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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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einer Bahre darauf. Der Stationsarzt, auch in Papier, befragte eine dünne, ängstlich blickende Frau in einem nassen Regenmantel und passendem Regenhut.
    »Ihr Name ist Beverly Breen«, berichtete die Frau mit dünner Stimme. »Plover Way 226, Surbiton. Ich merkte gleich, daß etwas mit ihr nicht stimmte. Sie sagte ständig, wir müßten die U-Bahn nach Northampton nehmen.«
    Sie trug einen Schirm und eine große Handtasche, und als der Stationsarzt sie um die Krankenversicherungsnummer der Patientin bat, lehnte sie den Schirm gegen den Aufnahmeschalter, öffnete die Handtasche und durchsuchte sie.
    »Sie wurde gerade von der U-Bahnstation gebracht«, sagte Mary. »Sie klagte über Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Anscheinend Fieber. Sie wartete in einer Schlange auswärtiger Besucher, die Notunterkünfte zugewiesen bekommen.«
    Sie signalisierte dem Personal, den Bahrenwagen anzuhalten, und zog die Decke vom Oberkörper der Frau, damit er sie besser sehen könne, aber es war nicht nötig.
    Die Frau im nassen Regenmantel hatte die Karte gefunden und reichte sie dem Stationsarzt, nahm den Schirm, die Handtasche und ein Bündel verschiedenfarbiger Papiere an sich und kam damit zum Bahrenwagen. Der Schirm war groß und bedruckt mit lavendelblauen Veilchen.
    »Badri stieß auf dem Rückweg von dem Pub mit ihr zusammen«, sagte Dunworthy.
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte Mary.
    Er zeigte zur Freundin der Frau, die sich inzwischen gesetzt hatte, um Formulare auszufüllen. »Ich habe sie am Schirm erkannt.«
    »Und um welche Zeit war das?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht halb zwei?«
    »Von welcher Art war der Kontakt? Berührte er sie?«
    »Er prallte mit ihr zusammen«, sagte er, bemüht, sich die Szene in Erinnerung zu rufen. »Er lief gegen den aufgespannten Schirm, dann entschuldigte er sich, und sie beschimpfte ihn. Er hob den Schirm auf und gab ihn ihr.«
    »Hustete oder nieste er?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Die Frau wurde weiterbefördert. »Sie muß in die Isolierstation«, sagte Mary und ging den anderen nach.
    Die Freundin der Erkrankten stand auf, ließ eines der Formblätter fallen und drückte die anderen unbeholfen an ihren nassen Regenmantel. »Isolierstation?« sagte sie ängstlich. »Was fehlt ihr?«
    »Bitte kommen Sie mit mir«, sagte Mary zu ihr und führte sie irgendwohin, um eine Blutprobe zu nehmen und den Schirm ihrer Freundin mit Desinfektionsmittel besprühen zu lassen, bevor Dunworthy sie fragen konnte, ob er auf sie warten solle. Schließlich setzte er sich müde auf einen der Stühle an der Wand. Auf dem benachbarten Stuhl lag ein Merkblatt mit dem beherzigenswerten Titel »Die Bedeutung eines guten Nachtschlafs«.
    Sein Nacken schmerzte vom unbequemen Schlummer auf dem Feldhocker, und seine Augen brannten wieder. Er überlegte, ob er wieder zu Badri hinaufgehen sollte, war aber nicht sicher, daß er die Energie hatte, noch einmal die Schutzkleidung zu wechseln. Und es widerstrebte ihm, Badri zu wecken und zu fragen, wer sonst noch engeren Kontakt mit ihm gehabt habe.
    Jedenfalls zählte Kivrin nicht zu diesem Personenkreis. Es war halb fünf. Badri war um halb zwei mit der Frau zusammengestoßen. Das bedeutete eine Inkubationszeit von ungefähr fünfzehn Stunden, und vor fünfzehn Stunden war Kivrin schon gegen Infektionen geschützt gewesen.
    Mary kam zurück. Sie hatte die Kappe abgenommen, und ihre Atemschutzmaske baumelte vom Hals. Ihr Haar war in Unordnung, und sie sah so müde und erschöpft aus wie Dunworthy sich fühlte.
    »Mrs. Gaddson wird entlassen«, sagte sie zu der Schwester in der Anmeldung. »Sie soll sich morgen früh nüchtern zur nächsten Blutprobe wieder hier melden.« Sie kam herüber zu Dunworthy. »Ich hatte sie ganz vergessen«, sagte sie lächelnd. »Sie war ziemlich aufgeregt. Sie drohte mir mit einer Klage wegen Freiheitsberaubung.«
    »Sie sollte sich mit meinen Schellenläuterinnen gut verstehen. Sie haben mit der gleichen Klage gedroht.«
    Mary fuhr sich durch das wirre Haar.
    »Wir haben das Influenzavirus mit Hilfe des Zentrums für Infektionskrankheiten identifiziert.« Sie stand auf, als hätte sie plötzlich einen Zustrom frischer Energie erhalten. »Ich könnte eine Tasse Tee vertragen«, sagte sie. »Kommen Sie mit.«
    Dunworthy blickte zu der Schwester am Empfangsschalter, die ihn und Mary aufmerksam beobachtete, und erhob sich müde.
    »Ich bin im Wartezimmer der Chirurgie zu erreichen«, sagte Mary zu der Schwester am

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