Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
Grippe sein. Wie behandelte man sie? Antivirale Mittel, Bettruhe, Vitamine, viel Flüssigkeit.
    Also dann ruhe, sagte sie sich, und schloß die Augen.
    Sie erinnerte sich nicht, eingeschlafen zu sein, mußte es aber, denn die beiden Frauen waren wieder im Zimmer und redeten miteinander, und Kivrin hatte keine Erinnerung an ihr Eintreten.
    »Was sagte Gawyn?« fragte die alte Frau. Sie zerdrückte und verrieb mit einem Löffel etwas in einer Schale. Neben ihr stand der kleine eisenbeschlagene Kasten, und während Kivrin hinsah, nahm die Frau einen kleinen Stoffbeutel heraus, schüttete den Inhalt in die Schale und rührte weiter.
    »Er fand nichts unter ihren Habseligkeiten, was uns ihre Herkunft verraten könnte. Was sie mit sich führte, wurde alles gestohlen, die Kisten aufgebrochen und von allem entleert, was uns Aufschluß geben könnte. Aber er sagte, ihr Wagen sei von feiner Bauart. Sicherlich kommt sie aus einer guten Familie.«
    »Und sicherlich sucht ihre Familie sie«, sagte die alte Frau. Sie hatte die Schale weggestellt und zerriß mit lautem Geräusch Stoff. »Wir müssen nach Oxenford schicken und ihnen sagen, daß sie sicher bei uns liegt.«
    »Nein«, sagte Eliwys, und Kivrin konnte den Widerstand in ihrer Stimme hören. »Nicht nach Oxenford.«
    »Was hast du gehört?«
    »Ich habe nichts gehört«, sagte Eliwys, »als daß mein Herr uns gebot, hierzubleiben. Wenn alles gut ausgeht, wird er binnen Wochenfrist bei uns sein.«
    »Wenn alles gut gegangen wäre, würde er jetzt bei uns sein.«
    »Die Verhandlung hatte kaum begonnen. Vielleicht ist er schon auf dem Heimweg.«
    »Oder vielleicht wartet…« – wieder einer jener unübersetzbaren Namen; waren es Torkquil? – »auf den Galgen, und mein Sohn mit ihm. Er hätte sich nicht in solch eine Angelegenheit einmischen sollen.«
    »Er ist ein Freund, und schuldlos an dem, dessen die Anklage ihn bezichtigt.«
    »Er ist ein Dummkopf, und mein Sohn ein noch größerer Dummkopf, daß er für ihn Zeugnis ablegt. Ein Freund hätte ihm befohlen, Bath zu verlassen.« Sie drückte den Löffel gegen die Seite der Schale und rieb ihn hin und her. »Ich brauche Senf dazu«, sagte sie, stellte die Schale weg und trat an die Tür. »Maisry!« rief sie, dann fuhr sie fort, Stoff zu zerreißen. »Fand Gawyn keinen von den Begleitern des Fräuleins?«
    Eliwys setzte sich unter das Fenster. »Nein, auch nicht ihre Pferde.«
    Ein Mädchen, dem fettiges Haar ins pockennarbige Gesicht hing, kam herein. Sollte dies Maisry sein, die mit Stallburschen tändelte, statt auf ihre Schützlinge zu achten? Sie beugte das Knie in einem Knicks, der mehr ein Stolpern war, und sagte: »Wotwardstu, Lauttysin?«
    Lieber Gott, nein, dachte Kivrin. Was ist jetzt mit dem Dolmetscher?
    »Bring mir den Senftopf aus der Küche und säume nicht«, sagte die alte Frau, und das Mädchen wandte sich zur Tür. »Wo sind Agnes und Rosemund? Warum sind sie nicht bei dir?«
    »Shayruthamay«, sagte sie mürrisch.
    Eliwys stand auf. »Was gibt es, sprich.«
    »Sie verbergen (etwas) vor mir.«
    Es war kein Defekt des Dolmetschers. Es war lediglich der Unterschied zwischen dem normannisch-französisch überformten Altsächsisch der Oberschicht und dem noch urtümlichen altsächsischen Dialekt des einfachen Volkes. Keine der beiden Mundarten hatten Ähnlichkeit mit dem Mittelenglisch, das Dr. Latimer und Mr. Dunworthy sie gelehrt hatten. Es war ein Wunder, daß der Dolmetscher überhaupt etwas aufnahm.
    »Ich suchte sie, als Frau Imeyne mich rief, gnädige Frau«, sagte Maisry, und der Dolmetscher nahm alles auf, obwohl es mehrere Sekunden dauerte. Seine Anstrengung verlieh Maisrys Sprache eine schwachsinnige Langsamkeit, die wahrscheinlich nicht ganz angemessen war.
    »Wo hast du sie gesucht? Im Stall?« sagte Eliwys und schlug die Hände wie zwei Becken von beiden Seiten gegen Maisrys Kopf. Maisry jaulte und hob eine schmutzige Hand an ihr linkes Ohr. Kivrin drückte sich unwillkürlich tiefer ins Kissen.
    »Geh und hol den Senf für Frau Imeyne und suche Agnes.«
    Maisry nickte. Sie sah nicht sonderlich eingeschüchtert aus, hielt aber immer noch ihr Ohr. Nach einem weiteren strauchelnden Knicks ging sie hinaus, nicht schneller als sie hereingekommen war. Die plötzliche Gewalttätigkeit schien sie weniger zu erschrecken als Kivrin, und als diese sich gefaßt hatte, fragte sie sich, ob Frau Imeyne bald zu ihrem Senf kommen würde.
    Die Schnelligkeit und Gemütsruhe, mit der die Züchtigung

Weitere Kostenlose Bücher