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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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verschließbare Tür gibt. Daraus und aus der Beschäftigung von Dienstpersonal – mindestens drei Personen – schließe ich, daß es das Haus eines Landedelmannes ist. Sobald das Schwindelgefühl nachläßt, werde ich auf die Steinbank am Fenster steigen und feststellen, ob ich die Kirche sehen kann. Sie hat eine Glocke: gerade läutet sie zur Vesper. Die Kirche in Mrs. Montoyas Dorf hatte keinen Glockenturm, und das weckt in mir die Befürchtung, daß ich nicht im richtigen Dorf bin. Immerhin weiß ich, daß wir nicht weit von Oxford sind, denn eine der Frauen sprach davon, man solle einen Heilkundigen von dort holen. Auch liegt ein Dorf namens Kersey – oder Courcy – in der Nähe. Es ist keines der Dörfer auf Mrs. Montoyas Karte, die ich mir eingeprägt habe, aber es könnte auch der Name des Grundeigentümers sein.
    Weil ich nicht bei Sinnen war, habe ich auch keine Gewißheit über meine zeitliche Einordnung. Ich habe versucht, mich zu erinnern, und glaube, daß ich nur zwei Tage ohne Bewußtsein gewesen bin, aber es könnten mehr sein. Und ich kann die Leute hier nicht nach dem Tag fragen, weil sie mich nicht verstehen, und ich kann nicht vom Bett aufstehen, ohne umzufallen, und sie haben mir das Haar abgeschnitten, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ist geschehen? Warum funktioniert der Dolmetscher nicht? Warum hat die Stärkung des Immunsystems nicht gewirkt?
     
    (Unterbrechung)
     
    Unter meinem Bett ist eine Ratte. Ich höre sie in der Dunkelheit trippeln und knabbern.

 
11
     
     
    Sie konnten sie nicht verstehen. Kivrin hatte versucht, mit Eliwys ins Gespräch zu kommen und sich ihr verständlich zu machen, aber die junge Frau hatte nur freundlich und verständnislos gelächelt und Kivrin gesagt, sie solle ausruhen.
    »Bitte geh nicht«, hatte Kivrin gebettelt, als Eliwys zur Tür gegangen war. »Es ist wichtig. Gawyn ist der einzige, der weiß, wo der Absetzort ist.«
    »Schlaf«, sagte Eliwys. »Ich werde bald zurück sein.«
    »Du mußt mich mit ihm sprechen lassen«, sagte Kivrin in Verzweiflung, aber Eliwys war schon an der Tür. »Ich weiß nicht, wo der Absetzort ist.«
    Auf der Treppe wurden Schritte laut. Eliwys öffnete die Tür und sagte: »Agnes, ich sagte dir, du sollst gehen und…«
    Sie brach ab und wich einen Schritt zurück. Sie sah nicht ängstlich oder auch nur aufgeregt aus, aber ihr Hand am Türsturz zuckte ein wenig, als hätte sie die Tür am liebsten zugeworfen, und Kivrin bekam Herzklopfen. Es ist so weit, dachte sie wild. Sie sind gekommen, mich zum Scheiterhaufen zu schleppen.
    »Guten Morgen, Herrin«, sagte der Mann. »Deine Tochter Rosemund sagte mir, ich würde dich in der Diele finden, aber dort warst du nicht.«
    Er kam herein. Kivrin konnte sein Gesicht nicht sehen. Er stand am Fußende des Bettes, durch den Bettvorhang von ihr getrennt. Sie schob den Kopf zur Seite, um ihn zu sehen, aber schon die unbedeutende Bewegung erzeugte Schwindelgefühl. Sie ließ den Kopf ins Kissen zurücksinken und hielt still.
    »Ich dachte mir, daß ich dich bei der verwundeten Dame finden würde«, sagte der Mann. Er trug ein gefüttertes Wams und lederne Beinkleider. Und ein Schwert. Es klapperte metallisch in der Scheide, wenn er sich bewegte. »Wie geht es ihr?«
    »Es geht ihr heute besser«, sage Eliwys. »Meine Schwiegermutter ist gegangen, ihr einen Absud von Ziest für ihre Verletzungen zu machen.«
    Seine Bemerkung über »deine Tochter Rosemund« konnte nur bedeuten, daß dieser Mann Gawyn war, den sie geschickt hatte, um nach Spuren der Wegelagerer zu suchen, aber während er sprach, war Eliwys zwei weitere Schritte zurückgewichen, und ihr Gesichtsausdruck war vorsichtig und wachsam. Der Gedanke an Gefahr kam Kivrin wieder in den Sinn, und sie fragte sich, ob Mr. Dunworthys Halsabschneider am Ende doch kein Fiebertraum gewesen sei, und ob dieser Mann mit dem grausamen Gesicht Gawyn sein könne.
    »Fandest du nichts, was uns Aufschluß über Namen und Herkunft der Dame geben könnte?« fragte Eliwys.
    »Nein«, sagte er. »Ihre Habe ist gestohlen und die Pferde sind weggeführt worden. Ich hoffe, die Dame könnte mir etwas über ihre Angreifer sagen, wie viele es waren und aus welcher Richtung sie auf sie zukamen.«
    »Ich fürchte, sie kann dir nichts sagen, Gawyn«, sagte Eliwys.
    »Ist sie stumm?« Er tat zwei Schritte zur Seite, um sie sehen zu können.
    Er war nicht so groß, wie Kivrin sich an ihn erinnerte, als er vor ihr gestanden hatte, und sein Haar

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