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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Stelle geschaffen hatte, indem es seine Männlichkeit entfernte – und sie hatte ihn nicht gerettet, sie hatte ihn zerstört.
    »Hör mir zu«, schrie sie ihn an.
    Der rote Kreis vor seinen Augen war jetzt sehr eng, umrahmte sie, schloß alles andere aus. Er stürzte sich auf sie, bekam sie am Arm zu fassen, als sie sich duckte, und zerrte sie zu sich heran. Sie versuchte nicht mehr, auf ihn einzureden und fing an zu schreien, als sie zusammen aufs Bett fielen. Er wich ihrem Tritt aus, der auf seine Leistengegend gezielt hatte, nur zu, du Miststück, tritt mir doch in die Eier, du Aas, verdammtes Miststück, Miststück. Siewehrte sich, aber er hatte sie am Hals gepackt, hielt sie fest und setzte sich dann rittlings auf sie und fühlte noch nicht einmal, wie ihre Nägel ihm Arme und Hände zerkratzten. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, während die ihren immer größer wurden, sich schließlich verdrehten – eine Warnung schrillte, daß er den elektrischen Schock gespürt hatte, den man doch ihr verpaßt hatte; aber er war schon weit weg von der Oberfläche seines Denkens, war längst in den Tiefen, in die sie ihn gezogen hatte. Durch das Geräusch seines eigenen unregelmäßigen Atems hörte er sie gurgeln. Ihr Mund verzog sich und schnappte nach Luft. Er versuchte zu atmen, aber die Lungen wollten sich nicht mehr weiten, und sie würden beide sterben, und so sollte es dann sein.
    Von einer Sekunde auf die nächste erschlaffte sie unter ihm. Er ließ von ihn ab, als ob jede einzelne Sehne mit einem einzigen Schlag von ihrem Muskel getrennt worden sei, und die Zeit dehnte sich in endlosen Sekunden. Irgend etwas in ihm weigerte sich, zu denken; er befand sich am Grunde eines Sees, in dem er ewig treiben konnte, solange er nicht versuchte, an die Oberfläche zu gelangen. Aber die visuellen Eindrücke begannen an seiner Hirnrinde zu zerren, bis er ganz automatisch, gewohnheitsmäßig anfing, sie zu analysieren. Jill lag mit ausgebreiteten Armen da, das Gesicht war fleckig und hatte sich bläulich verfärbt, auf der Wange waren ein paar Speicheltröpfchen zu sehen. Jetzt bemerkte er auch, daß sie den selben Knochenbau hatte wie er, nur daß die Hormone und Implantate ihr Hüften und Brüste gerundet hatte. Aber die Verwendung von Make-up, das Fehlen der Bartstoppeln auf ihrer Wange, und das völlig andere Aussehen von Gesicht und Haaren ließ sie einander unähnlich erscheinen Nein, dieses Gesicht hätte er nie als sein eigenes erkannt. Auch ihre Nase war durch eine kosmetische Operation verändert worden; im Gegensatz zu seiner eigenen geraden Nase hatte man ihrer einen kecken Aufwärtsschwung gegeben. Im Gegensatz zu seiner gegenwärtigen Nase.
    Plötzlich waren die Gefühle wieder da, überfluteten ihn, und er richtete sich auf den Knien auf, zog sich von ihrem Körper zurück. Er hatte sie umgebracht, und die Zeit würde vergehen, und er würde als Frau in dies Zimmer treten und von dem Körper erwürgt werden, der er jetzt war, von diesem gräßlichen Männerkörper mit seinen Mörderhänden . Er trat mit den Füßen gegen die Wand und starrte sie an, dann aber machte sein Herz einen Sprung, begann vor Erleichterung und verrückter Freude zu hämmern, als er sah, wie sie die Finger bewegte. Ein kläglicher Laut kaum von ihren Lippen, zitternd hob und senkte sich ihre Brust – hob und senkte sich ihre Brust – hob und senkte sich. Das Gesicht bekam wieder Farbe, sie stöhnte, und nach einer Weile richtete sie sich auf, um vorsichtig ihren Hals zu betasten.
    Auch als sie aufstand und mit unsicheren kleinen Schritten durchs Zimmer ging und sich an die Wand lehnte, bewegte er sich nicht. Als sie endlich wieder zum Vorschein kam, trug sie den Thermo-Anzug, den sie während der Flucht getragen hatte, und Essian hatte sich bis auf das Zittern seiner Hände wieder beruhigt. Er stand auf und zog den anderen Jumpsuit an. Jill setzte sich, und weil ihre Stimme noch so dünn und heiser war, daß man sie kaum verstehen konnte, zog Essian einen Stuhl heran und ließ sich ihr gegenüber nieder. Er war überrascht, daß er ihr ins Gesicht blicken konnte, daß er sowohl sich selbst, als auch eine andere Person darin erkannte. Es schien irgendwie nicht wahr zu sein, konnte nie ganz wahr scheinen, daß hier tatsächlich zwei Wesen im Raum waren und nicht eines. Als er sich dann aber nicht mehr gegen die Überzeugung wehren konnte, wurde ihm klar, daß er gerade eine große Kluft überwunden hatte. Er konnte sie ansehen, konnte

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