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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Pressemitteilung zu ihrer Umfrage »Produkte des Jahres 2006« 22 konstatierte. Nachdem die Warengruppe Duschgele ein Jahr zuvor noch um 3,8 Prozent rückläufig war, trug die mit Joghurt geschönte Variante nun zum Wachstum der Kategorie bei.
    Langfristig denkende Manager der Lebensmittelbranche haben eine vollkommen neue Esskultur im Visier. Der weltweit größte Nahrungsmittelkonzern, Nestlé, beschäftigt unter seinen rund 250 000 Mitarbeitern weltweit eine rund 650-köpfige Forschereinheit im Nestlé Research Centre bei Lausanne. Die legendäre Einrichtung begründete nicht nur die Anfänge der Probiotik-Ära im Kühlregal, indem sie den mittlerweile etablierten Joghurt LC1 aus der Taufe hob. Sie zeichnet auch für die Erforschung neuartiger, funktioneller Lebensmittel verantwortlich, die laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe ein Marktpotenzial von 28 Milliarden Euro haben. Auf den Verkaufserfolg dieser Produkte zu setzen hat für den Schweizer Konzern Tradition. Der in den 1990er Jahren auf den Markt gebrachte Joghurt LC1 entpuppte sich damals als Blockbuster. Inzwischen jedoch hat die französische Konkurrenz Danone mit der Einführung von Actimel aufgeholt. Der durch LC1 sensibilisierte Handel nahm das Danone-Produkt mit dem probiotischen Bakterienstamm L. casei defensis umgehend an; ein überzeugender Werbebotschafter Kachelmann machte es dem Fernsehvolk schmackhaft. Mittlerweile hat sich Actimel in Deutschland einen Marktanteil von 62 Prozent erkämpft.
Zucker als Milliardengeschäft
    Der altbewährte Zucker garantiert nach wie vor Milliardenumsätze. Rund 270 industrielle Hersteller haben sich hierzulande auf die Produktion von Süßwaren spezialisiert. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) gingen dabei im Jahr 2005 über 3,37 Millionen Tonnen Süßwaren vom Band, was einem Produktionswert von 11,22 Milliarden Euro entspricht. 825 000 Tonnen Schokolade vertilgten die Bundesbürger und geben dafür annähernd 4 Milliarden Euro aus. Für feine |36| Backwaren, immerhin 740 000 Tonnen, bezahlten die Deutschen 2,23 Milliarden, rund 545 000 Tonnen Zuckerwaren schlugen mit 1,75 Milliarden zu Buche. Was kaum jemand registriert: Auch Chips und andere Knabberartikel zählen zu den Süßwaren; vieles, was salzig schmeckt, enthält zusätzlich Zucker. 281 000 Tonnen Knabberartikel garantierten einen Produktionswert von 712 Millionen Euro. Speiseeis und Rohmassen machen einen Wert von 480 Millionen aus.
    Das Geschäft mit dem Zucker treibt auch den Export an. Mehr als 1,2 Millionen Tonnen Süßes verließen die Bundesrepublik im Jahr 2005, was einem Warenwert von 3,33 Milliarden Euro entspricht. Im Ausland besonders beliebt sind Zuckerwaren, Speiseeis, feine Backwaren, Kakao- und Schokoladenhalberzeugnisse »made in Germany«. Abnehmer gibt es vom Pazifik bis zum Ural: Neben Ländern der Europäischen Union beziehen auch die USA und Russland Leckereien aus Deutschland. Der Inlandsabsatz von Süßwarenfertigerzeugnissen in Deutschland lag im Jahr 2005 bei 2,61 Millionen Tonnen, rein statistisch betrachtet verzehrte jeder Bundesbürger 31,8 Kilogramm Süßwaren mit einem Produktionswert von 112,9 Euro.
    Weil aber der Mensch Zucker neben den klassischen Süßwaren auch in Getränken, Speiseeis oder Obstkonserven, Selbstgebackenem oder beim Bäcker Erstandenem zu sich nimmt, fällt der Pro-Kopf-Verbrauch von reinem Zucker deutlich höher aus. Rund 36 Kilogramm verspeist jeder Bundesbürger pro Jahr 23 – 1852 lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 2,12 Kilogramm. 24
    Die allein über den Zucker aufgenommene Kalorienmenge schlägt mit 144 000 Kilokalorien pro Jahr zu Buche – vor 150 Jahren waren es nicht einmal 8 500. Zu viel Zucker und Fett und zu wenig Bewegung machen nicht nur bequem, sondern auch dick. Von Jahr zu Jahr gibt es mehr Übergewichtige, derzeit leben etwa 400 000 »pummelige« Kinder und Erwachsene in Deutschland. Eigentlich sollte ein Grundschulkind pro Tag höchstens 25 Gramm Zucker aufnehmen – das sind etwa zwei Esslöffel. Stiftung Warentest wollte wissen, welche Ernährungsweise dieser Dosis am nächsten kommt, und verglich dazu zwei Tagesrationen, die jeweils nur aus |37| Fertigprodukten oder nur aus vergleichbarem Selbstgemachtem bestanden. Nach Auswertung der Ergebnisse stand fest: Ein Tag mit selbst zubereiteten Speisen liefert im Schnitt 1 550 Kilokalorien bei 45 Gramm Fett und 23 Gramm Zucker.

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