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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sprach, wie er ein Seeschiff eingesegnet hätte, dessen Schicksal in der Hand des Herrn ruht.
Fußnoten
    1 »Silos« nennt man in heißen Ländern eigentlich flaschenförmig ausgehobene Gruben, welche durch Feuer ausgetrocknet werden und zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln dienen.
     
    2 Die portugiesische Fraske enthält gegen zwei Liter.
     
    3 Der Inhalt einer solchen großen Flasche schwankt zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Liter.
     
    4 Die spanische Arrobe beträgt ungefähr fünfundzwanzig Pfund, die portugiesische etwas mehr, nämlich gegen zweiunddreißig Pfund.
Zehntes Capitel.
Von Iquitos nach Pevas.
    Am folgenden Tage, am 6. Juni, nahm Joam Garral und seine Familie Abschied von dem Intendanten und dem indianischen und schwarzen Personal, das auf der Fazenda zurückblieb. Um sechs Uhr Morgens nahm die Jangada alle ihre Passagiere – richtiger ihre Bewohner – auf, und jeder bezog seine Cabine oder vielmehr das für ihn bestimmte Haus.
    Die Stunde der Abreise war da. Der Steuermann Araujo postirte sich am Vorderende und die Mannschaft mit ihren langen Stangen an der geeigneten Stelle. Joam Garral leitete mit Hilfe Benitos und Manoels das Abstoßen vom Lande.
    Auf das Commando des Piloten wurden die Taue gelöst, die Stangen gegen das Ufer eingestemmt, um die Jangada abzudrängen, und sofort erfaßte sie die Strömung, mit der das Floß längs des linken Ufers hinabglitt und die Inseln Iquitos und Parianta rechts liegen ließ.
    Begonnen war nun die Fahrt – enden sollte sie in Para und zwar in Belem; achthundert Meilen von dem kleinen peruanischen Dörfchen, wenn kein Zwischenfall den entworfenen Plan zerstörte. Wie sie ausgehen würde, dieses Geheimniß barg die Zukunft noch in ihrem Schoße.
    Das Wetter ließ sich prächtig an. Ein mäßiger »Pampero« minderte die Gluth der Sonnenstrahlen. Dieser im Juni und Juli nicht so seltene Wind weht von einigen hundert Meilen weit von den Cordilleren herab und streicht über die unendliche Ebene von Sacramento. Hätte die Jangada Maste und Segel gehabt, so würde sie unter der Wirkung der leichten Brise schneller dahingeglitten sein; bei den vielen Ecken und scharfen Biegungen des Stromes aber mußte man auf die Mithilfe eines solchen Motors von vornherein verzichten.
    In einem so flachen Bassin wie das des Amazonenstromes, das eigentlich nur eine endlose Ebene darstellt, kann ein Flußbett selbstverständlich nur geringe Neigung haben. Man hat auch berechnet, daß die Niveaudifferenz zwischen Tabatinga an der brasilianischen Grenze und der Quelle dieses großen Wasserlaufes einen Centimeter per Meile nicht übersteigt. Nirgends in der Welt hat ein großer Strom einen so geringen Fall.
    Die Stromschnelligkeit des Amazonenstromes wird denn auch bei mittlerem Wasserstande nur zu zwei Meilen in vierundzwanzig Stunden angenommen und diese zur Zeit des geringsten Wasserstandes noch nicht einmal erreicht. Während des Hochwassers freilich hat man dieselbe bis auf dreißig bis vierzig Kilometer wachsen sehen.
    Unter letzteren Verhältnissen sollte die Fahrt der Jangada vor sich gehen; bei ihrer schweren Beweglichkeit nahm sie aber noch nicht einmal die Geschwindigkeit der Strömung, die ihr vorauseilte, an.
    Unter Berücksichtigung der zahlreichen Verzögerungen durch die Windungen des Flußbettes, durch die vielen Inseln, welche vorsichtig umschifft werden mußten, ferner die Aufenthalte, welche ja abzurechnen waren, und der zu dunklen Nächte, wo man sich nicht ohne Gefahr weiter wagen konnte, durfte der täglich zurückzulegende Weg auf mehr als fünfundzwanzig Kilometer nicht veranschlagt werden.
    Die Oberfläche des Stromes ist übrigens keineswegs rein und frei, vielmehr treiben auf derselben noch grüne Bäume, abgerissene Aeste und ganze Inseln aus Gras und Gesträuch, die vom Ufer abgehoben werden, mit der Strömung hinab und bilden natürlich ebenso viele Hindernisse für eine schnelle Schiffsbewegung.
    Bald ließ man die Mündung des Nanay hinter sich, welche ein Vorsprung des linken Ufers verdeckte, auf dem vom Sonnenbrande gebräunte Getreidefelder das Vorland des tiefgrünen, kühleren Waldes bilden.
    Nun glitt die Jangada mit der Strömung zwischen den zahlreichen, pittoresken Inseln dahin, deren man von Iquitos bis Pucalppa ein ganzes Dutzend zählt.
    Araujo, der es nicht versäumte, Augen und Gedächtniß gelegentlich durch einen tüchtigen Schluck aus seiner Maßkanne zu kräftigen, lenkte das Fahrzeug geschickt inmitten dieses Archipels. Auf

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