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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu erlangen, und steht Dir nicht noch immer die hohe Befriedigung vor Augen, welche er offenbar nicht heuchelte, als Du ihm die aus den Klauen des Affen gerissene Kapsel zurückgabst?
    – Ja… Ja! antwortete Benito. Jenes Etui, das ich in der Hand hielt und wieder auslieferte… vielleicht enthielt es wirklich…
    – O, nicht nur vielleicht, nein, gewiß! versicherte Manoel.
    – Da fällt auch mir etwas ein, bemerkte Fragoso. Während Sie Ega besuchten und ich auf Linas Rath zur Ueberwachung Torres’ an Bord zurückgeblieben war, sah ich ihn… ja, ja, ich sah ihn ein altes, vergilbtes Papier lesen und wieder lesen, wozu er Worte murmelte, welche ich nicht verstehen konnte.
    – Das war das Document! rief Benito, der sich an diesen Hoffnungsanker, den einzigen, der ihm blieb, anklammerte. Sollte er es aber nicht aus Vorsicht an einem sicheren Orte verborgen haben?
    – Nein, entgegnete Manoel, nein!… Es war Torres viel zu werthvoll, als daß er sich je davon hätte trennen können. Er trug es Tag und Nacht bei sich, und offenbar in jenem Etui!
    – Warte, warte, Manoel, rief Benito, jetzt erinnere ich mich… ja, richtig… jetzt wird’s mir klar… Bei dem Duell, als ich den ersten Stoß nach Torres’ Brust führte, traf meine Manchetta auf einen harten Gegenstand unter seinem Poncho, wie auf eine Metallplatte…
    – Das war das Etui! rief Fragoso.
    – Gewiß, bestätigte Manoel, da ist kein Zweifel mehr! Das Etui befindet sich in einer Tasche seines Kittels!
    – Aber wo finden wir Torres’ Leichnam?
    – O, den müssen wir wieder entdecken!
    – Ja, aber das Papier, erwiderte Benito, das Wasser wird es zerweicht zerstört, unleserlich gemacht haben!
    – Warum das, antwortete Manoel, wenn das Etui, welches dasselbe enthält, hermetisch verschlossen war?
    – Manoel, rief Benito, dem ein freundlicher Hoffnungsstern aufging, ja, Du hast recht. Wir müssen Torres’ Leichnam wiederfinden. Wir durchsuchen den ganzen Theil des Flusses, wenn es sein muß, aber wir finden ihn wieder!«
    Der Pilot Araujo wurde herbeigerufen und von dem Vorhaben unterrichtet.
    »Schön! sagte Araujo. Ich kenne die Wirbel und Strömungen am Zusammenflusse des Rio Negro mit dem Amazonenstrome ganz genau, und wir könnten wohl Erfolg haben und Torres’ Körper wieder auffischen. Nehmen wir zwei Piroguen, die beiden Ubas, ein Dutzend unserer Indianer und fahren schleunigst ab.«
    Da trat der Padre Passanha aus dem Zimmer Yaquitas. Benito theilte auch ihm mit kurzen Worten mit, was sie unternehmen wollten, um in den Besitz des so wichtigen Documents zu gelangen.
    »Erwähnen Sie meiner Mutter und Schwester davon noch nichts, fügte er hinzu. Wenn diese letzte Hoffnung fehlschlüge, wäre es ihr Tod!
    – Geh’, mein Sohn, gehe, antwortete Padre Passanha, und Gott stehe Dir bei Deinem Unternehmen bei!«
    Fünf Minuten später stießen die vier Fahrzeuge von der Jangada ab, glitten den Rio Negro hinunter und gelangten nach dem Uferabhange des Amazonenstromes an jene Stelle, an der Torres, zu Tode getroffen, in den Wogen des Flusses verschwunden war.
Achtes Capitel.
Erste Versuche.
    Die Nachsuchungen sollten ohne Zögern vorgenommen werden, und das aus zwei gleich wichtigen Gründen.
    Der erste, an dem das Leben oder der Tod des geliebten Vaters hing, war der, daß jener Beweis für die Unschuld Joam Dacosta’s eher herbeigeschafft werden mußte, als die Bestätigung des Urtheils von Rio de Janeiro eintraf. Die aus der Hauptstadt erwartete Antwort konnte ja, wenn die Identität des Angeklagten anerkannt wurde, nur den Befehl zur Vornahme der Hinrichtung enthalten. Der zweite lag darin, daß man Torres’ Körper sobald als möglich aus dem Wasser holen mußte, um das Etui und dessen Inhalt unversehrt wiederzufinden.
    Araujo legte unter diesen Umständen nicht nur für seinen Eifer und seine Intelligenz, sondern auch von seiner gründlichen Kenntniß des Stromes an dessen Zusammenfluß mit dem Rio Negro die vollgiltigsten Proben ab.
    »Wenn Torres, sagte er zu den jungen Leuten, von der Strömung überhaupt ergriffen worden ist, so werden wir das Bett des Flusses auf eine große Strecke hin absuchen müssen, denn es dürfte mehrere Tage erfordern, wenn wir abwarten wollten, bis der Leichnam desselben in Folge beginnender Zersetzung selbst wieder nach der Oberfläche käme.
    – Das können wir nicht, sagte Manoel, wenn möglich, müssen wir noch heute zum Ziele gelangen.
    – Wenn der todte Körper dagegen, fuhr der Pilot fort, in

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