Die Jenseits-Falle
Beutel…?
»Hier ist er!« donnerte der Spuk triumphierend. »In diesem Beutel befindet sich der Trank des Vergessens. So nahe bei euch und dennoch unerreichbar.«
Ich wußte nicht, ob Myxin diese Worte gehört hatte. Aber er sollte sich den Trank anschauen.
Ich faßte den Magier an der Schulter und zerrte ihn hoch. »Myxin!« rief ich eindringlich, »ist das der Trank, von dem Kara immer gesprochen hat? Myxin, melde dich!«
Der Magier stöhnte. Er wirkte so als würde er eine unheimliche Last tragen, und ich mußte ihn praktisch hochzerren, damit er nach vorn schaute.
»Sieh ihn dir an!« rief ich. »Ist das der Trank des Vergessens. Befindet er sich darin?« Ich schüttelte Myxin, damit er wieder zu sich kam. Dann ging ein Ruck durch seine Gestalt, er hob den Kopf.
»Ist das der Trank des Vergessens?« rief ich ein letztes Mal. Jetzt mußte Myxin mir einfach Antwort geben.
Noch sagte er nichts. Er hatte seine Augen weit aufgerissen, und ich konnte die grünlich schimmernden Pupillen der Augen erkennen. Sie waren in der Farbe dunkler als seine Haut und schienen zahlreiche Rätsel zu verbergen.
Myxin schaute. Ich hatte ihn losgelassen, beobachtete ihn und stellte fest, daß ein Zittern durch seine Gestalt lief. Diese Reaktion konnte einfach nicht gespielt sein, sie war echt, und somit besaß ich den Beweis, daß Myxin nicht geblufft hatte.
Er hielt den Trank unter seiner Kontrolle.
Da bewegten sich Myxins Lippen. Schwer zu verstehen waren die Worte, aber ich hörte sie, und sie prägten sich unauslöschlich in meinem Gehirn ein.
»Es ist der Trank des Vergessens. Darin hat er sich befunden. In einem weichen Beutel aus einem Material hergestellt, das es in der normalen Welt nicht gibt und dessen Zusammensetzung nur wenige Atlanter kannten. Ich weiß es von Kara, sie hat diesen Trank ja von ihrem Vater übernommen, bevor er ihr abhanden kam. Und ich habe immer gewußt, daß der Spuk ihn haben muß, da konnte Alassia noch so sicher scheinen, nein, der Spuk bewahrt ihn auf.«
War es der Beweis? Ich mußte Myxin glauben, und dachte wieder an Kara, die einen gewaltigen Bluff geschluckt hatte. Die so davon überzeugt gewesen war, daß sie sogar die Seite wechselte und sich nicht scheute, Menschenleben aufs Spiel zu setzen.
»Nie wird sie ihn bekommen!« rief der Spuk, »denn sie hat sich mit ihrer Tat auf die Seite einer Feindin gestellt. Sie hätte sich zu mir hinwenden sollen, dafür ist es nun zu spät…« Der Spuk lachte abermals auf, und der Trank des Vergessens entmaterialisierte sich allmählich im düsteren Rot dieses seltsamen Dimensionstunnels.
Nur noch den Spuk sahen wir.
Und da schrie Myxin: »Gib den Trank heraus, Spuk! Gib ihn her! Ich will ihn haben! Ich habe dir geholfen, ich…« Seine Gestalt schien sich nach dem letzten Wort zu strecken, ich paßte nicht auf, und einen Lidschlag später teleportierte sich der kleine Magier auf den Spuk zu. Myxin war verrückt. Er konnte doch nicht den Spuk angreifen. Der würde ihn vernichten.
Ich sah die Umrisse des Magiers wie einen Scherenschnitt, begann selbst zu laufen, riß die Beretta hervor und feuerte. Plötzlich war nur noch das Krachen meiner Waffe zu hören. Die Detonationen überschlugen sich, Echos rollten, und ich setzte die geweihten Silberkugeln dorthin, wo ich den Spuk sah. Es war sinnlos, das wußte ich, aber ich mußte etwas unternehmen, und vielleicht lenkten ihn meine Silberkugeln von seinem Vorhaben ab. Der Spuk verschwand.
Ich hatte ihn zwar getroffen, sah Blitze innerhalb des schwarzmagischen Dimensionstunnels, doch vernichten konnte ich den Spuk auf diese Art und Weise nicht.
Myxin war nichts passiert. Er starrte nur wie ich auf eine leere Wand. Kein Spuk mehr, kein Dimensionstunnel. Es schien, als hätten wir alles nur geträumt. Neben Myxin blieb ich stehen und lud automatisch die Waffe nach.
»Weshalb hast du das getan?« fragte mich der kleine Magier. »Aus welchem Grund hast du meine große Chance zerstört?« Selten hatte mich Myxin so angefahren, und ich zeigte mich überrascht.
»Was soll denn das? Ich wollte dir helfen, Myxin. Ich wollte…«
»Du hast alles zerstört. Durch dein Eingreifen habe ich den Trank des Vergessens nicht bekommen. Ich hätte alles wieder ins reine bringen können. Nun geht nichts mehr.«
Wie sollte das noch alles enden, wenn auch Myxin durchdrehte? Ich verstand die Welt nicht mehr, bemühte mich jedoch, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Myxin«, sagte ich. »Du mußt die Sache anders
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