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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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daß ihre Mutter eine Art Scherz gemacht hatte. »Er ritt seinen schwarzen Hengst Gringolet. Und er kam zu mir geritten und sagte: ›Gnädiges Fräulein Agnes, ich würde gern mit Eurer Mutter sprechen.‹«
    »Rosemund, deine Schwester verletzte sich wegen deiner Unaufmerksamkeit«, sagte die alte Frau. Es war ihr nicht gelungen, Agnes aus der Fassung zu bringen, also hatte sie beschlossen, sich ein anderes Opfer zu suchen. »Warum hast du nicht auf sie geachtet?«
    »Ich war an meiner Stickerei«, sagte Rosemund mit einem hilfesuchenden Blick zur Mutter. »Maisry sollte auf sie achtgeben.«
    Agnes hob den Kopf vom Hals der Mutter. »Maisry ist zu Gawyn hinausgegangen«, sagte sie.
    »Und tändelt mit dem Stallburschen«, sagte die alte Frau. Sie ging zur Tür und rief: »Maisry!«
    Maisry. Das war der Name, den die alte Frau schon einmal gerufen hatte, und jetzt ließ der Dolmetscher nicht einmal Leerstellen, wenn es um Eigennamen ging. Kivrin wußte nicht, wer Maisry war, wahrscheinlich eine Magd, aber wie die Dinge sich entwickelten, würde sie eine Menge Ärger bekommen.
    Die alte Frau war entschlossen, ein Opfer zu suchen, und die abwesende Maisry schien hervorragend geeignet.
    »Maisry!« rief sie wieder.
    Rosemund nutzte die Gelegenheit, um zu ihrer Mutter zu gehen. »Gawyn bat uns, dir zu sagen, daß er gern kommen und mit dir sprechen würde.«
    »Wartet er unten?« fragte Eliwys.
    »Nein, er ging zuerst zur Kirche, um mit Pater Roche zu sprechen.«
    »Warum wollte er Pater Roche sprechen?« Die alte Frau hatte kehrtgemacht und war wieder hereingekommen.
    »Vielleicht hat er etwas von der Dame gefunden«, sagte Eliwys mit einem Blick auf Kivrin. Es war der erste Hinweis darauf, daß sie oder sonst jemand von Kivrins Anwesenheit Notiz nahm.
    Kivrin schloß schnell die Augen, um sie glauben zu machen, daß sie schlafe, damit sie weiter über sie diskutierten.
    »Gawyn ist heute morgen ausgeritten, um die Wegelagerer zu suchen«, sagte Eliwys. Kivrin blinzelte durch fast geschlossene Lider, aber die junge Frau blickte nicht mehr zu ihr hin. »Vielleicht hat er sie gefunden.« Sie bückte sich und band die von Agnes’ leinener Kappe herabhängende Bänder zu einer Schleife. »Agnes, geh mit Rosemund zur Kirche und sag Gawyn, daß wir in der Diele mit ihm sprechen wollen. Die Dame schläft. Wir dürfen sie nicht stören.«
    Agnes eilte zur Tür und rief: »Ich werde es ihm sagen, Rosemund.«
    »Rosemund, laß es deine Schwester sagen«, rief Eliwys ihnen nach. »Agnes, renn nicht so!«
    Die Mädchen liefen zur Tür hinaus und die Treppe hinunter.
    »Rosemund ist bald erwachsen«, sagte die alte Frau. »Es ziemt sich nicht für sie, den Knechten deines Mannes hinterherzulaufen. Wenn du deine Töchter unbeaufsichtigt läßt, wird Schlimmes daraus entstehen. Du würdest gut daran tun, nach Oxenford zu schicken und eine Kinderfrau kommen zu lassen.«
    »Nein«, erwiderte Eliwys mit einer Festigkeit, die Kivrin nicht erwartet hatte. »Maisry kann auf sie achtgeben.«
    »Maisry taugt nicht einmal zum Schafehüten. Wir hätten nicht in solcher Eile von Bath heimkommen sollen. Sicherlich hätten wir warten können bis…«
    Der Dolmetscher ließ wieder eine Lücke, und Kivrin erkannte die Wendung nicht, aber sie hatte die wichtigsten Tatsachen verstanden. Sie waren aus Bath gekommen und lebten nicht weit von Oxford.
    »Laß Gawyn eine Kinderfrau bringen. Und eine heilkundige Frau, die der Dame Blutegel ansetzen kann.«
    »Wir werden niemand kommen lassen«, sagte Eliwys.
    »Nach…« Wieder ein Ortsname, den der Dolmetscher nicht bewältigen konnte. »Freifrau Yvolde genießt einen guten Ruf als Heilkundige. Und sie würde uns gern eine ihrer Zofen als Kinderfrau leihen.«
    »Nein«, sagte Eliwys, »wir werden sie selbst pflegen. Pater Roche…«
    »Pater Roche«, sagte die Alte verächtlich, »weiß nichts von Medizin.«
    Aber ich verstand alles, was er sagte, dachte Kivrin. Sie erinnerte sich seiner ruhigen Stimme, als er die Sterbegebete für sie gesprochen hatte, seine sanfte Berührung an ihren Schläfen, ihren Händen, den Fußsohlen. Er hatte ihr gesagt, es gebe nichts zu fürchten, und sie nach ihrem Namen gefragt. Und ihre Hand gehalten.
    »Wenn die Dame von edler Geburt ist«, sagte die ältere Frau, »kannst du dir nicht nachsagen lassen, daß du sie von einem unwissenden Dorfpfarrer versorgen ließest. Freifrau Yvolde…«
    »Wir werden niemand kommen lassen«, sagte Eliwys, und nun merkte Kivrin zum

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