Die Jerusalem-Krise
gewesen sein.
Der Mann mit der Waffe sprach mich wieder an. »Also, raus mit der Sprache. Was wollt ihr von uns?«
»Wir haben Fragen.«
Ich hörte das Lachen. »Fragen, kann sein. Nur werdet ihr so schnell keine Antworten bekommen.«
Der andere meldete sich zu Wort. »Ich könnte den Chinesen hier etwas anritzen. Dann wird sein Freund schon die Wahrheit sagen.«
»Du hast es gehört?«
»Klar.«
»Also rede.«
Ich saß noch immer und schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass es viel zu sagen gibt. Wir haben uns nur über Sie gewundert. Ihr Verhalten war schon seltsam.«
»Dann seid ihr hier die großen Aufpasser, wie?«
»Nein, aber...«
Der Mann mit der Waffe ließ mich nicht ausreden. »Ich will Ihnen eines sagen, Sinclair. Wir könnten Sie und Ihren Freund hier erschießen, aber wir werden es diesmal nicht tun. Es ist die erste und die letzte Warnung. Kommt uns nicht noch mal in die Quere. Ein zweites Treffen würdet ihr nicht überleben.«
Ich hörte nicht zu, was er mir alles bis zum Schluss hin sagte. Ich war nur überrascht davon gewesen, dass er meinen Namen kannte. Er hatte mich mit Sinclair angesprochen, und das war wirklich ein Hammer gewesen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Man kannte mich oder uns. Ich musste an Peter Graves denken, der von Verfolgern gesprochen hatte. Von Männern, die ihn warnten. Bisher waren sie für uns nur Phantomgestalten gewesen. Ab jetzt sahen die Dinge anders aus, und wir waren wie zwei Volltrottel in ihre Falle gelaufen.
Selbst Suko unternahm nichts, obwohl das für ihn ein Leichtes gewesen wäre. Von einem Messer ließ einer wie er sich nicht beeindrucken. Er hatte bewusst gewartet, und ich sah jetzt ein, dass er genau richtig gehandelt hatte.
»Was haben wir euch getan?«, fragte ich.
»Noch nichts. Doch manchmal reicht es aus, wenn Menschen einfach zu neugierig sind. Rosslyn Chapel ist nichts für euch. Die Kirche soll in Ruhe gelassen werden.«
»Warum?«
»Weil wir es so wollen.«
»Dann habt ihr etwas zu verbergen.«
Der Mann lächelte. Er hatte sich noch etwas tiefer gebückt. Die Waffe zielte auf meinen Kopf. Ich nahm den schwachen Knoblauchgeruch wahr, der von ihm ausging, und rätselte herum, wer diese beiden Typen waren und in wessen Auftrag sie handelten. Ich bezweifelte, dass sie zu den Dienern des Baphomet zählten. Hier lief etwas anderes. Möglicherweise in eine völlig fremde Richtung.
»Wenn wir etwas zu verbergen hätten, würden wir es euch nicht sagen!«, flüsterte mir der Typ zu. »Wir wollen nur, dass gewisse Dinge so bleiben. Daran soll auch Scotland Yard nichts ändern. Wir wollen euch nicht unbedingt ausschalten, aber wir werden keine Rücksicht kennen, wenn sich keine anderen Möglichkeiten ergeben.«
»Was haben Sie zu verbergen?«
»Nichts, das Sie interessieren sollte. Fahren Sie wieder zurück nach London. Da gibt es genug Aufgaben für Sie. Diesmal belassen wir es nur bei Kopfschmerzen, aber bei unserem nächsten Zusammentreffen gibt es Kugeln. So einfach ist das.«
Er hob den Waffenarm.
Er schlug zu!
Genau darauf hatte ich gewartet. Es gibt Menschen, denen muss man die Arroganz austreiben. Ich mochte es, wenn man mich unterschätzte. Genau das war hier eingetreten.
Meine Reaktion erfolgte blitzschnell. Ich warf mich zur Seite, der Schlag erwischte mich nicht, dafür bekam der Kerl jedoch meinen blitzschnellen Tritt zu spüren.
Der Fuß erwischte ihn im Unterleib.
Er keuchte, schoss nicht, denn eine Hand sackte nach unten, um die getroffene Stelle zu umfassen.
Ich hielt meine Beretta längst in der Hand. Urplötzlich hatte sich die Situation gedreht, und ich war schneller auf den Beinen, als er wieder fit war.
Ihn erwischte der Druck der Mündung an der linken Stirnseite. »Wenn Sie Ihre Kanone jetzt nicht fallen lassen, schieße ich.«
»Schon klar!«, keuchte er.
Der Revolver fiel tatsächlich zu Boden. Ich bekam Zeit, mich um Suko zu kümmern. Während meiner Aktion hatte ich nur ein kurzes Keuchen und einen klatschenden Schlag gehört.
Der Mann lag neben Suko. Mein Freund hielt jetzt das Messer fest. Er lächelte mir zu. »Hast du gedacht, ich lasse mich einseifen?«
»Das hätte ich mir auch nicht vorstellen können.«
Suko wandte sich an den Mann, der mich bedroht hatte. Er befahl ihm, den rechten Arm auszustrecken, was der Kerl auch tat. Wenig später umschloss der King einer Handschelle sein Gelenk.
Den zweiten Ring befestigte er am Bein des Messerträgers. Beide Männer lagen jetzt am Boden.
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