Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
ahvhegh parage attelest, baht hoore der wikkonassae haswfolletwe?«
    Nichts. Kivrins hatte gehofft, daß der Dolmetscher während ihres Schlafes alles bis dahin Gehörte sortiert und entziffert haben würde. Aber was die alte Frau sagte, war noch immer unverständlich. Manches hörte sich ein wenig wie Französisch an, vor allem in den Betonungen, aber Kivrin hatte sich mit normannischem Französisch beschäftigt – Mr. Dunworthy hatte sie dazu gedrängt –, und sie konnte in dieser Sprache nichts davon wiederfinden.
    »Hasto naydepesse?« sagte die Frau.
    Es klang jedenfalls wie eine Frage.
    Als Kivrin nicht zu antworten wußte, ergriff die alte Frau mit harter Hand ihren Arm und legte den anderen Arm um ihre Schultern, wie um ihr aufzuhelfen. Ich bin zu schwach, um aufzustehen, dachte Kivrin. Warum will sie, daß ich aufstehe? Um verhört zu werden? Verbrannt zu werden?
    Die junge Frau kam mit einer Fußschüssel herein, die sie auf der Steinbank abstellte. Dann kam sie, um der Älteren zu helfen. »Hastonti natour yowrese?« fragte sie mit ihrem zahnlückigen Lächeln, und Kivrin kam der Gedanke, daß die beiden sie vielleicht zur Toilette führen wollten. Sie unternahm eine Anstrengung, aufzusitzen und die Beine vom Strohsack über die Bettkante zu schieben.
    Augenblicklich überkam sie das Schwindelgefühl. Sie saß, ließ die bloßen Beine über die Seitenplanke der Bettstelle hängen und wartete, daß es verginge. Sie trug ihr leinenes Hemd und sonst nichts. Wo mochten ihre Kleider sein? Wenigstens hatte man ihr das Hemd gelassen. Soviel sie wußte, hatte man im Mittelalter keine Nachthemden gekannt.
    Im Mittelalter hatte man auch keine Toiletten, dachte sie und hoffte, sie würde nicht hinaus zu einer Latrine im Freien gehen müssen. In Burgen gab es manchmal geschlossene Abtritte über einem Schacht oder Erker, die über eine Außenwand hinausragten, aber dies war keine Burg.
    Die junge Frau legte Kivrin eine dünne, gefaltete Decke wie einen Schal um die Schultern, und gemeinsam halfen die beiden ihr vom Bett auf. Die Dielenbretter des Bodens waren eiskalt. Sie tat ein paar wankende Schritte, dann wurde ihr wieder schwindlig. Ich werde es nie bis hinaus schaffen, dachte sie.
    »Wotan shay wootes nawdaor youse der jordane?« sagte die alte Frau, und Kivrin hörte eine Ähnlichkeit mit dem französischen jardin heraus, was Garten bedeutete. Sollte sie sich vielleicht im Garten entleeren?
    »Tanwai maunhollp anhor«, sagte die junge Frau. Sie hatte Kivrin umfaßt und zog nun Kivrins Arm über die Schultern. Die andere packte Kivrins anderen Arm mit beiden Händen. Sie reichte Kivrin kaum über die Schulter, und die junge Frau konnte kaum mehr als neunzig Pfund wiegen, aber gemeinsam hielten sie Kivrin aufrecht und gingen mit ihr bis zum Ende des Bettes.
    Ihr wurde mit jedem Schritt schwindliger, aber am Ende des Bettes blieben sie mit ihr stehen. Dort stand eine Truhe, ein niedriger hölzerner Kasten, in dessen Deckel ein Vogel oder vielleicht ein Engel geschnitzt war. Darauf stand eine mit Wasser gefüllte Holzschüssel, daneben waren Kivrins blutiger Verband und eine kleinere, leere Schale. Kivrin war ganz auf das Problem konzentriert, sich auf den Beinen zu halten, und erkannte nicht, was es war, bis die alte Frau sagte: »Swoune nawmaydar oupondre yorresette«, und andeutungsweise ihre schweren Röcke hob und die Bewegung des Niedersetzens machte.
    Ein Nachttopf, dachte Kivrin dankbar. Mr. Dunworthy, in den Häusern von Landedelleuten um 1320 gab es Nachttöpfe! Sie nickte, um zu zeigen, daß sie verstanden habe, und ließ sich mit Hilfe der beiden auf die Schüssel nieder. Das Schwindelgefühl war so stark, daß sie sich an dem schweren Bettvorhang festhalten mußte, um nicht zu fallen, und als sie nach einer Weile wieder aufstehen wollte, durchbohrte ein so scharfer Schmerz ihre Brust, daß sie sich krümmte.
    »Maisry!« rief die alte Frau zur Tür. »Maisry, kom undtvae holpoon!« und die Betonung machte deutlich, daß sie jemand zu Hilfe rief, aber niemand erschien, also irrte sie sich vielleicht auch darin.
    Als der Schmerz nachgelassen hatte, richtete sie sich vorsichtig auf, versuchte dann noch einmal, aufzustehen, und der Schmerz blieb erträglich, aber die beiden Frauen mußten sie gleichwohl mehr zum Bett zurücktragen als daß sie aus eigener Kraft gehen konnte, und bis sie wieder im Bett unter der Decke lag, war sie völlig erschöpft und schloß die Augen.
    »Slaeponpon donu paw daton«,

Weitere Kostenlose Bücher