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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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Gegend, kann eine Befruchtung durch Bienen in seltenen Fällen zu Kreuzungen führen, sodass auch der essbare Kürbis den Giftstoff aufbaut. Wenn er bitter schmeckt, ist Vorsicht geboten, denn Cucurbitacin kann heftige Bauchschmerzen und Durchfall auslösen.
In grünen Bohnen findet sich Phasin, ein giftiges Eiweiß, das Erbrechen und Magen-Darm-Probleme hervorrufen kann. Grüne Bohnen sollte man daher niemals roh essen und auch das Kochwasser nicht weiterverwenden.
Petersilie, ein Kraut, das schon Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert lobte, ist in Mengen ebenfalls nicht unbedenklich. Als ausgesprochen zellschädigend gelten seine Phytoalexine. Zwischen 50 und 100 Gramm Petersilie genügen vermutlich, um sich umzubringen. Früher nahmen Frauen, die ungewollt schwanger waren, Petersilie als Hausabortivum. Auch Anis, Dill und Kümmel enthalten Phytoalexine.
    Im Gegensatz zu den industriell zugesetzten Stoffen sind die in Nahrungspflanzen enthaltenen Substanzen jedoch weitaus besser abgesichert: Generationen von Essern haben über Jahrhunderte hinweg am eigenen Leib erfahren, wie sie wirken. Sie haben ihre Erfahrungen und das Wissen um richtigen Anbau, verschiedene Zubereitungsformen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Zutaten an ihre Kinder weitergegeben, sodass zum Beispiel heute allgemein bekannt ist, dass man Kartoffeln im Dunkeln aufbewahren, Bohnen abkochen oder Kräuter besser nicht in rauen Mengen verzehren sollte. Weniger bekannt ist, dass manche Gemüse schon durch zweiminütiges Kochen oder ein Einfrieren über 14 Tage ihre allergene Potenz verlieren. 77
    |162| Das eigentliche Problem sind moderne Essgewohnheiten, die das Lebensmittel zunehmend seiner Herkunft entfremden und zum Massenprodukt degradieren. Die industrielle Großproduktion ist lediglich eine Antwort darauf. Trends verfolgen, neue setzen, Zielgruppen schaffen, wo keine sind, und Scheininnovationen in den Markt pressen gehören zum Geschäft der Lebensmittelindustrie. Weil sich nicht jede Substanz – auch nicht synthetische, maßgeschneiderte – für jedes Produkt und jede Verarbeitungs- und Aufbewahrungsform eignet, greifen Hersteller auf eine Vielzahl von Zusatzstoffen zurück, denn einige wenige genügen diesen vielfältigen Ansprüchen nicht mehr. Um Transparenz zu schaffen, hat der Gesetzgeber festgelegt, dass das Gros an Zusatzstoffen auf der Verpackung genannt werden muss, doch statt zu vereinfachen, verwirren die E-Nummern und chemischen Fachbegriffe: Unbedenkliche Stoffe haben ebenso eine E-Nummer wie solche, denen Forscher ein gesundheitsschädliches Potenzial zusprechen. Verbraucher können sie kaum auseinander halten. Nur die wenigsten Käufer werden beim Einkauf den Aufdruck auf der Verpackung mit der langen EU-Zusatzstoffliste vergleichen und verstehen, was in der Leberwurst, im Kartoffelsalat, im Dressing oder in der Roten Grütze wirklich steckt. Hinzu kommen noch schätzungsweise 2 700 verschiedene Aromen, die erst gar nicht auf der Verpackung erscheinen müssen und die kein Konsument auseinander halten kann, wie das Beispiel zeigt.
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    Der Griff zur Fertigkost erfordert kaum Kochkenntnisse und ist praktisch. Das Angebot ist breit gefächert: Fast alles gibt es tiefgefroren, in Dosen, als Instantprodukt, als gekühlte, nasse oder trockene Ware. Die Hälfte aller Fertiggerichte sind Tiefkühlprodukte. Mittlerweile findet jeder Esser etwas nach seinem Geschmack – ganz gleich, |165| ob Nudel- oder Kartoffelgerichte, Exotisches oder Traditionelles, Vegetarisches, Fleisch- oder Fischgerichte, Kuchen und Desserts. Was durch die Verarbeitung wie mehrfaches Erhitzen oder längere Lagerzeiten an Geschmack verloren geht, wird mit zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen aufgestockt, mit Aromastoffen geschönt. Das Ergebnis sind Gerichte mit standardisiertem Einheitsgeschmack, die überdies durch zugesetzte Aromen und Geschmacksverstärker auch noch unnötig den Appetit anregen – teuer erkaufte, potenzielle Dickmacher mit oft geringem ernährungsphysiologischem Wert, deren zugesetzte Substanzen nicht allesamt unbedenklich sind.
    Kritisch wird es dann, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht. Ein ausgewachsener Organismus ist widerstandsfähiger; ein junger reagiert auf das »Bombardement« mit verschiedenen Substanzen sensibler. Bislang belegt ist, dass bestimmte Zusatzstoffe allergen wirken, in der Diskussion steht auch ein Zusammenhang zwischen Zusatzstoffen und hyperkinetischem Syndrom. Für Letzteres steht ein

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