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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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unabänderlichen Schicksals. Es war dieses Gefühl, das ihm die Gewißheit seiner erlittenen Niederlage so unerträglich machte. Essian sah, daß Winters auf eine Antwort wartete, aber er, er selber, brauchte sie noch viel dringender. Was konnte er nur sagen, das ihm Sicherheit geben würde?
    »Ich glaube noch immer, daß ich die Janus-Gleichung lösen kann, Eric, aber ich habe den roten Faden verloren. Ich setze mich hin, um daran zu arbeiten, und fünf Minuten später steh’ ich auch schon wieder auf. Ich gehe das, was ich gearbeitet habe, noch einmal durch, aber auf halbem Wege muß ich wieder von vorne anfangen, weil ich nicht aufgepaßt habe. Ich versuche, mich in die Sache hineinzuknien, aber das leiseste Geräusch stört mich; im Zimmer ist es mir entweder zu kalt oder zu heiß, oder die Stuhllehne drückt mich am Rücken. Manchmal macht es mir sogar Mühe, meine Augen nur auf die Notiztafel zu richten.«
    »Irgend etwas lenkt dich ab.«
    »Möglich.«
    »Möchtest du darüber reden?« Abweichend von seiner sonstigen Gewohnheit blickte ihn Winters nicht an, während er mit ihm sprach. Die Frage hatte fast schüchtern geklungen.
    »Ich glaube nicht«, sagte Essian. »Nicht jetzt.«
    »Das Angebot bleibt bestehen.«
    Winters blickte ihn an, und augenblicklich war ein Teil von Essians Unbehagen wieder da. Er nickte mit dem Kopf.
    »Vielleicht solltest du das Projekt aufgeben«, sagte Winters. »Der Druck wird dir auch nicht bei… bei deinem Problem helfen.«
    Essian spürte, wie die Mauer der Abwehr in ihm wuchs. Warum hatte Winters Problem gesagt, anstatt Probleme, so als ob er bereits wüßte, was ihm fehlte? Warum konnte Winters das Thema nicht endlich fallenlassen? Dies Nachbohren, dies Bemühen, ihn davon zu überzeugen aufzugeben, ging ihm allmählich auf die Nerven. Essian wartete, daß der Angstpegel ein wenig absank, suchte nach einer Lücke in seiner eigenen Abwehrmauer, durch die er zurückschlagen konnte, ohne sich selber preiszugeben oder Winters wissen zu lassen, wie verwirrt und verängstigt er in Wirklichkeit war. Er sagte: »Du redest immer von irgendwelchen Schwierigkeiten, und ich weiß noch immer nicht, was du eigentlich meinst.«
    »Paul, wenn du mit der Gleichung recht behältst, dann werden dir viele als dem größten Genie der Menschheit huldigen.«
    »Das ist nicht wahr. Das betrifft nicht mich.«
    »Himmel hilf! Das meinst du doch wohl nicht ernst! Geht es dich auch nichts an, daß dein Name das gemeinste Schimpfwort in der Geschichte werden könnte – falls das Wörtchen ,Geschichte’ in einem Jahr überhaupt noch eine Bedeutung hat?«
    »Jetzt wirst du aber melodramatisch.«
    »Und du ignorierst die Realitäten, so wie eine lange Reihe von Genies vor dir. Hast du je darüber nachgedacht, was es bedeuten würde, durch die Zeit zu reisen?«
    »Natürlich.«
    »Das glaube ich’ nicht; jedenfalls nicht richtig. Wie lange würde es wohl dauern, bis irgendein Irrer in der Zeit zurückfahren und Präsident Arrington umbringen würde, bevor er die Vereinbarung zwischen den Konzernen unterzeichnen konnte, oder Ogilvy von der Bildfläche wischen würde, bevor er das Antigravitationsprinzip entdecken konnte? Was glaubst du wohl würde passieren, wenn dieser Möchtegern-Attentäter im alte Dallas John Kennedy umgebracht hätte, anstatt lediglich die Polsterung seines Wagens zu ruinieren? Es war erst in seiner zweiten Regierungsperiode, daß Kennedy zu erahnen und zu begreifen begann, was damals nicht mehr als eine gerade aufkommende und chaotische Macht war. Seine Autobiographie macht ganz deutlich, daß er erst in seiner zweiten Amtszeit begriff, daß ein möglicher Weg, die Welt zu einen, in einer Verschmelzung und Konsolidierung der Außen- und Innenpolitik lag. Vielleicht gäbe es die fünf Konzerne überhaupt nicht, und die Welt wäre noch immer ein ungeordneter Haufen kleiner nationalistischer Staaten. Dich und mich gäbe es unter Umständen gar nicht, immer vorausgesetzt, daß die Welt das nukleare Säbelrasseln des zwanzigsten Jahrhunderts überstanden hätte.«
    Essian rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. »Deine Phantasie geht dir durch. Es ist schwierig zu erklären. Einstein befand sich auf dem richtigen Weg; Masse und Energie sind untrennbar miteinander verbunden, und wenn man das Problem wirklich lösen will, dann muß man Masse und Energie mathematisch weitaus umfassender integrieren, als Einstein es getan hat. Du mußt es auf eine Ebene hinunterziehen, wo du

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