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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Colin. »Erinnern Sie sich nicht?«
    Er hatte keinerlei Erinnerung daran, wußte nicht mehr, wann Mrs. Gaddson mit ihren biblischen Drohungen und Colin mit seinen spärlichen Informationen bei ihm gewesen war. Es war ihm nicht einmal sonderbar vorgekommen, daß Mary ihn nicht besucht hatte.
    »Ich sagte Ihnen, als sie krank wurde«, sagte Colin. »Ich sagte es Ihnen auch, als sie starb, aber Sie waren so krank, daß Ihnen alles gleich war.« Er dachte daran, wie Colin vor ihrem Krankenzimmer auf Nachricht gewartet hatte und dann zu ihm ans Bett gekommen war, um es ihm zu sagen. »Entschuldige, Colin.«
    »Sie konnten nichts dafür, daß Sie krank waren«, sagte Colin. »Es war nicht Ihre Schuld. Alle waren sehr nett zu mir, bis auf die Schwester. Sie wollte nicht erlauben, daß ich es Ihnen sagte, selbst nachdem es Ihnen besser ging, aber alle anderen waren nett, außer der Gallenstein. Sie las mir ständig aus der Bibel vor, wie Gott die Ungerechten und Sündhaften straft. Mr. Finch rief meine Mutter an, aber sie konnte nicht kommen, und so übernahm er alle Vorbereitungen für die Beerdigung. Er war sehr nett und hilfsbereit. Auch die Amerikanerinnen waren nett. Sie versorgten mich mit Süßigkeiten.«
    »Es tut mir leid«, sagte Dunworthy, und nachdem Colin gegangen war, hinausbefördert von der alten Hilfsschwester, noch einmal: »Es tut mir leid.«
    Colin kam nicht zurück, und Dunworthy wußte nicht, ob die Schwester ihn aus der Abteilung verbannt hatte, oder ob Colin ihm trotz allem, was er sagte, gram war, daß er ihn im Stich gelassen hatte.
    Und er hatte Colin im Stich gelassen, war urplötzlich von der Bühne abgetreten und hatte ihn Mrs. Gaddson und der Krankenschwester und Ärzten preisgegeben, die ihm nichts sagen wollten. Er hatte sich an einen Ort zurückgezogen, wo er unerreichbar gewesen war, so unerreichbar wie Basingame, der an irgendeinem Fluß in Schottland Lachse angelte. Und ganz gleich, was Colin sagte, er mußte gedacht haben, daß Dunworthy, wenn er wirklich gewollt hätte, für ihn dagewesen wäre, um ihm zu helfen, krank oder nicht.
    »Sie glauben, daß Kivrin tot ist, nicht?« hatte Colin ihn gefragt, nachdem Montoya gegangen ist. »Genauso wie Mrs. Montoya?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Aber Sie sagten, Kivrin könne die Pest nicht bekommen. Wie, wenn sie nicht tot ist? Wenn sie jetzt am Absetzort ist und auf Sie wartet?«
    »Sie war mit Influenza infiziert, Colin.«
    »Aber das waren Sie auch, und tausend andere, die nicht gestorben sind. Vielleicht hat sie es ebenso überstanden. Ich glaube, Sie sollten mit Badri sprechen und sehen, ob er eine Idee hat. Vielleicht kann er die Koordinaten wieder abrufen. Warum sollte mit dem Abschalten des Netzes der Speicher gelöscht worden sein?«
    »Du verstehst nicht, Colin. Es ist nicht wie eine Taschenlampe. Die Fixierung kann nicht wieder eingeschaltet werden.«
    »Gut, aber dann kann er sie vielleicht wiederholen. Eine neue Fixierung nach den vorhandenen Koordinaten vornehmen. Zur selben Zeit, zum selben Ort.«
    Zur selben Zeit. Eine Absetzoperation erforderte selbst mit bekannten Koordinaten Tage der Vorbereitung. Und Dunworthy argwöhnte, daß Badri die Koordinaten nicht haben würde, weil er in seinem Zustand versäumt hatte, sie einzuspeichern. In diesem Fall hätte er nur das Datum. Er könnte auf dieser Basis einen neuen Satz Koordinaten berechnen, wenn die Ortsbestimmung unverändert blieb, wenn Badri sie in seinem Fieber nicht auch durcheinandergebracht hatte, und wenn die Paradoxien überhaupt eine zweite Absetzoperation erlauben würde.
    Er sah sich außerstande, dies alles Colin zu erklären oder ihm klarzumachen, daß Kivrin die Influenza in einem Jahrhundert, wo der Aderlaß die ärztliche Standardbehandlung war, nicht gut überlebt haben konnte. »Es wird nicht klappen, Colin«, hatte er gesagt, plötzlich zu müde, um etwas zu erläutern. »Tut mir leid.«
    »Also wollen Sie sie einfach dort lassen? Ob sie tot ist oder nicht? Sie wollen nicht einmal Badri fragen?«
    »Colin…«
    »Tante Mary tat alles für Sie. Sie gab nicht auf!«
    »Was geht hier vor?« Die Schwester war hereingekommen. »Ich werde dich hinausschicken müssen, wenn du den Patienten weiter in Unruhe versetzt.«
    »Ich wollte sowieso gehen«, hatte Colin gesagt und war hinausgelaufen.
    Er war an diesem Tag nicht zurückgekommen, und auch nicht am nächsten Vormittag.
    »Darf ich Besuche empfangen?« erkundigte sich Dunworthy bei der Praktikantin, als sie ihren

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