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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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die Sprache gründlich erforscht.
    Kivrin rieb sich die Stirn. »Ich erinnere mich nicht.«
    »An nichts?« sagte Eliwys und wandte sich zur Schwiegermutter. »Sie erinnert sich an nichts. Es ist die Kopfwunde. Sie hat ihr Gedächtnis erschüttert.«
    »Nein… nein…«, sagte Kivrin. Sie sollte nicht Amnesie vorspiegeln. Sie sollte sich als Isabel de Beauvrier aus East Riding ausgeben. Daß die Landstraßen hier trocken waren, bedeutete nicht, daß sie weiter nördlich in genauso gutem Zustand waren, und Eliwys wollte Gawyn nicht einmal nach Oxford reiten lassen, um Nachricht über die zu erhalten, oder nach Bath, um ihren Mann abzuholen. Sie würde ihn sicherlich nicht nach Yorkshire schicken.
    »Erinnerst du nicht einmal deinen eigenen Namen?« sagte Frau Imeyne ungeduldig. Sie beugte sich so nahe zu Kivrin, daß ihr Atem über sie hinging. Er war sehr übelriechend, ein Fäulnisgestank. Sie mußte faulige Zähne haben.
    »Wie heißt du?«
    Mr. Latimer hatte gesagt, Isabel sei der um 1300 am meisten verbreitete weibliche Name gewesen. Wie verbreitet war Katherine? Wie, wenn Yorkshire doch nicht weit genug entfernt war und Frau Imeyne die Familie kannte? Sie würde den Namen Katherine de Beauvrier als einen weiteren Beweis ansehen, daß sie eine Spionin sei. Sie war gut beraten, bei dem ursprünglich gewählten Namen zu bleiben und ihnen zu sagen, daß sie Isabel de Beauvrier sei. Die alte Frau würde nur zu gern glauben, daß der Dorfpfarrer ihren Namen falsch verstanden hatte. Es wäre ein weiteres Zeichen seiner Unwissenheit, seiner Unfähigkeit, ein weiterer Grund, nach Bath zu schicken und den Bischof um einen neuen Pfarrer zu bitten. Aber er hatte Kivrin in ihrer Not beigestanden, ihre Hand gehalten, ihr gesagt, sie brauche sich nicht zu fürchten.
    »Mein Name ist Katherine«, sagte sie.

 
    ABSCHRIFT AUS DEM DOOMSDAY BOOK
(001300-002018)
     
    Ich bin nicht die einzige, die hier Schwierigkeiten hat, Mr. Dunworthy. Ich glaube, gleiches gilt für die Zeitgenossen, die mich aufgenommen haben.
    Der Herr des Hauses ist nicht hier. Er ist in Bath, um vor Gericht als Zeuge für einen Freund auszusagen, was anscheinend eine gefährliche Sache ist. Seine Mutter, Frau Imeyne, bezeichnete ihn als einen Dummkopf, weil er sich in die Angelegenheit eingemischt hatte, und seine Frau Eliwys scheint besorgt und nervös.
    Anscheinend sind sie erst kürzlich hierhergekommen, in großer Eile und ohne Dienstpersonal. Edelfrauen des 14. Jahrhunderts hatten wenigstens eine Kammerzofe, aber wieder Eliwys noch Imeyne hat eine, und sie scheinen auch die Kinderfrau – Guillaumes zwei kleine Töchter sind hier – zurückgelassen zu haben. Imeyne wollte eine neue kommen lassen und einen Kaplan, aber Eliwys läßt es nicht zu.
    Ich vermute, daß der Herr des Hauses Mißhelligkeiten erwartet und seine Familie hierhergeschickt hat, um sie in Sicherheit zu bringen. Möglicherweise hat es bereits Schwierigkeiten gegeben: Agnes, das kleinere der beiden Mädchen, erzählte mir vom Tod des Kaplans und eines Mannes namens Gilbert, dessen »Kopf ganz rot« war, so daß es vielleicht schon zu Blutvergießen gekommen ist, und die Frauen hierhergekommen sind, um ihm zu entgehen. Ein Vertrauter des Hausherrn ist mit ihnen gekommen und trägt immer ein Schwert an der Seite.
    1320 gab es in Oxfordshire keine größeren Aufstände gegen Eduard II., obwohl niemand sehr glücklich über den König und seinen Günstling Hugh Despenser war, und es sonst überall Verschwörungen und kleinere Scharmützel gab. Zwei große Barone, Lancaster und Mortimer, nahmen den Despensers in diesem Jahr dreiundsechzig Landgüter weg. Es ist denkbar, daß Guillaume oder sein Freund an solchen Unternehmungen beteiligt sind.
    Natürlich kann es sich auch um ganz andere Dinge handeln, einen Streit um Landbesitz oder ähnliches. Um 1300 verbrachten die Leute beinahe soviel Zeit mit Rechtsstreitigkeiten wie die Zeitgenossen im letzten Teil des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber ich glaube es nicht. Eliwys fährt bei jedem ungewohnten Geräusch auf, und sie hat Frau Imeyne verboten, benachbarten Familien von ihrer Anwesenheit Mitteilung zu machen.
    In einer Weise ist das günstig für mich. Wenn sie niemandem sagen, daß sie hier sind, werden sie auch nichts über mich verlauten lassen und keine Boten aussenden, um herauszufinden, wer ich bin. Andererseits besteht die Gefahr, daß jeden Augenblick Bewaffnete die Tür eintreten. Oder daß Gawyn, der einzige, der den Absetzort

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