Die Jenseits-Falle
Er kam sich tatsächlich wie ein körperloser Mensch vor, von dem nur noch der Kopf und damit das Gehirn lebte.
Dort saß die große Lenk-und Steuerzentrale eines Menschen, so bekam der Chinese mit, wie ihn die Schatten immer weiter einhüllten und ihn allmählich die Furcht erfaßte.
Sollte er hier sterben? War in dieser Welt sein Ende vorprogrammiert? Suko war ein Mensch, der nicht so leicht aufgab, der immer wieder einen Ausweg gefunden hatte, aber in dieser Falle und unter den Blicken seiner Gegnerinnen sah er keine Chance mehr. Diese von Alassia befehligten Schatten ließen ihm nicht die Spur einer Chance, und die Herrin dieser Welt schritt um den Chinesen herum.
Bis zu den Schultern reichte bereits die Schwärze. Schon längst konnte Suko seine Arme nicht mehr bewegen. Er kam sich vor wie eine Steinfigur, ein ungewöhnlicher Tod streckte seine kalten Knochenarme nach ihm aus.
»Du kannst zur Seite gehen«, sagte Alassia.
Suko merkte kaum, daß der Druck in seinem Rücken verschwand, denn der Körper war längst gefühllos geworden.
Nebeneinander blieben Kara und Alassia stehen. Die Herrin der Dunkelwelt sagte: »Schau ihn dir genau an, Kara. Schon jetzt kann er sich nicht mehr bewegen, du wirst keinerlei Schwierigkeiten haben, ihm den Kopf abzuschlagen. Ich brauche die Hand erst gar nicht zu bitten, ihn zu zerquetschen.«
»Die Hand?« fragte Kara.
»Ja, sie hält das Schiff.«
»Was ist mit ihr?«
Trotz der schlechten Lichtverhältnisse war zu erkennen, daß Alassia hintergründig lächelte. »Mit ihr hat es tatsächlich eine besondere Bewandnis, die ich aber für mich behalten werde. Vielleicht werde ich dich, Kara, irgendwann einmal in das Geheimnis dieser Hand einweihen, aber das hat Zeit, erst mußt du voll auf meiner Seite stehen. Nur so viel möchte ich bekanntgeben. Die Hand steht in einem ursächlichen Zusammenhang mit Atlantis, den Großen Alten und dem Würfel des Unheils!«
Suko horchte auf. Als Alassia diese Worte sprach, vergaß er sogar seine schreckliche Situation. Da waren Begriffe gefallen, die ihm bekannt waren, die er allerdings nicht unter einen Hut bringen konnte. Wieso Atlantis, die Großen Alten und der Würfel des Unheils? Wo war da der rote Faden?
»Sag es mir!« forderte Kara.
»Nein!«
»Aber ich habe in Atlantis schon einmal gelebt. Ich müßte von ihr wissen…«
»Möglicherweise weißt du es auch und hast es nur vergessen. Diese Hand ist ein Teil, es gehört ein Gegenstück dazu. Mehr sage ich nicht, denn ein kleines Geheimnis will ich behalten.«
Suko konnte seinen Kopf noch bewegen. Er hatte ihn gedreht, schaute Kara an und las ihrem Gesicht ab, daß sie ein wenig durcheinander war. Sie dachte nach, ihre Zunge huschte über die Lippen, aber sie kam zu keinem Resultat.
Alassia hatte ihrer Meinung nach genug geredet. Sie schritt um ihr Opfer herum und begutachtete es von allen Seiten.
Viel gab es da nicht zu sehen.
Von Suko existierte nur noch der Kopf. Der übrige Teil des Körpers war ein einziger Schatten, mehr nicht.
»Wie fühlst du dich?« höhnte sie.
Suko lag eine Antwort auf der Zunge, er verschluckte sie, und Alassia trat dicht vor ihn. Aus einer Handspanne Entfernung schauten sie sich an.
Der Chinese spürte das Unheimliche, das von dieser Dämonin ausging. Da war das seltsame Grau auf ihrer Haut, die kalten Augen und die Entschlossenheit darin, Suko ein für allemal auszulöschen.
»Noch einmal will ich dich sehen!« flüsterte sie, »bevor er soweit ist und Kara deinen Schädel abschlägt oder spaltet. Das überlasse ich ihr. Auf jeden Fall wirst du nicht überleben.« Es waren ihre vorerst letzten Worte, die sie an den Inspektor richtete, denn sie trat zurück und stellte sich schräg hin.
Dann hob sie den Arm.
Kara kam einen Schritt näher.
»Bist du bereit?« klang es der Schönen aus dem Totenreich entgegen.
»Ja.«
In diesem Moment erlosch auch Sukos letzter Hoffnungsfunken. Er hatte noch immer an eine Wandlung geglaubt, aber Kara war einfach nicht zu belehren und zu bekehren. Sie tat genau das, was Alassia von ihr verlangte. Der Inspektor spürte, daß sich trotz allem Schweiß auf seiner Stirn gebildet hatte. Es war der Angstschweiß.
Wenn er die Augen verdrehte, sah er nur die Schwärze - nichts mehr von seinem Körper.
»Stell dich vor ihn!« befahl Kara. »Er soll mitbekommen, wenn du das Schwert nach unten schlägst. Ich will ihn in den letzten Sekunden seines Lebens noch um Gnade winseln und schreien hören. Los, komm!«
Und
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