Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
Vom Netzwerk:
er Agnes’ falsche Aussprache von Katherine unverändert ließ und manchmal Worte nicht übersetzte, deren Bedeutung sich aus dem Zusammenhang zweifelsfrei ergeben sollte.
    »Bist du eine Brecherin, Kivrin?« fragte Agnes.
    »Eine was?«
    »Eine Brecherin«, sagte Agnes. Der Welpe versuchte verzweifelt, sich ihrem festen Griff zu entwinden. »Großmutter sagt, du bist eine. Sie sagt, eine Frau, die zu ihrem Liebhaber flieht, würde guten Grund haben, sich an nichts zu erinnern.«
    Eine Ehebrecherin! Nun, das war jedenfalls besser als eine französische Spionin. Oder Frau Imeyne hielt sie für beides.
    Agnes küßte das Hündchen wieder. »Großmutter sagt, eine Frau hat keinen Grund, im Winter über Land zu reisen.«
    Sie hatten beide recht, dachte Kivrin, Frau Imeyne und Mr. Dunworthy. Sie hatte noch immer nicht herausgefunden, wo der Absetzort war, obwohl sie gebeten hatte, mit Gawyn zu sprechen, als Eliwys am Morgen gekommen war, ihre Schläfe mit warmem Wasser zu betupfen.
    »Er ist ausgeritten, die Wegelagerer zu suchen, die dich beraubten«, hatte Eliwys gesagt, während sie Kivrins gesäuberte Schläfe mit einer Salbe bestrichen hatte, die nach Knoblauch roch und brannte. »Erinnerst du dich an nichts von ihnen?«
    Kivrin hatte den Kopf geschüttelt und gehofft, daß ihre vorgespiegelte Amnesie nicht zur Erhängung irgendeines armen Bauern führen würde. Sie konnte schwerlich sagen: »Nein, das ist nicht der Mann«, wenn sie sich angeblich an nichts erinnern konnte.
    Vielleicht hätte sie das nicht sagen sollen. Die Wahrscheinlichkeit, daß diese Leute die de Beauvrier kannten, war sehr gering, und daß sie eine Erklärung schuldig geblieben war, hatte Imeyne offensichtlich noch mißtrauischer gegen sie gemacht.
    Agnes versuchte dem jungen Hund ihre Kappe aufzusetzen. »Im Wald gibt es Wölfe«, sagte sie. »Gawyn erschlug einen mit der Axt.«
    »Hat Gawyn dir erzählt, wie er mich fand, Agnes?« fragte Kivrin.
    »Ja. Blackie mag meine Kappe tragen«, sagte sie und schnürte die Bänder zu einem würgenden Knoten.
    »Dann würde er nicht so zappeln«, sagte Kivrin. »Wo hat Gawyn mich gefunden?«
    »Im Wald«, sagte Agnes. Der Welpe befreite sich von der Kappe und fiel beinahe vom Bett. Sie setzte ihn mitten auf die Bettdecke und hob ihn bei den Vorderpfoten. »Blackie kann tanzen.«
    »Laß mich halten«, sagte Kivrin, um das arme Tier zu retten. Sie nahm es behutsam in die Arme. »Wo im Wald hat Gawyn mich gefunden?«
    Agnes stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Welpen zu sehen. »Blackie schläft«, flüsterte sie.
    Tatsächlich schlief der Welpe, erschöpft von Agnes’ Aufmerksamkeiten. Kivrin legte ihn neben sich auf das Fell der Bettdecke. »War der Ort, wo er mich fand, weit von hier?«
    Agnes bejahte, aber Kivrin merkte, daß sie keine Ahnung hatte.
    So hatte es keinen Sinn. Agnes wußte offensichtlich nichts Genaueres. Kivrin würde mit Gawyn selbst sprechen müssen. »Ist Gawyn zurückgekommen?«
    »Ja«, sagte Agnes und streichelte das schlafende Hündchen.
    »Möchtest du mit ihm sprechen?«
    »Ja«, sagte Kivrin.
    »Bist du eine Brecherin?«
    Es war anstrengend, sich auf Agnes’ Gedankensprünge einzustellen. »Nein«, sagte sie, bevor ihr einfiel, daß sie nicht in der Lage sein sollte, sich an irgend etwas zu erinnern. »Ich erinnere mich nicht, wer ich bin.«
    »Großmutter sagt, nur eine Brecherin würde so frech verlangen, mit Gawyn zu sprechen.«
    Die Tür ging auf, und Rosemund kam herein. »Sie suchen dich überall, Dummerchen«, sagte sie, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ich spreche mit Kivrin«, sagte Agnes mit einem ängstlichen Blick zur Bettdecke, wo Blackie lag, beinahe unsichtbar auf dem Zobelfell. Offenbar durften Hunde nicht ins Haus. Kivrin zog die Decke so über ihn, daß Rosemund ihn nicht sehen konnte.
    »Mutter sagt, das Fräulein muß ausruhen, damit ihre Wunden heilen«, sagte Rosemund streng. »Komm. Ich muß Großmutter sagen, daß ich dich gefunden habe.« Und sie führte das kleine Mädchen hinaus.
    Kivrin sah ihnen nach und hoffte inständig, daß Agnes ihrer Großmutter nicht erzählen würde, daß sie wieder den Wunsch geäußert hatte, mit Gawyn zu sprechen. Sie hatte geglaubt, einen guten Vorwand für das Gespräch mit Gawyn zu haben, und auf Verständnis für ihren Wunsch gehofft, Näheres über ihr Gepäck und die Räuber zu erfahren. Aber für eine unverheiratete junge Dame von Stand war es unziemlich, den Wunsch nach einem Gespräch mit einem

Weitere Kostenlose Bücher