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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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war bei Tageslicht weniger rot und mehr blond, aber sein Gesicht sah noch immer so freundlich aus wie in der Nacht, als er sie auf sein Pferd gesetzt hatte.
    Nachdem er sie auf der Lichtung gefunden hatte. Er war nicht der Halsabschneider – den hatte sie in ihrem Delirium geträumt, ebenso wie das weiße Pferd –, und sie mußte Eliwys Reaktionen mißverstehen, wie sie die Absicht der Frauen mißverstanden hatte, als sie ihr zum Nachttopf helfen wollten.
    »Sie ist nicht stumm, spricht aber in einer fremden Zunge, die ich nicht kenne«, sagte Eliwys. »Ich fürchte, die Verletzungen haben ihren Verstand verwirrt.« Sie kam ans Bett, und Gawyn folgte ihr. »Liebes Fräulein«, sagte Gawyn. Er sprach langsam und überdeutlich, als dächte er, Kivrin sei taub.
    »Er war es, der dich im Wald fand«, sagte Eliwys.
    Wo im Wald? dachte Kivrin verzweifelt.
    »Ich freue mich, daß deine Wunden heilen«, sagte Gawyn, jedes Wort betonend. »Kannst du mir etwas über die Männer sagen, die dich überfielen?«
    Ich weiß nicht, ob ich dir irgend etwas sagen kann, dachte sie. Aus Sorge, er würde sie auch nicht verstehen, wagte sie nichts zu sagen. Es war aber wichtig, daß er sie verstand. Er wußte, wo der Absetzort war.
    »Wie viele Männer waren es?« fragte Gawyn. »Waren sie beritten?«
    Wo hast du mich gefunden? dachte sie und betonte die einzelnen Worte, wie Gawyn es getan hatte. Sie wartete, daß der Dolmetscher den ganzen Satz ausarbeite, achtete sorgfältig auf die Betonungen und verglich sie mit den Sprachlektionen, die Dr. Latimer und Mr. Dunworthy ihr erteilt hatten.
    Gawyn und Eliwys sahen sie erwartungsvoll an. Sie holte tief Atem. »Wo hast du mich gefunden?«
    Sie tauschten schnelle Blicke aus, er überrascht, sie mit dem Ausdruck der Selbstbestätigung: Siehst du?
    »Genauso sprach sie an dem Abend«, sagte er. »Ich dachte, es sei ihre Verstörung nach dem Überfall, ihre Verletzung vielleicht, die sie so sprechen machte.«
    »So dachte ich auch«, sagte Eliwys. »Die Mutter meines Mannes meint, sie sei aus Frankreich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Was sie spricht, ist nicht Französisch.« Er wandte sich wieder zu Kivrin. »Liebes Fräulein«, sagte er mit erhobener Stimme, »bist du aus einem anderen Land gekommen?«
    Ja, dachte Kivrin, einem anderen Land, und der einzige Weg zurück ist der Absetzort, und du weißt, wo er ist.
    »Wo hast du mich gefunden?« wiederholte sie.
    »Ihre Habe wurde geraubt«, sagte Gawyn, »aber ihr Wagen war von feiner Bauart und sie hatte viele Kisten und Körbe.«
    Eliwys nickte. »Ich fürchte, sie ist von vornehmer Geburt und ihre Leute suchen sie.«
    »In welchem Teil des Waldes hast du mich gefunden?« fragte Kivrin, drängende Ungeduld in der Stimme.
    »Wir beunruhigen sie«, sagte Eliwys. Sie beugte sich über Kivrin und tätschelte ihr die Hand. »Schhh. Alles ist gut. Ruh dich aus.« Sie wandte sich ab, und Gawyn mit ihr. Sie bewegten sich zur Tür.
    »Soll ich nach Bath zu unserem Herrn Guillaume reiten?« fragte Gawyn, außer Sicht hinter dem Bettvorhang.
    Eliwys trat zurück, wie sie es bei seinem Kommen getan hatte, als ob sie ihn fürchtete. Aber sie hatten nebeneinander am Bett gestanden, ihre Hände hatten sich fast berührt. Sie hatten wie alte Freunde miteinander gesprochen. Diese vorsichtige Wachsamkeit mußte eine andere Ursache haben.
    »Möchtest du, daß ich deinen Mann hierher geleite?« fragte Gawyn.
    »Nein«, sagte Eliwys und blickte auf ihre Hände. »Mein Herr hat genug Sorgen, und er kann vor dem Ende des Gerichtsverfahrens nicht abreisen. Und er bat dich, zu unserem Schutz bei uns zu bleiben.«
    »Mit deiner Erlaubnis werde ich dann zu dem Ort zurückkehren, wo das Fräulein überfallen wurde, und weitersuchen.«
    »Gut so«, sagte Eliwys und vermied es, ihn anzusehen.
    »In ihrer Hast mögen die Räuber Dinge übersehen oder fallen gelassen haben, die uns Aufschluß über sie geben werden.«
    Kivrin versuchte seine Worte aus der Übersetzung des Dolmetschers herauszuhören und sich einzuprägen. Der Ort, wo ich überfallen wurde.
    »Ich verabschiede mich und reite wieder hinaus«, sagte Gawyn.
    Eliwys blickte zu ihm auf. »Jetzt?« sagte sie. »Es wird dunkel.«
    »Zeigt mir den Ort, wo ich überfallen wurde«, sagte Kivrin.
    »Ich fürchte die Dunkelheit nicht, Eliwys«, sagte er und schritt hinaus.
    »Nimm mich mit«, sagte Kivrin, aber es war zu spät. Sie waren bereits gegangen, und der Dolmetscher war defekt geworden. Sie hatte sich

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