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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ungewartet, brannte qualmend vor sich hin.
    »Frau Yvoldes Umhang ist auf dem Dachboden«, sagte Rosemund. »Warte auf mich.« Sie hastete die Leiter hinauf, als wäre Sir Bloet hinter ihr her.
    Kivrin ging zurück zum Durchgang und blickte zur Tür hinaus. Sie konnte die Einfahrt nicht sehen. Der Gesandte des Bischofs stand neben Eliwys’ Pferd, eine Hand auf dem Sattel, und hörte mit schiefgelegtem Kopf dem Mönch zu, der sich beim Sprechen nahe zu ihm beugte. Kivrin blickte die Treppe zur geschlossenen Tür hinauf und überlegte, ob der Sekretär wirklich unter den Folgen einer durchzechten Nacht litt, oder ein Zerwürfnis mit seinem Vorgesetzten gehabt hatte.
    Die Gesten, mit denen der Mönch seine Reden begleitete, verrieten jedenfalls Unruhe.
    »Da ist er«, sagte Rosemund. Sie kam die Leiter herunter, in einer Hand den Umhang, in der anderen die Leitersprossen.
    »Bitte bring du ihn zu Frau Yvolde, Katherine. Es wird nur eine Minute dauern.«
    Es war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. »Gut«, sagte sie, nahm Rosemund den schweren Reiseumhang ab und ging hinaus, entschlossen, den Umhang dem nächstbesten Bediensteten in die Hand zu drücken, daß er ihn Sir Bloets Schwester bringe, und zur Einfahrt zu laufen. Lieber Gott, betete sie, laß Imeyne noch ein paar Minuten in der Kirche bleiben, daß ich es bis zum Dorfanger schaffe. Aber als sie zur Tür hinaus wollte, stand Frau Imeyne vor ihr.
    »Warum seid Ihr nicht reisefertig?« fragte Imeyne mit einem Blick zu dem Umhang in ihren Armen. »Wo ist Euer Umhang?«
    Kivrin blickte an ihr vorbei zum Gesandten des Bischofs. Er hatte beide Hände am Sattel und einen Fuß im Steigbügel. Der Mönch war bereits aufgesessen.
    »Mein Umhang ist in der Kirche«, sagte Kivrin. »Ich werde ihn holen.«
    »Es ist nicht genug Zeit. Sie reisen ab.«
    Kivrin blickte verzweifelt auf dem Hof umher, aber sie waren alle außer Reichweite. Eliwys stand mit Gawyn bei den Stallungen, Agnes war mit einer von Sir Bloets Nichten beschäftigt, Rosemund nirgends zu sehen, wahrscheinlich noch im Haus versteckt.
    »Frau Yvolde bat mich, ihr den Umhang zu bringen«, sagte Kivrin.
    »Das kann Maisry tun«, sagte Imeyne. »Maisry!«
    Wenn sie nur in ihrem Versteck bliebe! dachte Kivrin.
    »Maisry!« rief Imeyne, und Maisry kam aus dem Brauhaus, eine Hand am Ohr. Imeyne riß den Umhang aus Kivrins Armen und lud ihn Maisry auf. »Hör auf, wehleidig zu tun, und bring dies Frau Yvolde«, fuhr sie das Mädchen an. Dann packte sie Kivrin beim Handgelenk. »Kommt!« sagte sie und steuerte den bischöflichen Gesandten an. »Ehrwürdiger Vater, Ihr habt Fräulein Katherine vergessen, die nach Godstow zu bringen Ihr verspracht.«
    »Wir gehen nicht nach Godstow«, sagte er und schwang sich mit ächzender Anstrengung in den Sattel. »Wir reisen nach Bernecestre.«
    Gawyn hatte Gringolet bestiegen und ritt zum Ende der Kolonne. Er reitet mit ihnen, dachte Kivrin. Vielleicht kann ich ihn auf dem Weg nach Courcy überreden, daß er mich zum Absetzort führt. Oder daß er mir wenigstens sagt, wo er ist. Dann kann ich mich von ihnen davonmachen und ihn selbst finden.
    »Kann sie dann nicht mit Euch nach Bernecestre reiten, daß ein Mönch sie von dort nach Godstow geleitet? Ich möchte, daß sie zu ihrem Kloster zurückkehrt.«
    »Wir haben keine Zeit«, sagte er und nahm die Zügel auf.
    Imeyne ergriff den Saum seines scharlachroten Umhanges. »Warum verlaßt Ihr uns so plötzlich, ehrwürdiger Herr? Hat jemand Euch beleidigt?«
    Er blickte zu dem Mönch, der wartend auf dem Pferd saß, die Zügel in der Hand. »Nein.« Er machte ein unbestimmtes Kreuzzeichen über Imeyne. »Dominus vobiscum«, murmelte er. Er sah sie an, dann ihre Hand an seinem Saum.
    »Könnt Ihr mir einen neuen Kaplan schicken?« drängte Imeyne.
    »Ich lasse meinen Sekretär zurück, daß er Euch als Kaplan diene«, sagte er.
    Kivrin hatte das sichere Gefühl, daß er log, und blickte scharf zu ihm auf. Er tauschte einen weiteren Blick mit dem Mönch, und Kivrin kam der Gedanke, daß ihre dringenden Geschäfte vielleicht nur darin bestanden, von dieser unzufriedenen alten Frau und ihren lästigen Klagen und Forderungen wegzukommen.
    »Euren Sekretär?« sagte Frau Imeyne erfreut und ließ den Umhang los.
    Der Gesandte trieb sein Pferd an und ritt im raschen Trab über den Hof und in die Zufahrt, gefolgt vom Zisterzienser. Hinter dem Wassertrog ritt er beinahe Agnes nieder, die ihm von der Seite her in den Weg lief und sich

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