Die Jenseits-Falle
beisammen.«
»Das habe ich gesehen.«
Ich deutete auf ihre Tüte, die bereits halb geleert war. »Dir scheint es zu schmecken.«
Glenda nickte heftig und rückte ein Stück zur Seite, weil sich jemand neben sie setzte. »Und wie es mir schmeckt, John. Einmal in der Woche leiste ich mir diese Kalorienbombe.«
»Das hat Jane auch immer gesagt.«
Glenda war zusammengezuckt, als sie meine Antwort hörte. Jane Collins war ein Thema, das von ihr nur ungern angeschnitten wurde. So etwas ließ sie lieber aus dem Spiel. Sie wußte, daß ich noch immer unter Janes Veränderung litt, denn die andere Seite, Wikka, genauer gesagt, hatte es geschafft, sie umzukehren. Jane war zu einer Dienerin des Bösen geworden, denn in ihr steckte jetzt der Geist des unheilvollen Rippers von Soho. Aber des echten. Jane war vorläufig für mich oder für uns verloren. Ich hoffte allerdings, daß sich da noch etwas ändern ließ, denn bestimmt würden sich unsere Wege noch einmal kreuzen.
»Entschuldige«, sagte Glenda, »aber ich wollte keine Wunde bei dir aufreißen.«
»Das hast du auch nicht.«
»Aber du warst plötzlich so abwesend. Als würden dich irgendwelche Sorgen drücken.«
Ich hob die Schultern. »Als Sorgen kann man das nicht so direkt bezeichnen. Seltsam war es in der Tat.«
»Was ist denn passiert?«
»Ich hatte eine Vision.«
Glenda war so erstaunt, daß ihr fast die Tüte aus der Hand gefallen wäre.
»Du hattest was?«
»Ja, eine Vision.« Dann berichtete ich ihr davon. Meine Sekretärin zeigte sich überrascht. Sie konnte es nicht begreifen. Ihr fehlte die Erklärung ebenso wie mir. Trotzdem fragte sie nach.
»Hat das vielleicht mit einem Fall zu tun, an dem du im Moment arbeitest?«
»Nein, ich habe keinen Fall.«
»Auch nicht in Vorbereitung?«
Das war eine schwierige Frage, die ich ihr leider nicht beantworten durfte. Deshalb wiegelte ich ab. »Lassen wir das. Du wolltest essen, und ich möchte dir nicht den Appetit verderben.«
»Mir schmeckt es auch nicht mehr«, erklärte sie und ließ die Tüte sinken. Ihr Nebenmann schaute sie an. Er war ein breitschultriger Typ, der einen schmutzigen Overall trug und seinen Kebab hinunterschlang, als wäre es ein Festessen. Der Kerl schaute so gierig auf meine Tüte, daß ich nicht anders konnte und sie ihm reichte.
Da strahlten seine Augen. »Für mich?«
»Ja, Mister. Sie sehen aus, als könnten Sie noch eine Portion vertragen, nicht wahr?«
»Und wie, mein Lieber, und wie.«
Wir aber gingen. Uber die Schulter blickend sah ich, wie sich der Mann auf mein Essen stürzte. Diese Bude hier hatte ich zum letztenmal betreten, denn die gesamte Kleidung stank nach dem Grillfett. Für den Rückweg ließen wir uns Zeit. Es war ein herrlicher Herbsttag. Die Sonne schien, der Himmel zeigte eine blasse Bläue, und zahlreiche Menschen genossen die wärmenden Strahlen. Schweigend gingen Glenda und ich nebeneinander her. Meine Sekretärin stellte auch keine Fragen. Sie wußte, was mich beschäftigte, und ließ mich erst einmal in Ruhe.
Eine Hand, die aus dem Wasser ragt. Dazu noch unheimlich und gewaltig in ihrer Größe. Wo gab es so etwas? Das fragte ich mich immer wieder, und es bohrte förmlich in meinem Gehirn. Ich ging die letzten Fälle in Gedanken durch, mit einer Hand hatte ich es jedoch nicht zu tun gehabt. Als wir das Yard-Gebäude erreichten, trafen wir Suko. Er war früher zurückgekehrt, als er angenommen hatte.
»Wie war es?« wollte ich wissen.
»Ein Fehlschuß. Die Frau, die angeblich einen Dämon in der Wohnung gehabt hatte, war nur hysterisch.«
»Dann laß uns nach oben fahren.«
»Du bist so arbeitsam«, sagte er.
»Es liegt was in der Luft.«
»Eine neue Sache.«
»Klar.«
»Und?«
Wir standen schon vor dem Lift in der Halle. »Ich erkläre es dir, wenn wir im Büro sitzen.«
»Wie du meinst.«
Zu dritt fuhren wir hoch. Glenda betrachtete mich noch immer voller Skepsis. Sie machte sich Sorgen. Zudem war ich ihr nicht gleichgültig. Einmal hatte ich mit ihr ein ziemlich heißes Abenteuer. Es war einfach über uns gekommen, nach einem harten Kampf gegen den Dämon mit den vier Armen. Die Nacht nach dem Kampf hatte ich in Glendas Wohnung verbracht. Und da war's dann passiert. [1]
Ich bin auch nur ein Mann, und Glenda ist sehr attraktiv. Anschließend hatten wir darüber kein Wort mehr verloren und uns wie immer verhalten. Aber Suko hatte sich so seine Gedanken gemacht. Bestimmt ahnte er etwas, war allerdings taktvoll und schwieg.
»Eigentlich
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