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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aussprechen von Silben überhaupt gestattet. Da sehe ich gleich zu Anfang die Silbe
phy
… weiterhin das Wort
gas
… Halt… da kommt
ujugi
… sollte man das nicht für den Namen jener bekannten afrikanischen Stadt am Ufer des Tanganyika ansehen? Was könnte aber diese Stadt mit der ganzen Sache zu thun haben?… Da steht ferner das Wort
ypo
… soll das griechisch sein? Endlich
rym

puy

jox

phetoz

jvggay… suz

gruz
… und vorher
red

let
… aha, das sind zwei englische Wörter! Weiter
ohe… syk
… Sieh’ da, noch einmal die Silbe
rym
und hier das Wort
oto

    Der Richter Jarriquez ließ das Blatt sinken und begann über seine Wahrnehmungen nachzudenken.
    »Alle die Wörter, murmelte er für sich, die ich bei dieser summarischen Uebersicht entdecke, geben keinerlei Aufschluß. Nichts deutet auf ihre Abstammung. Die einen sehen wie griechisch aus, andere wie holländisch, wieder andere erscheinen englisch, etliche haben gar keinen bestimmten Charakter, ganz davon abgesehen, daß dazwischen völlig unaussprechbare Consonantenreihen vorkommen. Offenbar wird es nicht so leicht sein, den Schlüssel zu diesem Kryptogramm zu finden!«
    Die Finger des Beamten begannen auf dem Schreibtisch eine Art Reveille zu trommeln, als wollte er seine schlummernde Geistesthätigkeit dadurch erwecken.
    »Zunächst will ich doch nachsehen, wie viele Buchstaben dieser Absatz enthält.«
    Er zählte mit dem Bleistift in der Hand.
    »Zweihundertsechsundsiebenzig, sagte er. Schön! Nun wird es darauf ankommen, zu untersuchen, in welcher Anzahl die einzelnen Buchstaben vorkommen.«
    Das machte eine längere Auszählung nöthig. Der Richter Jarriquez hatte das Document wieder zur Hand genommen; darauf notirte er mit dem Bleistift jeden Buchstaben in alphabetischer Ordnung. Nach einer Viertelstunde hatte er folgende Tabelle erhalten:
     
    a
= 3 Mal Transport. 120
    b
= 4 Mal
n
= 9 Mal
    c
= 3 Mal
o
= 12 Mal
    d
= 16 Mal
p
= 16 Mal
    e
= 9 Mal
q
= 16 Mal
    f
= 10 Mal
r
= 12 Mal
    g
= 13 Mal
s
= 10 Mal
    h
= 23 Mal
t
= 8 Mal
    i
= 4 Mal
u
= 17 Mal
    j
= 8 Mal
v
= 13 Mal
    k
= 9 Mal
x
= 12 Mal
    l
= 9 Mal
y
= 19 Mal
    m
= 9 Mal
z
= 12 Mal
    Summe. 120 Totale. 276
     
    »Aha, fuhr der Richter in seinem Selbstgespräch fort, da fällt mir gleich etwas auf, nämlich, daß schon in diesem Satze allein alle Buchstaben des Alphabets vorkommen. Das ist merkwürdig! Man nehme ein beliebiges Buch zur Hand; da wird man in so vielen Zeilen, welche zweihundertsechsundsiebenzig Buchstaben enthalten, sehr selten darin alle Buchstaben des Alphabets vorfinden. Doch das könnte ja ein bloßer Zufall sein!«
    Dann schlugen seine Gedanken eine andere Richtung ein.
    »Hm… wichtiger erscheint es zu wissen, brummte er weiter, ob die Vocale zu den Consonanten in richtigem Zahlenverhältniß stehen.«
    Der Beamte nahm wieder den Bleistift zur Hand und erhielt, als er die Vocale zusammenzählte, folgendes Resultat:
     
    a
= 3 Mal
    e
= 9 Mal
    i
= 4 Mal
    o
= 12 Mal
    u
= 17 Mal
    y
= 19 Mal
    Totale. 64 Vocale
     
    »In diesem Absatze befinden sich demnach, fuhr er fort, vierundsechzig Vocale gegen zweihundertzwölf Consonanten! Nun, das ist ja das normale Verhältniß, das heißt etwa ein Fünftel, annähernd wie im Alphabet selbst, welches sechs Vocale auf fünfhundzwanzig Buchstaben enthält. Das ließe vermuthen, daß das Document in unserer Landessparche abgefaßt, aber für jeden Buchstaben irgend ein anderer gesetzt wäre. Ist diese Veränderung nun einfach durchgeführt, steht zum Beispiel an Stelle eines
b
allemal ein
l
, für ein
o
ein
v
, für
g
ein
k
, für
u
ein
r
und so weiter, so will ich meine Stellung als Richter in Manao dagegen einsetzen, daß es mir gelingt, das Document zu lesen. Ich habe ja einfach nach der Methode zu verfahren, welche das große analytische Genie, das sich Edgar allen Poë nennt, angegeben hat!«
    Der Richter Jarriquez spielte mit diesen Worten auf eine Novelle des berühmten amerikanischen Schriftstellers an, der in seinem
»The gold bug«
ein vielgelesenes Meisterwerk geliefert hat.
    In dieser Novelle wird eine aus Ziffern, Buchstaben, algebraïschen Zeichen, Sternchen, Punkten und Kommas zusammengestzte Geheimschrift einer höchst sinnreichen mathematischen Untersuchungs-Methode unterworfen und auf wirklich überraschende Weise entziffert, was die Verehrer dieses scharfsinnigen Autors nicht vergessen haben dürften.
    Von der Entzifferung jenes amerikanischen Documents hing freilich nur die Auffindung eines Schatzes

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