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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Freunde, nach Manao!«
    Benito, Manoel, Fragoso und der Vormann vom Floße, der das Etui bei sich behielt, bestiegen also die eine Pirogue und wollten schon abfahren, als Fragoso sagte:
    »Und was wird aus Torres’ Leichnam?«
    Die Pirogue hielt an.
    Die Indianer hatten den Körper des Abenteurers nämlich schon wieder in’s Wasser geworfen, und dieser trieb mit der Strömung hinab.
    »Torres war nur ein erbärmlicher Bösewicht, begann Benito. Ich habe mein Leben offen und ehrlich gegen das seine gewagt – Gott hat ihn durch meine Hand mit seinem Richterspruche ereilt, aber die entseelte Hülle soll wenigstens nicht unbeerdigt bleiben.«
    Die zweite Pirogue wurde demnach beordert, Torres’ Cadaver wieder aufzufischen, nach dem Ufer zu schaffen und dort zu begraben.
    In demselben Augenblicke stürzte sich aber ein Schwarm von Raubvögeln, der über dem Strome schwebte, auf den schwimmenden Leichnam herab. Es waren Urubus, eine Art kleiner, nackthalsiger Geier mit langen Krallen und schwarz wie Raben, welche in Südamerika gewöhnlich »Gallinazos« genannt werden und die sich durch beispiellose Gefräßigkeit auszeichnen. Aus dem, durch ihre Schnabelhiebe zerhackten Körper entwichen die Gase, welche ihn bisher anschwellten; das specifische Gewicht der Leiche nahm in Folge dessen wieder zu, sie versank allmählich, und zum letzten Male verschwand, was von Torres noch übrig war, unter den Wellen des Amazonenstromes.
    Zehn Minuten später traf die schnell dahingleitende Pirogue im Hafen von Manao ein. Benito und seine Begleiter gingen an’s Land und eilten durch die Straßen der Stadt.
    Bald trafen sie an der Wohnung des Richters Jarriquez ein und ließen diesem durch einen seiner Diener melden, daß sie ihn unverzüglich zu sprechen wünschten.
    Der Beamte ließ sie in sein Privatzimmer führen.
    Hier erstattete Manoel Bericht über Alles, was vorgegangen war seit der Stunde, wo Torres in regelrechtem Zweikampfe von Benito den Todesstoß erhalten hatte, bis zu dem Augenblicke, wo das Etui am Cadaver des Erschlagenen wiedergefunden und durch den Obmann des Floßes aus der Jackentasche hervorgezogen worden war.
    Obgleich diese Darstellung Joam Dacosta’s Aussagen über Torres und den ihm von diesem angebotenen Handel allseitig bekräftigte, konnte der Richter Jarriquez ein ungläubiges Lächeln doch nicht ganz unterdrücken.
    »Hier ist das Etui, Herr Richter, fuhr Manoel fort. In unseren Händen befand es sich noch keinen Augenblick, und der Mann, welcher es Ihnen ausliefert, hat es an Torres’ Körper selbst gefunden!«
    Der Beamte ergriff die messingene Kapsel, prüfte sie sorgfältig und wendete sie nach allen Seiten, wie einen Gegenstand von höchstem Werthe. Dann schüttelte er dieselbe und einige darin befindliche Stücke gaben dabei einen hellen metallischen Klang.
    Sollte das Etui wirklich das mit solchem Opfermuthe gesuchte Document, das von der eigenen Hand des Urhebers jenes halbverjährten Verbrechens beschriebene Papier nicht enthalten, welches Torres gegen den Preis eines unwürdigen Tausches an Joam Dacosta verschachern wollte? Sollte der materielle Beweis für die Unschuld des Verurtheilten unwiederbringlich verloren sein?
    Die unbeschreibliche Erregtheit der Zuschauer dieser Scene wird sich der Leser leicht vorstellen können. Benito war keines Wortes mächtig; er fühlte, daß sein Herz zu springen drohte.
    »Oeffnen Sie, Herr Richter, öffnen Sie nur das Etui!« bat er mit halb gebrochener Stimme.
    Jarriquez bemühte sich, den Deckel abzuziehen; als ihm das gelungen, wendete er die offene Seite des Etuis nach unten, aus dem einige Goldstücke auf den Tisch rollten.
    »Aber das Papier… das Papier!« rief Benito noch einmal, während er sich an den Tisch anklammerte, um nicht zu Boden zu sinken.
    Der Beamte fuhr mit den Fingern in die Kapsel und zog daraus mit einiger Schwierigkeit ein schon vergilbtes, aber sorgsam zusammengefaltetes Papier hervor, welches vom Wasser verschont zu sein schien.
     

    Benito hatte alle Besinnung verloren. (S. 267.)
     
    »Das Document! Das ist das Document! rief Fragoso erfreut, ja, ja, das ist das nämliche Papier, welches ich in Torres’ Händen gesehen habe!«
    Der Richter Jarriquez schlug das Papier auseinander, betrachtete es prüfend und sah die Vorder-und die Rückseite an, welche mit ziemlich großen Schriftzügen bedeckt waren.
    »Ein Document, sagte er, freilich, daran ist kaum zu zweifeln. Ein Document ist das sicherlich!
     

    Es waren Urubus. (S.

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