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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Tropfen Tafia wieder kosten, wenn ich ihn nicht wiederfinde!«
    Diese Versicherung aus dem Munde des Piloten erweckte neue und gegründete Hoffnung.
    Dennoch glaubte Benito, der sich nicht mit Worten allein begnügen, sondern die Umstände so nüchtern als möglich geprüft wissen wollte, einen Einwurf machen zu müssen.
    »Gewiß, Araujo, sagte er, Torres’ Körper wird noch in diesem Bassin sein und wir finden ihn wieder, wenn…
    – Nun wenn? fragte der Pilot.
    Wenn er nicht eine Beute der Kaimans geworden ist!«
    Manoel und Fragoso erwarteten gespannt die Antwort Araujo’s.
    Der Pilot schwieg einige Minuten. Es schien, als müsse er sich auf eine Antwort besinnen.
    »Herr Benito, begann er dann, es ist nicht meine Gewohnheit so leichtsinnig in’s Blaue zu reden. Auch mir kam derselbe Gedanke; doch merken Sie wohl: Ist Ihnen während der zehn Stunden, die wir in dem Strome umherfischten, auch nur ein einziger Kaiman zu Gesicht gekommen?
    – Nicht ein einziger, versicherte Fragoso.
    – Und wenn Sie keinen sahen, fuhr der Pilot fort, so kommt das einfach daher, daß sich hier keine solchen Bestien aufhalten, und das wiederum erklärt sich durch den Umstand, daß jene gar keine Veranlassung haben, sich in das klare Wasser zu wagen, wenn sich eine Viertelmeile von hier dunkles Wasser findet, das sie von Natur vorziehen. Als die Jangada einmal von diesen Thieren überfallen wurde, kam es daher, daß in der Nähe kein Nebenfluß in den Amazonenstrom einmündete, in dem sie hätten Zuflucht finden können. Gehen Sie nach dem Rio Negro, und Sie werden Kaimaus zu Dutzenden sehen. Wäre Torres’ Leichnam in jenen Nebenarm gestürzt, so müßten wir wohl alle Hoffnung aufgeben, ihn seinem nassen Grabe wieder zu entreißen. Er versank aber im Amazonenstrome und dieser wird ihn uns wieder ausliefern!«
    Benito fiel ein Stein vom Herzen, er ergriff die Hand des Piloten, drückte diese voll Erkenntlichkeit und sagte:
    »Also morgen, meine Freunde!«
    Zehn Minuten später befanden sich Alle an Bord der Jangada.
    Im Laufe des Tages hatte Yaquita einige Standen bei ihrem Gatten zugebracht. Als sie sich jedoch auf den Weg machte, merkte sie aus der Nichtanwesenheit des Piloten, Manoels und Benitos, und aus dem Fehlen jener Boote, was diese wohl vorzunehmen willens seien. Nichtsdestoweniger hütete sie sich, Joam Dacosta schon davon zu sprechen, in der Hoffnung, ihm am nächsten Tage von einem günstigen Erfolge Mittheilung machen zu können.
    Sobald aber Benito nur einen Fuß auf die Jangada setzte, erkannte sie auch, daß er von keinem erwünschten Resultate zu berichten habe.
    Sie trat einige Schritte auf ihn zu.
    »Nichts? fragte sie.
    – Nichts, antwortete Benito, noch ist aber der morgende Tag unser!«
    Jeder zog sich in trüber Stimmung nach seinem eigenen Zimmer zurück, und von dem Vorgefallenen war nicht mehr die Rede.
    Manoel wollte Benito bestimmen sich niederzulegen, um wenigstens eine Stunde Ruhe zu genießen.
    »Wozu? entgegnete Benito, glaubst Du, ich würde schlafen können?«

Neuntes Capitel.
Weitere Versuche.
    Am nächsten Tage, am 27. August, vor Aufgang der Sonne, nahm Benito Manoel bei Seite und sagte:
    »Unsere gestrigen Versuche erwiesen sich leider als erfolglos. Wenn wir sie heute in derselben Weise wiederholen, dürften wir vielleicht nicht glücklicher sein.
    – Es wird aber nichts Anderes übrig bleiben, erwiderte Manoel.
    – Freilich, antwortete Benito, im Falle wir Torres’ Leiche aber nicht wiederfinden, kannst Du mir doch wohl sagen, wie lange es dauern möchte, bis er von selbst wieder nach der Oberfläche kommt.
    – Wenn Torres, erklärte Manoel, lebend in’s Wasser gefallen wäre und nicht erst nach gewaltsamem Tode, würde es wohl fünf bis sechs Tage dauern können. Da er offenbar erst versunken ist, als er schon todt, oder doch schon besinnungslos war, dürften zwei bis drei Tage genügen, bis der Körper wieder sichtbar wird.«
    Diese, in der That ganz richtige Antwort Manoels erheischt eine kurze Erklärung.
    Jeder menschliche Körper, der in’s Wasser fällt, schwimmt eigentlich, wenn er nur in die Verhältnisse kommt, wo sich das Gleichgewicht zwischen der Dichtigkeit desselben und der des Wassers herstellen kann. Wohl zu merken, handelt es sich um eine Person, welche nicht zu schwimmen versteht. Wenn eine solche mit dem ganzen Körper untertaucht und nur Nase und Mund über dem Wasser hält, so wird sie allemal schwimmen. Meist verhalten sich Menschen, welche unversehens

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