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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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sein, es sei denn, es war eine eingeschleppte Krankheit von anderswo. Und das Mittelalter war voller Krankheiten, nicht wahr? Pocken und Pest und Cholera?«
    Gilchrist sagte: »Ich bin überzeugt, daß eine Möglichkeit, Krankheitserreger aus der Vergangenheit einzuschleppen, nicht besteht…«
    »Es ist ganz ausgeschlossen, daß ein Virus durch das Netz kommt«, sagte Dunworthy ungeduldig. »Das Raum-Zeit-Kontinuum läßt es nicht zu.«
    »Sie schicken Leute durch«, beharrte sie, »und ein Virus ist viel kleiner als ein Mensch und sehr viel widerstandsfähiger.«
    Dunworthy hatte dieses Argument zuletzt in den frühen Jahren des Netzes gehört, als die Theorie noch lückenhaft gewesen war.
    »Ich versichere Ihnen, daß wir alle Vorsichtsmaßregeln beachtet haben«, sagte Gilchrist.
    »Nichts, was den Gang der Geschichte beeinflussen könnte, kann durch ein Netz gehen«, sagte Dunworthy mit einem finsteren Blick zu Gilchrist. Der Mann ermutigte sie mit diesem Gerede von Sicherheitsvorkehrungen. »Strahlung, Gift, Mikroben, nichts davon ist je durch ein Netz gegangen. Sind sie vorhanden und geeignet, den Geschichtsablauf zu verändern, dann öffnet sich das Netz nicht.«
    Die Ärztin schien nicht überzeugt.
    »Ich versichere Ihnen…«, sagte Gilchrist, und Mary kam herein.
    Sie trug ein Bündel verschiedenfarbiger Papiere. Gilchrist stand sofort auf. »Dr. Ahrens, besteht eine Möglichkeit, daß diese Virusinfektion, die Mr. Chaudhuri sich zugezogen hat, durch das Netz gekommen sein könnte?«
    »Natürlich nicht«, sagte sie und runzelte die Stirn, als sei die Vorstellung absolut lächerlich. »Erstens können Krankheiten nicht durch das Netz kommen. Es würde die Paradoxien verletzen. Zweitens, wenn die Krankheit durchgekommen wäre, was nicht sein kann, würde Badri sie sich in weniger als einer Stunde nach ihrem Durchkommen zugezogen haben, was bedeuten würde, daß das Virus eine Inkubationszeit von einer Stunde hätte, eine absolute Unmöglichkeit. Und wenn es so wäre – was nicht sein kann –, würden Sie alle bereits krank sein, denn seit Sie ihr ausgesetzt wurden, sind mehr als drei Stunden vergangen.« Sie machte sich daran, die ausgefüllten Formulare und Listen einzusammeln.
    »Als stellvertretender Dekan der Historischen Fakultät habe ich Verantwortlichkeiten, um die ich mich kümmern muß«, sagte Gilchrist. »Wie lange wollen Sie uns hier noch festhalten?«
    »Nur lange genug, um Ihre Kontaktlisten einzusammeln«, sagte sie, »und Ihnen Instruktionen zu geben. Vielleicht fünf Minuten.«
    Sie nahm Latimers Liste an sich. Montoya zog ihre noch einmal über den Tisch und begann hastig zu schreiben.
    »Fünf Minuten? Dann können wir also gehen?«
    »Auf Probe, ja«, sagte sie. Sie legte die Listen unter ihr Papierbündel und begann die oberen Blätter auszuteilen. Sie waren von einem geschmacklosen Rosa und schienen Entlassungsformulare zu sein, welche die Klinik von jeglicher Verantwortung freistellten.
    »Wir haben die Blutuntersuchungen vorgenommen«, fuhr sie fort, »und keine der Proben zeigt einen erhöhten Spiegel von Antikörpern.«
    Sie reichte Dunworthy ein blaues Blatt, dessen Inhalt die Gesundheitsbehörde von jeglicher Verantwortung freistellte und die Bereitschaft des zu Entlassenden bekräftigte, alle nicht von der staatlichen Krankenversicherung getragenen Behandlungskosten in voller Höhe innerhalb von dreißig Tagen zu bezahlen.
    »Das Gesundheitsamt empfiehlt kontrollierte Beobachtung, ständige Überwachung der Temperatur und Blutproben in zwölfstündigen Abständen.«
    Das Blatt, das sie nun verteilte, war grün und trug die Überschrift: »Anleitung für Primärkontakte«. Der erste Punkt war: »Vermeiden Sie Kontakt mit anderen.«
    Dunworthy dachte an Finch und die Schellenläuter, die ihn mit allen möglichen Wünschen und Ansinnen überfallen würden, wenn er sich im Balliol blicken ließe, und an alle Passanten zwischen hier und dort.
    »Messen Sie in halbstündigen Abständen Ihre Temperatur«, fuhr sie fort, während sie ein gelbes Formblatt verteilte. »Kommen Sie sofort, wenn Ihr Monitor eine deutliche Zunahme der Temperatur anzeigt. Eine gewisse Fluktuation ist normal. Im allgemeinen steigt die Körpertemperatur am Spätnachmittag und Abend. Jede Temperatur zwischen 36 und 37,4 ist normal. Kommen Sie aber sofort in die Klinik, wenn Ihre Temperatur über 37,4 steigt, oder wenn sie plötzlich ansteigt, oder wenn Sie irgendwelche Symptome bei sich feststellen –

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