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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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überflüssig.
    Eine Stunde später glitt das Floß mit der Pumpe und den nothwendigen Nebenapparaten längs des Ufers hinab nach der Stelle, wo die Boote der Jangada schon warteten.
    Bekanntlich gestattet ein solcher Skaphander unter das Wasser hinabzutauchen und daselbst fast beliebig lange zu verweilen, ohne daß die Function der Lungen irgendwie gestört wird. Der Taucher bekleidet sich nämlich mit einer wasserdichten Kautschukhülle; unter den, mit den Beinkleidern gleich zusammenhängenden Stiefeln, wenn man so sagen darf, sind dicke Bleisohlen befestigt, welche inmitten der Flüssigkeit die verticale Körperstellung sichern. Am Halstheile dieses Universalrockes befindet sich ein Ring aus Kupfer, an dem eine metallene Kugel befestigt wird, deren Vorderseite eine Glasscheibe enthält. Diese Kugel umfaßt also des Tauchers Kopf, der sich darin unbehindert bewegen kann. Von letzterer aus gehen zwei Schläuche, deren einer zum Austritt der ausgeathmeten, für die Lungen also unbrauchbar gewordenen Luft dient, während der andere mit einer auf einem Floße angebrachten Pumpe in Verbindung steht, welche fortwährend neue, zur Athmung taugliche Luft in die Kugel hinabpreßt. Hat der Taucher nur an einer Stelle zu arbeiten, so bleibt das Floß natürlich stets über ihm; soll er auf dem Grunde aber hin und her gehen, so folgt das Floß seinen Bewegungen oder er denen des Floßes, je nachdem das vorher verabredet wurde.
    Die jetzt mehrfach verbesserten Skaphander bieten nun auch weit weniger Gefahr als früher. Der im Wasser befindliche Mensch gewöhnt sich sehr leicht an den ungewohnten Druck der Flüssigkeit. Wenn in dem gegebenen Falle an irgend eine Gefahr zu denken war, so beschränkte sich diese höchstens auf das Zusammentreffen mit einem Kaiman in der Tiefe des Flusses.
     

    Man ließ ihn hinabgleiten.
     
    Wie Araujo jedoch am vorhergehenden Tage bemerkt hatte, schienen sich hier ja keine jener schrecklichen Amphibien umherzutummeln, da diese, wie man weiß, die dunkleren Fluthen der Nebenflüsse des Amazonenstromes bevorzugen. Um auch gegen unerwartete Zwischenfälle gesichert zu sein, kann der Taucher an einem nach einer Klingel auf dem Floße führenden Seile ziehen, worauf er sofort emporgewunden wird.
    Benito bewahrte, nachdem der Beschluß einmal gefaßt war, seine gewohnte Ruhe, und bekleidete sich mit dem Skaphander; sein Kopf verschwand in der metallenen Hülle; in der Hand führte er eine Art Spieß, um die Gewächse und Alles, was sich etwa auf dem Grunde abgelagert haben konnte, durchsuchen zu können, und auf ein von ihm gegebenes Zeichen ließ man ihn langsam hinabgleiten.
    Die an diese Arbeit gewöhnten Leute auf dem Floße setzten die Lustpumpe sofort in Gang, während vier Indianer von der Jangada den ganzen Apparat unter Leitung Araujo’s mit langen Stangen in der vorherbestimmten Richtung weiter schoben.
    Die beiden Piroguen, in der einen Fragoso, in der anderen Manoel mit einigen Leuten, begleiteten das Floß und hielten sich jeden Augenblick bereit, schnell nach vorn oder nach rückwärts zu gleiten, sowie Benito, wenn er Torres’ Leichnam wiederfand, diesen an die Oberfläche des Amazonenstromes brachte.
     

    Ganze Schwärme von Fischen. (S. 259.)
Zehntes Capitel.
Ein Kanonenschuß.
    Benito war also unter die breite Wasserfläche, die ihm den Körper des Abenteurers noch verbarg, hinabgegangen. O, wenn er im Stande gewesen wäre, diese Wogen abzuleiten, das Wasser zu verdunsten, das Bett des gewaltigen Stromes auszutrocknen, das Becken von Frias, von der Barre im Strome an bis zur Einmündung des Rio Negro frei zu legen, gewiß wäre das in der Kleidung von Torres verborgene Etui schon längst in seiner Hand gewesen. Die Unschuld seines Vaters hätte nicht länger bezweifelt werden können. Der Freiheit zurückgegeben hätte Joam Dacosta mit den Seinigen die Reise auf dem Strome fortsetzen können, und wie vielem Ungemach, wie großer Angst und Pein wären Alle entgangen!
    Benito stand jetzt auf dem Grunde des Flußbettes. Unter seinen schweren Sohlen knirschten die Kiesel. Er befand sich gegen zehn bis fünfzehn Fuß unter Wasser, an der übrigens ziemlich steilen, abschüssigen Uferstelle, wo Torres verschwunden war.
    Hier erhob sich ein fast undurchdringliches Gewirr von Rosenbuschwurzeln, einzelnen Stämmen und Wasserpflanzen, welche die Bootshaken bei der gestrigen Nachsuchung unmöglich hatten vollständig durchdringen können. Es war also immerhin möglich, daß der von dem

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