Die Jenseits-Falle
Dämonenrichters Maddox auf dein Konto geht.«
Da hatte der Spuk ein wahres Wort gesprochen. Ich hatte Maddox tatsächlich getötet, dazu noch in dem anderen Reich der Schatten, das der Spuk reagierte.
»Habe ich dir nicht Rache geschworen?« fragte er. »Die Zeit wäre jetzt günstig, ich könnte dich hier vernichten, und ich…«
»Moment«, mischte sich der kleine Magier ein. »Darüber haben wir nicht gesprochen. Außerdem würde es Alassia dir sehr übelnehmen, wenn du ihr Sinclair vor der Nase wegschnappst.«
»Wer ist schon Alassia?«
»Jemand, der sich dein Reich einverleiben will.«
»Das wird sie nicht schaffen!« erwiderte der Unheimliche dumpf.
»Genau der Meinung sind wir auch. Deshalb sollten wir alte Fehden vergessen und eine gewisse Ordnung wiederherstellen!«
Der kleine Mager erwies sich plötzlich als ein hervorragender Diplomat, und er schaffte es sogar, den Spuk unsicher zu machen, was mir dessen nächste Frage bewies.
»Willst du hier das Kommando übernehmen, Wicht?«
»Nein, aber wir sollten uns nicht streiten. Du kennst die Stärke des Geisterjägers. Wenn du ihn bei seinem Kampf gegen Alassia unterstützt, wird die alte Ordnung wiederhergestellt, daran solltest du immer denken. Auch in deinem eigenen Interesse.«
Jetzt kam es allein auf den Spuk an. Würde er auf das Angebot des kleinen Magiers eingehen? Wieder einmal mußte ich Myxin und dessen Übersicht bewundern. Dabei hatte er so Schlimmes hinter sich, denn Kara war ihm genommen worden.
»Du riskierst ein großes Maul, Myxin«, schallte er uns nach einer Weile entgegen. »Denkst du dabei nicht auch an Kara?«
Da zuckte selbst Myxin zusammen. »Sie ist verloren«, erwiderte er mit einer Stimme, die der Spuk so eben noch verstehen konnte. »Sie hat die Seiten gewechselt.«
Myxin hatte die Worte noch nicht richtig ausgesprochen, als uns ein schallendes Gelächter entgegen wehte. »Die Seiten gewechselt!« hörten wir die dumpfe Stimme in das Lachen hineintönen. »Das ist wirklich gut. Ja, sie hat die Seiten gewechselt, allerdings auf Grund eines großen Bluffs.«
Diesmal war nicht ich in erster Linie gemeint, sondern der kleine Magier neben mir. Er zuckte zusammen, sein Mund öffnete sich, aber der Ruf blieb in seinem Hals stecken.
»Ein Bluff!« donnerte der Spuk. »Ein herrlicher Bluff, und Kara hat ihn geschluckt!«
»Was soll das heißen?« Myxin sprach ohne Betonung. Wie bei einem Roboter drangen die Worte aus seinem Mund.
»So wie ich dir es gesagt habe, Magier. Oder glaubst du tatsächlich, daß Alassia den Trank des Vergessens in den Händen oder in ihrer Welt versteckt hält?«
»Wer hat ihn dann?« schrie Myxin.
Er duckte sich, als hätte er einen Schlag mit der Peitsche bekommen.
»Das kann ich dir sagen. Und auch dir, Sinclair. Ich - ich allein besitze den Trank des Vergessens, und ich denke nicht daran, ihn je wieder herzugeben!«
Jetzt war es heraus, und mir wurde klar, daß der Spuk uns nicht bluffte. Es hatte in der Vergangenheit Hinweise darauf gegeben, daß er den Trank besitzen sollte. Glauben konnten wir es nicht. Nun sagte er uns die Wahrheit, und ich sah keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln. Er hatte es nicht nötig zu bluffen.
»Wollt ihr ihn sehen?« rief uns der Spuk entgegen. »Ich beweise euch, daß es kein Bluff ist.«
Eigentlich war es Myxins Aufgabe, darauf eine Antwort zu geben, doch der kleine Magier befand sich nicht in der Lage. Er stand gekrümmt da, hatte die Hände geöffnet und die Arme ausgestreckt. In seinem Innern mußte eine Hölle toben. Hart hatte er sich mit Kara auseinandergesetzt, sich sogar getrennt, und mußte nun erleben, daß sie und er auf einen Bluff hereingefallen waren.
Das konnte er nicht vertragen.
»Ich warte auf eine Antwort«, sagte der Spuk. »Wollt ihr den Beweis sehen?«
Da Myxin nicht sprach, redete ich. »Ja, zeige uns den Trank des Vergessens!«
»Gut, Geisterjäger, du sollst dein Vergnügen haben.« Er lachte donnernd und weidete sich an unserem Entsetzen. Die Gestalt innerhalb des roten Tunnels bewegte sich. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde die Farbe an einer gewissen Stelle hinter ihm noch intensiver, dann sah ich etwas vor ihm her schweben, das für mich die Umrisse eines kleinen Beutels besaß oder einer Mini-Handtasche.
War das der Trank?
Inzwischen wußte ich gar nichts mehr. Ich hatte geglaubt, daß er in einer Flasche aufbewahrt werden würde, denn davon konnte man eigentlich ausgehen. Aber in einem kleinen
Weitere Kostenlose Bücher