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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine sichtbare Bewegung desselben verrathen hätte, daß er überhaupt noch lebte.
    Sollten die Wellen des Amazonenstromes, statt des einen gesuchten Leichnams, jetzt deren zwei zurückgegeben haben?
    Der Taucher wurde so schnell als thunlich von der beengenden schweren Rüstung befreit.
    Benito hatte unter den wiederholten elektrischen Schlägen des riesigen Zitteraales alle Besinnung verloren. Voller Verzweiflung rief ihn Manoel beim Namen, suchte von Mund zu Mund seine Athmung zu unterstützen und sich zu überzeugen, ob das Herz des Freundes noch klopfe.
    »Es schlägt, es schlägt noch!« rief er erleichtert.
    Benitos Herz stand wirklich noch nicht still, und Manoels geschickte Sorgfalt rief den jungen Mann nach wenigen Minuten wieder in’s Leben zurück.
    »Der Leichnam! der Leichnam!«
    Das waren die ersten Worte, welche aus Benitos Munde kamen.
    »Er ist gefunden! antwortete Fragoso, nach der Pirogue zeigend, die sich mit Torres’ Körper dem Floße näherte.
    – Aber Du, Benito, was ist Dir widerfahren? fragte Manoel. Fehlte es Dir an Luft?…
    – Nein! erwiderte Benito. Ein Puraqué hat mich da unten überfallen.. Aber jener Lärmen, jener Knall…
    – Rührte von einem Kanonenschuß her, belehrte ihn Manoel. Ein Kanonenschuß ist es gewesen, der den Cadaver wieder nach oben beförderte!«
    Da legte die Pirogue an dem Floße an. Auf dem Boden desselben lag Torres’ Körper, den die Indianer aus dem Wasser gezogen hatten. Noch zeigte er sich äußerlich nicht auffallend verändert, so daß ihn die Betheiligten leicht wieder erkannten. Nach dieser Seite konnte ein Zweifel also nicht aufkommen.
    In der Pirogue knieend, hatte Fragoso sich schon darüber hergemacht, dem Ertrunkenen die Kleider vom Leibe zu reißen, welche sich in Fetzen loslösten.
    Da erregte der entblößte rechte Arm Torres’ seine besondere Aufmerksamkeit. Es zeigte sich darauf nämlich die Narbe von einer früheren, offenbar durch ein Messer hervorgebrachten Verwundung.
    »Seht, diese Narbe! rief Fragoso. Aber… mein Gott… ja, richtig, jetzt erinnere ich mich…
    – An was denn? fragte Manoel.
    – An einen Streithandel… ja, an einen Kampf, in der Provinz Madeira, dessen Zeuge ich wurde… es mag so gegen drei Jahre her sein. Wie konnte mir das nur entfallen! Dieser Torres gehörte damals zur Miliz der Waldkapitäne. Ich wußte es doch, daß ich den elenden Schurken schon früher einmal gesehen hatte!
    – Was kümmert das uns heute? sagte Benito. Das Etui, das Etui!… Trägt er es noch bei sich?«.
    Benito wollte schon die letzten Hüllen von dem Leichnam wegreißen, um diese zu durchsuchen.
    Da that ihm Manoel Einhalt.
    »Verzeihe, Benito, einen Augenblick!« rief er.
    Dann wandte er sich an die, nicht zum Personal der Jangada gehörigen Leute auf dem Floße, deren Zeugniß später nicht wohl angefochten werden konnte.
    »Ich bitte, beachtet Alle genau, was wir vornehmen, um nöthigenfalls an Gerichtsstätte aussagen zu können, was hier vorgegangen ist.«
    Die Leute kamen näher an die Pirogue heran.
    Fragoso löste nun den Gürtel, der unter dem zerrissenen Poncho um Torres Körper geschnallt war, und suchte nach den Taschen seiner Jacke.
    »Das Etui!« rief er.
    Benito entrang sich ein Freudenschrei. Er beeilte sich schon, die sehnlichst gesuchte Metallkapsel hervorzuholen, um sie zu öffnen und ihren Inhalt kennen zu lernen…
    »Nein, gemach, ließ sich Manoel, bei dem die kühle Ueberlegung stets die Oberhand behielt, vernehmen. Wir müssen vor Allem danach trachten, jedem uns etwa von Seiten der Behörden zu machenden Einwurf im Voraus zu begegnen. So erscheint es mir rathsam, zunächst uninteressirte Zeugen dafür zu gewinnen, daß dieses Etui sich wirklich an Torres’ Körper vorfand.
    – Du hast Recht, stimmte ihm Benito bei.
    – Lieber Freund, richtete Manoel das Wort an den Vormann der Floßmannschaft, greifen Sie einmal selbst in die Tasche dieser Jacke.«
    Der Vormann willfahrte ihm. Er brachte eine Metallkapsel zum Vorschein, deren Deckel sich hermetisch verschloß und die durch das Liegen im Wasser nicht beschädigt zu sein schien.
    »Das Papier… ist das Papier noch darin? rief Benito, der seine Ungeduld kaum zu zügeln vermochte.
    – Es wird Sache des Gerichtes sein, dieses Etui zu öffnen, erwiderte Manoel. Dem Richter allein kommt es zu, zu constatiren, ob sich ein Document darin befindet oder nicht.
    – Ja… freilich… da hast Du wiederum Recht, antwortete Benito. Auf nach Manao also, liebe

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