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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ersten Mal, daß sie sich fürchtete. »Mein Mann bat uns, hier zu bleiben und keinen Besuch zu empfangen, bis er käme.«
    »Er hätte mit uns kommen können.«
    »Du weißt, daß er es nicht konnte«, erwiderte Eliwys. »Er wird kommen, sobald er kann. Ich muß gehen und mit Gawyn sprechen«, fügte sie hinzu und ging an der alten Frau vorbei zur Tür. »Gawyn sagte mir, er werde die Stelle absuchen, wo er die Dame fand, um nach Fährten der Wegelagerer zu suchen. Vielleicht hat er etwas gefunden, was uns sagen wird, wer sie ist.«
    Die Stelle, wo er die Dame fand. Gawyn war also der Mann, der sie gefunden hatte, der Rothaarige mit dem freundlichen Gesicht, der ihr auf sein Pferd geholfen und sie hierher gebracht hatte. Wenigstens das hatte sie nicht geträumt, obwohl sie den Schimmel geträumt haben mußte. Er hatte sie hergebracht und wußte, wo der Absetzort war.
    »Warte!« sagte Kivrin. Sie stützte sich mit beiden Ellbogen und brachte den Oberkörper halb in die Höhe. »Wartet bitte. Ich möchte mit Gawyn sprechen.«
    Die Frauen wandten sich überrascht um. Eliwys kam ans Bett und schaute besorgt.
    »Ich würde gern mit dem Mann namens Gawyn sprechen«, sagte Kivrin langsam und deutlich, wartete mit jedem Wort, bis sie die Übersetzung hatte. Später würde der Prozeß automatisch ablaufen, aber einstweilen dachte sie das Wort und wartete dann, bis der Dolmetscher es übersetzte und laut wiederholte. »Ich muß diesen Ort wissen, wo er mich fand.«
    Eliwys legte ihr die Hand auf die Stirn, aber Kivrin schob sie ungeduldig beiseite.
    »Ich möchte Gawyn sprechen«, sagte sie.
    »Sie hat kein Fieber, Imeyne«, sagte Eliwys zu der alten Frau, »und doch versucht sie zu sprechen, obwohl sie weiß, daß wir sie nicht verstehen können.«
    »Sie spricht mit ausländischer Zunge«, sagte Imeyne in einem Ton, der es verbrecherisch erscheinen ließ. »Vielleicht ist sie eine französische Spionin.«
    »Ich spreche nicht Französisch«, sagte Kivrin. »Ich spreche Mittelenglisch.«
    »Vielleicht ist es Latein«, sagte Eliwys. »Pater Roche sagte, sie habe Lateinisch gesprochen, als er ihr die Beichte abnahm.«
    »Pater Roche kann kaum sein Vaterunser sagen«, sagte Imeyne.
    »Wir sollten… kommen lassen.« Wieder der unbekannte Name. Kersey? Courcy?
    »Ich möchte mit Gawyn sprechen«, sagte Kivrin auf lateinisch.
    »Nein«, sagte Eliwys. »Wir werden auf meinen Mann warten.«
    Die alte Frau machte ärgerlich kehrt, daß etwas vom Inhalt des Nachttopfes über ihre Hand schwappte. Sie wischte es an ihren Röcken ab, ging zur Tür hinaus und warf sie hinter sich zu. Eliwys wollte ihr nach.
    Kivrin ergriff ihre Hände. »Warum verstehst du mich nicht?« fragte sie. »Ich verstehe dich. Ich muß mit Gawyn sprechen. Er muß mir sagen, wo der Absetzort ist.«
    Eliwys machte sich von Kivrins Hand los. »Nun, du brauchst nicht zu weinen«, sagte sie freundlich. »Versuch zu schlafen. Du mußt ausruhen, damit du heimgehen kannst.«

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(000915-001284)
     
    Ich bin in großen Schwierigkeiten, Mr. Dunworthy. Ich weiß nicht, wo ich bin, und ich kann die Sprache nicht sprechen. Etwas ist mit dem Dolmetscher nicht in Ordnung. Ich kann einiges davon, was die Einheimischen sagen, gut verstehen, aber sie verstehen mich überhaupt nicht. Und das ist nicht das Schlimmste.
    Ich bin von einer Krankheit befallen und weiß nicht, was es ist. Es ist nicht die Pest, weil die Symptome andere sind und ich mich auf dem Weg der Besserung befinde. Außerdem wurde ich gegen Pest geimpft. Ich bekam alle Impfungen, die T-Zellen-Vermehrung und alles, aber etwas davon hat nicht gewirkt, oder dies ist eine mittelalterliche Krankheit, gegen die es in unserer Zeit keine Impfungen gibt.
    Die Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber und Schwindelgefühl, und wenn ich mich bewege, Schmerzen in der Brust. Eine Zeit lang lag ich im Delirium, was erklärt, daß ich nicht weiß, wo ich bin. Ein Mann namens Gawyn brachte mich auf seinem Pferd hierher, aber ich erinnere mich nur an wenige Einzelheiten des Rittes, außer daß es dunkel war und Stunden zu dauern schien. Ich hoffe, daß dieser Eindruck falsch und durch das Fieber bedingt war, und daß ich doch in Mrs. Montoyas Dorf bin.
    Es könnte Skendgate sein. Ich erinnere mich an eine Kirche, und dies scheint ein Herrenhaus zu sein. Ich bin in einer Schlafkammer im Obergeschoß, und es ist nicht nur ein Heuboden, weil es gemauerte Wände, ein Fenster und eine

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