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Die Janus-Gleichung

Die Janus-Gleichung

Titel: Die Janus-Gleichung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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Stimmbänder nachließ wurde die Stimme schwächer. »Hab nie gewußt, daß sie Wanzen in meine Wohnung geschmuggelt hatten, sogar in meine Kleidung.
    Daher wußten sie, wann sie auftauchen mußten, um dich zu schnappen. Ich hatte nichts damit zu tun, ich schwöre es.«
    Essian nickte. Er konnte sich ausrechnen, wie Ameritec auch ohne Winters’ Wissen an die halbfertige Gleichung gekommen war. »Wie bist du ihnen denn entkommen?«
    »Ich habe mit ihnen gebrochen, nachdem sie dich niedergeschossen hatten. Sie haben nicht gewagt, mich weit zu verfolgen. Ging in mein Apartment, um Roshoff anzurufen, aber er war schon da. Ich hab ihm von der Entführung erzählt, aber mein Verhalten nicht erklärt. Nachdem sie weg waren…« Winters’ Kopf fiel zurück, aber er fuhr fort zu reden, nahm den Wettlauf gegen das Blut auf, das aus seiner Wunde strömte.
    »Nachdem sie weg waren, saß ich nur da. Dann holte ich mir ein Seil und band es am Balkon fest. Paul, ich wollte, wollte… Ich hatte mir das Seil schon um den Hals gelegt. Du hast mich angerufen, als ich gerade im Begriff war zu springen.«
    »Ich hab dich angerufen? Eric …«
    »Nein. Hör zu. Bin direkt hierher gekommen. Das Auto ist dahinten.« Winters’ Hand deutete in die Richtung des Geländewagens. »Nimm es. Halt nicht an. Die Patrouillen.« Winters’ Hand tastete sich zu Essians Gesicht hinauf, aber kurz vorher fiel sie wieder hinunter, blieb einen Augenblick lang auf seiner Schulter liegen. »Wegen Jill Selby…«
    »Das ist vorbei«, sagte Essian. »Ich hab dir weh getan. Ich würde verdienen,… «
    »Nein, sie…« Winters Finger entspannten sich, und sein Arm glitt wie ein schlaffes Seil zu Boden. Zärtlich schloß Essian dem Freund die Augen. Jill fing an zu schluchzen. Eine Bewegung im Wald veranlaßte Essian, Winters’ Kopf auf den Boden zu legen.
    »Komm…«
    Der Geländewagen war lange nicht benutzt worden. Essian schlüpfte hinter die Kontrollen und manövrierte sie durch die ständig größer werdenden Lücken zwischen den Bäumen, bis sie über das Kraftfeld ins Parkland gelangten. Meridian Alpha erhob sich vor ihnen wie eine riesige juwelengeschmückte Säule, und sein heller Schein verdrängte die Nacht.
    »Wir waren schon so nah«, murmelte Jill.
    Essian warf einen Blick durch die Windschutzscheibe. »Flugpatrouillen. Sie müssen das Feuer gesehen haben.« Zwei Helikopter schwebten über ihnen und fegten mit ihren Suchscheinwerfern über den Boden. Essian drosselte die Geschwindigkeit des Fahrzeugs auf ein gemächliches Tempo und fuhr auf eines der Portale im Sockel des Städteturms zu. Nachdem sie im Innern der Stadt angelangt waren, parkte er auf einem der äußeren Parkplätze. Schweigend standen sie auf dem Fußgänger-Rollband und stiegen im zehnten Stock beim Motel-Bezirk aus. Essian beglich die Rechnung mit dem Geld aus dem Rucksack, als sie sich an der automatischen Rezeption eines Motels, das nur gegen Barzahlung arbeitete, eintrugen. Sobald sie in ihrem Zimmer waren und das Sicherheitsschloß eingerastet war, brach Essian auf dem Teppich, der weich wie ein Bett war, zusammen. Er hörte nur schwach wie Jill per Telefon ein Essen auf das Zimmer bestellte. Das Tablett fiel in den Schlitz, ein Geräusch, das für ihn in keinerlei Zusammenhang stand, das ihn erst erstaunte und dann aus seiner Erinnerung verschwand. Jill rüttelte ihn und rief ihn immer wieder beim Namen, bis er sich endlich aufrichtete, ein paar Eier aß und den Orangensaft trank. Er fiel zurück und ließ die Wärme des Proteins sich in seinen Kapillaren ausbreiten und seine Zellen mit Wohlbehagen füllen. Das letzte Geräusch, an das er sich erinnerte, war das Rauschen des Wassers in der Dusche, ein seltsam beruhigendes Geräusch.
    Er rollte sich auf den Bauch und wußte auf einmal, daß eine ganze Menge Zeit verstrichen war. Jill lag in Höschen und BH neben ihm. Der Tri-V-Schirm über dem Bett war ganz leise gestellt und Essian bemerkte, daß der Sprecher seinen Namen erwähnt hatte. Er war auf einmal völlig wach, fühlte aber eine leichte Übelkeit, so als ob er unmittelbar aus einem Tiefschlaf erwacht sei.
    »… ist es durchaus möglich, daß die Sicherheitskräfte von Ameritec den Projektleiter von Meridian verfolgt haben, nachdem er einem kühnen Entführungsversuch vor knapp einer Woche aus diesem Städteturm entkommen war«, erklärte der Sprecher soeben. »Dr. Essian arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einem geheimen Projekt, von dem zuverlässige Quellen

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