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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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bedaure, daß Ihnen dadurch Ungelegenheiten entstanden sind. Ich habe meinen Sekretär angewiesen, Ihnen den Aufenthalt so bequem wie möglich zu machen, und wenn es noch etwas gibt, das ich für Sie tun kann…«
    »Tun? Tun? Sie können uns nach Ely bringen, das können Sie tun! Meine Schellenläuterinnen sollten um acht Uhr ein Konzert vor der Kathedrale geben, und morgen müssen wir in Norwich sein. Wir veranstalten dort ein Weihnachtsläuten am Heiligen Abend.«
    Er fühlte sich nicht berufen, ihr zu erklären, daß sie morgen nicht in Norwich sein würden. »Ich bin sicher, daß Ely bereits über die Situation unterrichtet ist, aber ich werde gern die Kathedrale anrufen und erklären…«
    »Erklären! Vielleicht können Sie es auch mir erklären. Ich bin es nicht gewohnt, mich in dieser Form meiner persönlichen Freiheit berauben zu lassen. In Amerika würde es niemandem im Traum einfallen, Ihnen zu sagen, wohin Sie gehen oder nicht gehen dürfen.«
    Und wegen dieses Denkens waren während der Pandemie mehr als dreißig Millionen Amerikaner gestorben. »Ich kann Ihnen versichern, Mrs. Taylor, daß die Quarantäne allein zu Ihrem Schutz ist, und daß all Ihre Konzertpartner gern bereit sein werden, die Termine umzuplanen. Jedenfalls ist das Balliol College erfreut, Sie zu Gast zu haben, und ich freue mich darauf, Sie persönlich kennenzulernen. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.«
    Wenn das wahr wäre, dachte er, hätte ich euch schon auf die erste Anfrage geantwortet, daß Oxford unter Quarantäne stehe.
    »Es ist unmöglich, ein Weihnachtsläuten am Heiligabend auf einen anderen Termin zu verlegen. Wir wollten ein neues Geläut vortragen. Das Domkapitel von Norwich rechnet fest mit uns, und wir haben die Absicht…«
    Er legte auf. Finch war wahrscheinlich in der Registratur und suchte nach Badris Personalakte, aber Dunworthy wollte nicht riskieren, eine weitere Schellenläuterin ans Telefon zu bekommen. Statt dessen suchte er die Nummer vom Regionalverkehr heraus und wählte. Er war noch dabei, als die Tür am Ende des Korridors geöffnet wurde und Mary hereinkam.
    Dunworthy winkte sie zu sich. »Ich versuche gerade, die Direktion des Regionalverkehrs zu erreichen.« Er wählte den Rest der Nummer und gab ihr den Hörer.
    Sie wehrte lächelnd ab. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe gerade mit Deirdre gesprochen. Colins Zug wurde in Barton angehalten. Die Passagiere mußten mit der U-Bahn zurück nach London. Sie geht hinunter zur Station Marble Arch, um ihn abzuholen.« Sie seufzte. »Deirdre war nicht sehr glücklich, als er wieder nach Hause kam. Sie hatte vor, Weihnachten mit der Familie ihres neuen Lebensgefährten zu verbringen, und ich glaube, sie wollte Colin gern aus dem Weg haben, aber es läßt sich nicht ändern. Ich bin nur froh, daß er nicht in diese Sache hineingezogen wurde.«
    Sie war sichtlich erleichtert. Er legte den Hörer auf. »Ist es so schlimm?«
    »Wir haben gerade die vorläufige Identifizierung des Erregers bekommen. Es ist eindeutig ein Myxovirus vom Typ A. Influenza.«
    Er hatte etwas Schlimmeres erwartet, irgendein Drittweltfieber oder einen Retrovirus. In den Tagen vor der Einführung antiviraler Medikamente hatte er selbst die Grippe gehabt. Er hatte sich schrecklich elend gefühlt, fiebrig und benommen, mit Halsschmerzen und Husten, aber nach ein paar Tagen Bettruhe und Hustensaft war er darüber hinweggekommen.
    »Dann werden sie die Quarantäne aufheben, wie?«
    »Erst wenn wir Badris Krankengeschichte haben«, sagte sie. »Ich hoffe immer noch, daß er die letzte Schutzimpfung versäumt hat. Wenn nicht, werden wir warten müssen, bis wir die Quelle lokalisieren können.«
    »Aber wenn es nur die Grippe ist?«
    »Wenn es nur eine kleine antigene Verschiebung um einen oder zwei Punkte ist, dann ist es bloß die Grippe«, erwiderte sie. »Wenn es eine größere Verschiebung ist, dann müssen wir von Influenza ausgehen, und das ist eine andere Sache. Die Pandemie der spanischen Grippe von 1918 war ein Myxovirus. Er tötete zwanzig Millionen Menschen. Viren mutieren alle paar Monate. Die Antigene an ihrer Oberfläche verändern sich so, daß das Immunsystem sie nicht erkennt. Deshalb sind regelmäßige vorbeugende Impfungen notwendig. Aber sie können nicht vor einer größeren Verschiebung schützen.«
    »Und darum handelt es sich hier?«
    »Ich bezweifle es. Größere Mutationen kommen nur alle zehn Jahre oder so vor. Ich halte es für wahrscheinlicher, daß Badri seine vorbeugende

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