Die Joghurt-Luege
Deklarationspflicht, Zusammenfassung
Quelle: Deutsches Ernährungsberatungs- und Informationsnetz (DEBInet) 73
|159| Jede Zutatenliste kann nur so gut sein wie der Hersteller, der sie zusammengestellt hat, verantwortungsvoll ist. Nach wie vor wird geschummelt, besonders gern bei unverpackter Ware. Und weil 25 Prozent der Verbraucher ein diffuses Unbehagen im Zusammenhang mit Zusatzstoffen plagt, 75 unterschlagen Unternehmen – und die Verkäufer hinter der Fleischtheke, wo die beliebten Fertigsalate angeboten werden – besonders gerne die in Misskredit geratenen Konservierungs- und Farbstoffe. Im Gegensatz dazu deklarieren übervorsichtige Firmen, was sie eigentlich gar nicht müssten: Häufig liest der Kunde auf Verpackungen, zum Beispiel von Schokolade, Warnhinweise wie »kann Spuren von … enthalten«. Damit wollen sich die Hersteller gegenüber eventuellen Schadenersatzansprüchen absichern. Sie wissen, dass es in den Werken mitunter schwierig sein kann, bei Verwendung ein und derselben Linie für verschiedene Produkte eine absolute Trennung der Rohstoffe zu gewährleisten. Wenn auch die lebensmittelhygienischen Vorschriften in der Regel eingehalten werden, eine 100-prozentige Sicherheit geben könnten sie dafür nur dann, wenn die Waren auf jeweils anderen Anlagen produziert würden. Das aber ist aus finanziellen Gründen nicht machbar; sogar Verbraucherverbände räumen das ein. Weil sie den Allergiker unnötig verunsichert sehen, fordern sie deshalb eine Kennzeichnung nur dann, wenn das Endprodukt nachweislich solche Spuren wirklich enthalte – für die Unternehmen ein momentan unrealistischer Anspruch. Noch fehlt es in der Praxis an molekularbiologischen Methoden, um Spuren allergener Nahrungsmittel in zusammengesetzten Lebensmitteln spezifisch und sensitiv nachweisen zu können. Eine Routinediagnostik gibt es noch nicht.
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|160| Heißt »E« wirklich essbar?
Für viele Verbraucher sind E-Nummern ein Ärgernis, für Allergiker dagegen unverzichtbar. Nur anhand einer umfassenden Deklaration können Menschen, die unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien oder Pseudoallergien leiden, abschätzen, ob das Lebensmittel für sie geeignet ist oder nicht. Noch in den 1980er Jahren war das nicht einfach. Um festzustellen, ob das Produkt für sie geeignet war oder nicht, mussten Betroffene es testen. Damals nämlich standen auf der Zutatenliste lediglich Gruppen wie »Farbstoff« oder »Konservierungsstoff«, kein Zusatzstoff war einzeln aufgeführt. Weil niemand so recht wusste, was er aß, häufte sich die Zahl allergischer Reaktionen – der Grundstein für das Negativimage der Zusatzstoffe war gelegt.
Seit europaweit E-Nummern eingeführt sind, hat sich die Lage für die Allergiker zwar wesentlich gebessert, absolut sicher können sie aber dennoch nicht sein. Die Unzulänglichkeit machte sich in der Synonymfindung Luft: Für die einen steht das »E« für »essbar« oder »eatable«, für die anderen lediglich für »edible« (englisch: genießbar), die Lästerer übersetzen es schlicht mit »ekelig«.
Tatsache ist, dass bei mindestens 75 der Einzelsubstanzen Probleme auftreten können 76 – aber nicht müssen. Es gibt viele, auch natürliche und naturbelassene Lebensmittel, die giftige Inhaltsstoffe aufweisen oder deren Inhaltsstoffe im Körper zu giftigen Substanzen umgebaut werden. Hier einige Beispiele:
In der Kartoffel ist das giftige Glycoalkaloid Solanin nicht nur dann enthalten, wenn sie längere Zeit der Sonne ausgesetzt war, sondern auch in der richtig gelagerten Knolle. Am höchsten ist der Solaningehalt im Bereich der Augen und in der Schale, am geringsten im Inneren. Auch kommen besonders hohe Solaningehalte in bestimmten Sorten, in unreifen oder verletzten Kartoffeln vor. Solanin ist nicht durch Kochen, sondern nur durch großzügiges Herausschneiden der grünlichen Schichten zu beseitigen und führt bei übermäßiger Aufnahme zu Nierenentzündungen, Krämpfen, Atemstörungen und Lähmungen. Typische Symptome einer übermäßigen |161| Zufuhr sind ein Kratzen im Hals, Kopfschmerzen und Mattigkeit. Schon eine Dosis von 400 Milligramm kann tödlich sein. Auch rohe und unreife Auberginen bilden Solanin. Bei Tomaten sollte der Stengelansatz stets weggeschnitten werden, da auch er Solanin enthält.
Speisekürbisse können den Giftstoff Cucurbitacin enthalten, der normalerweise nur in Zierkürbissen vorkommt. Wachsen Speise und Zierkürbisse in der gleichen
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