sein, daß sie noch bei der Kirche war und Pater Roche tadelte, so wenig dies dem armen Dorfpfarrer zu wünschen war? Jetzt hing alles davon ab, daß sie nicht plötzlich auftauchte und den Gesandten an seine Zusage erinnerte.
    »Ich bedaure, daß mein Gemahl nicht hier ist«, sagte Eliwys, »und daß wir Euch kein besseres Willkommen bereiten konnten. Mein Gemahl…«
    »Verzeiht, aber ich muß nach meinen Bediensteten sehen«, unterbrach er sie. Er hielt ihr die Hand hin, und Eliwys ließ sich auf ein Knie nieder und küßte ihm den Ring. Bevor sie sich erheben konnte, war er zum Stall hinübergegangen. Eliwys schaute ihm sorgenvoll nach.
    »Willst du ihn sehen?« fragte Agnes.
    »Nicht jetzt«, erwiderte Eliwys. »Rosemund, du mußt dich von Sir Bloet und Frau Yvolde verabschieden.«
    »Er ist so kalt«, sagte Agnes.
    Eliwys wandte sich zu Kivrin. »Katherine, weißt du, wo Frau Imeyne ist?«
    »Sie blieb in der Kirche zurück«, sagte Rosemund.
    »Vielleicht ist sie noch bei ihren Gebeten.« Eliwys stellte sich auf Zehenspitzen und überblickte das Gewimmel auf dem Hof. »Wo ist Maisry?«
    Sie tut, was ich gleich hätte tun sollen, dachte Kivrin, und hält sich versteckt.
    »Soll ich sie suchen?« fragte Rosemund.
    »Nein, du mußt dich von Sir Bloet verabschieden. Katherine, geh hinüber zur Kirche und geleite Frau Imeyne hierher, daß sie sich vom Gesandten des Bischofs verabschieden kann. Rosemund, was stehst du noch da? Du mußt deinem Verlobten Lebewohl sagen.«
    »Ich werde Frau Imeyne suchen«, sagte Kivrin. Wenn sie erst vom Hof wäre und Imeyne sich noch bei der Kirche aufhielt, könnte sie an den Hütten vorbeischlüpfen und sich im Wald in Sicherheit bringen, bis die Luft rein wäre.
    Sie wandte sich zum Gehen. Ein Diener führte ein unruhig tänzelndes Pferd vorbei, und Kivrin schlug einen Bogen, um ihm nicht zu nahe zu kommen.
    Einen Augenblick später war Rosemund bei ihr und faßte sie beim Ärmel. »Warte, Katherine! Du mußt mit mir kommen und Sir Bloet verabschieden.«
    Kivrin blickte zur Einfahrt. Jeden Augenblick konnte Frau Imeyne dort erscheinen, das Stundenbuch an die hagere Brust gedrückt.
    »Bitte!« sagte Rosemund. Sie sah blaß und ängstlich aus.
    »Rosemund…«
    »Es wird nur einen Augenblick dauern, dann kannst du Großmutter holen.«

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