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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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hatte, und zog ihre Jacke aus. Mary desinfizierte ihr die Innenseite des Armes und versah ein neues Fläschchen mit einer Punktionskanüle. »Bringen wir es hinter uns. Ich muß zurück zu meiner Ausgrabung.«
    »Sie können nicht zurück«, sagte Gilchrist. »Haben Sie nicht gehört? Wir stehen unter Quarantäne, dank Mr. Dunworthys Nachlässigkeit.«
    »Quarantäne?« Sie richtete sich so plötzlich auf, daß Mary ihren Arm mit der Kanüle verfehlte. Die Vorstellung, daß sie sich eine Krankheit zuziehen könnte, hatte sie nicht im mindesten beeindruckt, aber die Erwähnung der Quarantäne zeigte Wirkung. »Ich muß aber zurück«, sagte sie. »Soll das heißen, daß ich hier bleiben muß?«
    »Bis wir die Ergebnisse der Blutuntersuchungen haben«, sagte Mary. Sie versuchte eine Ader für die Punktion zu finden.
    »Wie lange wird das dauern?« fragte Montoya. Sie versuchte auf ihre Digitaluhr zu sehen, aber Mary arbeitete noch an ihrem Arm. »Der Kerl, der mich hierher brachte, ließ mich nicht einmal die Grabung zudecken oder die Wärmestrahler abschalten, und es regnet da draußen wie verrückt. Ich habe einen Friedhof, der voll Wasser laufen wird, wenn ich nicht hinaus kann.«
    »So lange wie ich brauche, um von Ihnen allen Blutproben zu nehmen, sie zu untersuchen und einen Antikörpertest zu machen«, sagte Mary, und Montoya schien die Botschaft zu verstehen, denn sie streckte ihren Arm aus und hielt still. Mary machte die Punktion, gab ihr die Thermometerkapsel und machte eine Blutdruckmessung. Dunworthy sah zu und fragte sich, ob sie die Wahrheit sagte. Sie hatte nicht gesagt, daß Montoya gehen könne, sobald die Untersuchungsergebnisse vorlägen, sondern nur, daß sie dableiben müsse, bis sie kämen. Und was dann? Würden sie alle zusammen oder getrennt in eine Isolierstation gebracht? Oder mit Medikamenten behandelt? Oder würde es weitere Untersuchungen geben?
    Mary nahm Montoya die Manschette ab und gab ihr den letzten Formularsatz. »Mr. Latimer? Sie sind der nächste.«
    Latimer stand auf, die Formulare in der Hand. Er sah sie mit konfusem Ausdruck an, dann legte er sie auf den Stuhl, wo er gesessen hatte, und kam herüber zu Mary. Unterwegs machte er kehrt und ging zurück, um Marys Einkaufstasche zu holen. »Die haben Sie bei uns vergessen«, sagte er und hielt sie Mary hin.
    »Oh, vielen Dank«, sagte sie. »Bitte stellen Sie sie neben den Tisch. Meine Handschuhe sind steril.«
    Latimer tat wie geheißen und lehnte die Tasche gegen ein Tischbein. Das Ende des Schals hing ein Stück heraus, und er steckte es sorgsam wieder hinein.
    »Ich hatte völlig darauf vergessen«, sagte Mary. »In all der Aufregung…« Sie schlug die behandschuhte Hand vor den Mund. »Ach du lieber Gott! Colin! Ich hatte ihn ganz vergessen. Wie spät ist es?«
    »Fünf Uhr acht«, sagte Montoya, ohne auf ihre Digitaluhr zu schauen.
    »Er sollte schon um drei ankommen«, sagte sie, stand auf und fummelte in nervöser Geistesabwesenheit mit den Fläschchen der Blutproben.
    »Vielleicht ist er zu Ihrer Wohnung gegangen, als Sie nicht da waren«, sagte Dunworthy.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war noch nie in Oxford. Darum hatte ich ihm gesagt, daß ich ihn am Bahnhof abholen würde. Erst jetzt ist es mir wieder eingefallen.«
    »Nun, dann wird er immer noch dort sein und warten«, sagte Dunworthy. »Soll ich gehen und ihn holen?«
    »Nein«, sagte sie. »Sie sind eine Kontaktperson.«
    »Dann werde ich den Bahnhof anrufen. Sie können ihm sagen, daß er von dort ein Taxi nehmen soll. In welcher Station wollten Sie ihn abholen? Cornmarket?«
    »Ja, Cornmarket.«
    Dunworthy rief die Auskunft an, kam beim dritten Versuch durch, erhielt die Nummer und rief die Station an. Die Leitung war besetzt. Er drückte auf die Taste und wählte noch einmal.
    »Ist Colin Ihr Enkel?« sagte Montoya. Sie hatte ihre Formulare beiseite gelegt. Die anderen schienen dieser neuesten Entwicklung keine Beachtung zu schenken. Gilchrist füllte mit finsterer Miene seine Formulare aus, als handle es sich um eine weitere Dokumentation von Nachlässigkeit und Unfähigkeit. Latimer saß geduldig mit aufgekrempeltem Ärmel neben dem Tablett. Die Ärztin lag noch immer mit geschlossenen Augen im Sessel.
    »Er ist mein Großneffe«, sagte Mary. »Er sollte von London heraufkommen, um Weihnachten mit mir zu verbringen.«
    »Um welche Zeit wurde Quarantäne verhängt?«
    »Zehn nach drei«, sagte Mary.
    Dunworthy hielt zum Zeichen, daß er durchgekommen war, die

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