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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erhoben sich dichte Wälder der herrlichsten Cacaobäume. Den Himmel bedeckten immer schwere, elektricitätsschwangere Haufenwolken, welche neue Gewitterstürme in baldige Aussicht stellten.
    Bald stürzte von dem höheren linken Ufer der Rio Jurua herab. Ein Boot könnte auf dessen klaren Wellen, die ihm zahlreiche Seitenflüsse zweiter Ordnung zuführen, ohne unübersteigliche Hindernisse bis Peru hinaufgelangen.
    »Hier dürfte wohl die Gegend sein, bemerkte Manoel, wo man die streitbaren Frauen, welche bei Orellana so viele Verwunderung erweckten, zu suchen hätte. Freilich weiß man jetzt, daß dieselben keine besonderen Stämme bilden. Es sind eben nur die Weiber, welche ihre Gatten auch in den Kampf begleiten und von denen die unter den Juruas den Ruf großer Unerschrockenheit genießen.«
    Die Jangada schwamm weiter hinab; aber welches Labyrinth bildete hier der große Amazonenstrom!
    Der Rio Japura, dessen eigentliche Mündung sich erst achtzig Meilen stromabwärts befindet und der zu den mächtigsten Nebenströmen zählt, begleitete jenen fast in paralleler Richtung.
    Beide aber stehen in häufiger Verbindung durch Kanäle, Iguarapes, Lagunen, zeitweilig vorhandene Seen kurz, sie bilden ein fast unentwirrbares Netz, was die Hydrographie dieser Strecke unendlich erschwert.
    Besaß Araujo auch keine Stromkarte als Leitfaden, so vertrat diese Stelle seine gereifte Erfahrung, und es war wirklich wunderbar zu beobachten, wie er sich durch dieses Chaos hindurch fand und niemals den großen Strom selbst verfehlte. Er entledigte sich seiner Aufgabe so gut, daß die Jangada am 25. Juli Nachmittags, nachdem sie bei dem Dorfe Parani-Tapera vorüber gekommen, am Einlaufe zu dem Ega-oder Teffe-See vor Anker gehen konnte, auf welch’ letzteren man nicht einzulaufen Ursache hatte, da das Floß aus demselben doch nach dem Strome selbst hätte zurückkehren müssen.
    Die Stadt Ega dagegen ist von Bedeutung und verdient wohl einen Besuch. Es wurde deshalb beschlossen, daß die Jangada bis zum 27. Juli hier verankert liegen und die große Pirogue die ganze Familie am nächsten Morgen nach Ega überführen sollte.
    Sicherlich hatte die fleißige Mannschaft des großen Holztrains einmal eine gründliche Erholung verdient. Die Nacht verbrachte man nahe dem etwas erhöhten Ufer, und nichts störte deren Ruhe. Am Horizont nur flammte dann und wann ein Wetterleuchten auf, das aber von einem in großer Ferne sich entladenden Gewitter herzurühren schien.
Fußnoten
    1 Etwa = 1 Franc.
Sechzehntes Capitel.
Ega.
    Am 26. Juli schon gegen sechs Uhr Morgens machten sich Yaquita, Minha, Lina und die beiden jungen Männer fertig, die Jangada zu verlassen.
    Auch Joam Garral, der vorher nicht hatte an’s Land gehen wollen, gab den Bitten seiner Gattin und seiner Tochter nach, sich einmal von seiner tagtäglichen Arbeit loszureißen und sie bei diesem Ausfluge zu begleiten.
    Torres schien kein besonderes Interesse daran zu haben, nach Ega zu gehen – zu großer Befriedigung Manoels, der mehr und mehr Abneigung gegen den Fremdling empfand und nur auf die Gelegenheit wartete, ihm diese zu erkennen zu geben.
    Auch Fragoso bestimmten nicht die nämlichen Gründe, Ega zu besuchen, wie früher Tabatinga, denn letzteres ist nur ein unbedeutender Flecken im Vergleich zu dieser immerhin kleinen Stadt.
    Ega mit seinen fünfzehnhundert Einwohnern steht nämlich in dem Range etwa einer Provinz-Hauptstadt, wo alle Behörden einer solchen ihren ständigen Sitz haben; so befand sich hier z. B. ein Militär-Commando, ein Polizeichef, Friedens-und Criminalrichter, nebst den Lehrern einer Art Volksschule und eine Milizgarnison mit den nothwendigen Officieren.
    Wo aber so viele Beamte und Angestellte mit ihren Frauen und Kindern wohnen, darf man wohl voraussetzen, daß es auch an einem Haarkräusler und Barbier nicht fehlen werde. Das war auch wirklich der Fall, und für Fragoso also keine Aussicht auf ein lucratives Geschäft.
    Der gute Junge beabsichtigte jedoch, obwohl er in Ega nichts zu schaffen hatte, an dem Ausfluge schon deshalb theilzunehmen, weil Lina ihre Herrin begleitete; er verzichtete aber, schon im Begriffe die Jangada zu verlassen, im letzten Augenblicke noch darauf, weil Lina selbst ihn darum ersuchte.
    »Herr Fragoso! begann sie, ihn beiseite führend.
    – Was befehlen Sie, Fräulein Lina? antwortete er.
    – Mir scheint, Ihr Freund Torres will davon absehen, uns nach Ega zu begleiten.
    – Ja wohl, er wird an Bord bleiben, Fräulein Lina;

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