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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Versteck der Papyri zu finden. Und das nahm ihn in die Pflicht und ließ nicht zu, dass er sich von vagen unguten Gefühlen zu einem Wortbruch verleiten ließ.
    »Richtig, Alistair«, sagte er deshalb und gab seiner Stimme einen betont energischen Klang, um sowohl sich als auch die drei anderen aufzumuntern. »Dieser einsame Ort und seine Bewohner mögen uns nicht liegen. Gut, darin sind wir uns alle einig. Aber das soll uns nicht dazu verleiten, voreilige Schlüsse zu ziehen und Gefahren zu sehen. Jedenfalls wüsste ich keine konkret zu benennen.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Horatio.
    »Und ich denke, dass keiner von uns dem Aberglauben zuneigt und sich von einer etwas schaurigen Atmosphäre davon abhalten lässt, das zu tun, was wir uns vorgenommen haben«, fuhr Byron fort. »Wir haben seit Bukarest zwei strapaziöse Tage hinter uns und sind vermutlich einfach nur erschöpft und etwas überreizt. Wenn wir erst einmal eine gute Nachtruhe hinter uns haben, werden wir die Situation hier bestimmt etwas ruhiger und gelassener sehen. Und wenn es sich bei dem ›toten Templer‹ um den Titel eines Buches handelt, dürfte es zu viert wohl nicht lange dauern, um es in der Bibliothek zu finden und dann eiligst wieder abzureisen.«
    Seine Rede hatte die erhoffte Wirkung und sie gingen etwas beru higter und mit der Hoffnung auseinander, am morgigen Vormittag schon auf dieses Buch zu stoßen.
    Als Byron wieder allein in seinem Zimmer war, öffnete er seine Rei setasche, um ihren Inhalt in den Schrank zu räumen. Dabei fielen ihm das Knoblauchgebinde und das eiserne Kruzifix in die Hände.
    Er lachte leise auf, konnte er sich doch nicht erinnern, die Sachen bei der Abreise in Piteschti mit eingepackt zu haben. Beides musste irgendwie in seine Tasche gerutscht sein.
    Einen Moment lang war er unschlüssig, was er damit tun sollte. Dann fiel sein Blick auf den Kleiderhaken neben der Tür. Und ohne groß darüber nachzudenken, hängte er den Knoblauchkranz dort auf. Das geweihte Kreuz ebenfalls an den Haken zu hängen, wider strebte ihm jedoch. Es erschien ihm unwürdig, es dort zwischen den Knoblauchzehen herabbaumeln zu lassen. Deshalb legte er das Kreuz auf die Fensterbank.
    In dieser Nacht schlief er vor körperlicher Erschöpfung so tief und fest, wie schon lange nicht mehr. Dass in dieser Nacht eine große Fledermaus vor das Fenster geflogen kam, in dem zwischen den bei den schmalen Rahmen ein Spalt klaffte, sich das Tier dort festkrallte, im nächsten Augenblick jedoch wie aufgeschreckt zurückflatterte und dabei mit seinen Flügeln gegen das Fensterglas schlug, drang nicht zu ihm in den Schlaf.

1 0
    A m nächsten Morgen erwachten sie bei wildem Schneetreiben und sie rechneten deshalb fest damit, dass Graf Dracula bei diesem schlechten Wetter die Erledigungen, von denen er gesprochen hat te, auf einen anderen Zeitpunkt verschoben hatte. Doch sie beka men ihn weder zum Frühstück, das sie unten im Rittersaal erwartete, noch im Laufe des restlichen Tages zu Gesicht.
    »Mir ist es ein Rätsel, wie man bei diesem Sauwetter aus dem Haus gehen kann, noch dazu hier oben in den Bergen«, sagte Horatio. »Das grenzt doch schon an Tollkühnheit.«
    Alistair zuckte die Achseln. »Mir soll es nur recht sein, wenn wir ihn nicht so schnell wieder zu Gesicht bekommen. Dass der Bucklige hier auf seinen ausgelatschten Filzpantoffeln so lautlos wie ein Ge spenst herumschleicht, reicht mir vollauf.«
    Harriet beteiligte sich nicht an ihrem Gespräch. Sie saß still am Tisch, kaute jeden Bissen endlos lange, als hätte sie das Schlucken vergessen, und war mit ihren Gedanken offensichtlich ganz woan ders.
    Kurz darauf gesellte sich Matthew Golding zu ihnen. Der Londoner Anwalt sah angespannt und übernächtigt aus, als hätte er wegen sei nes Hustens die Nacht kein Auge zugetan. Und Appetit zeigte er auch keinen. Er nahm nur eine Tasse Tee und ein Stück trockenes Brot zu sich.
    »Sie scheinen mir auch schon bessere Tage gesehen zu haben, Mis ter Golding«, sprach Alistair ihn in scherzhaftem Ton an. »Ist der Graf vielleicht mit den Immobilien, die sie ihm zum Kauf anzubieten ha ben, nicht zufrieden? Das wäre nach so einer langen und kostspieli gen Reise natürlich eine bittere Enttäuschung.«
    Matthew Golding lächelte gequält und schüttelte den Kopf. »Er ist keineswegs unzufrieden, Mister McLean. Meine Reise wird den Erfolg bringen, den ich mir vorgenommen habe. Alles andere wäre eine Katastrophe!«
    Byron hob die Brauen. »Ein

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