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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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selbst, weil er Lord Pem broke nicht einfach wortlos niedergeschossen hatte, als dieser aus der Zisterne geklettert war. Eine unverzeihliche Schwäche und ein unfreiwilliger Tribut an den Demiurgen. Aber dieser Fehler würde ihm nie wieder unterlaufen. Jetzt würde es darauf ankommen, wer von ihnen die besseren Nerven bewies und wem es zuerst gelang, sich in den Rücken des anderen zu schleichen.
    Pembroke hatte denselben Gedanken. Kaum wehte der Khamsin wieder eine Sandwolke heran, als er auch schon geduckt hinter dem Mauerrest hervorsprang und im Zickzack auf die Kirchenruine zu rannte.
    Baynard sah die schemenhafte Gestalt durch die Staubschleier hin durch und feuerte einen dritten Schuss auf sie ab. Er sah, wie Pem broke wankte. Er musste ihn getroffen haben! Doch dann lief dieser auch schon wieder weiter und verschwand im nächsten Moment hin ter einem brusthohen Mauerstück.
    Gut, der Mann war nun verletzt und damit angeschlagen. Das wür de seine Handlungsfähigkeit und Schnelligkeit sicherlich beeinträch tigen.
    Baynard dachte jedoch nicht daran, die Verfolgung auf direktem Weg aufzunehmen. Damit hätte er nur riskiert, Pembroke gerade wegs in die Schusslinie zu laufen. Diesen Gefallen würde er ihm nicht tun. Er konnte warten, bis Pembroke ihm in die Arme lief.
    Er bückte sich nach einem Stein und warf ihn mit aller Kraft in die Richtung, wo er Pembroke vermutete, jedoch ein gutes Stück weiter nach links. Dort schlug er vernehmlich zwischen einigen nur knieho hen Mauerresten des Westtores auf.
    Pembroke reagierte so, wie er es erhofft hatte. Er jagte zwei schnell aufeinanderfolgende Schüsse in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
    Währenddessen rannte Baynard zwischen den Ruinen zum Osttor hinunter, das Pembroke jetzt vermutlich eiligst zu erreichen versu chen würde. Zumindest hoffte er es. Es war ein Risiko, aber das musste er eingehen.
    Augenblicke später hatte er das Tor erreicht, lief hinaus ins Freie und warf sich wenige Schritte vom Mauerdurchbruch entfernt in den Schutz einer kleinen Sanddüne. Mit dem Revolver im Anschlag starr te er zum Tor.
    »Heiliger Markion, gib, dass er den Köder geschluckt hat und mir gleich vor die Mündung läuft!«, flüsterte er und Sand knirschte zwi schen seinen Zähnen.
    Indessen hatte Pembroke Mühe, dass ihm die Holzschatulle nicht entglitt. Baynards Kugel hatte ihn an der linken Schulter getroffen. Und wenn die Kugel ihm gottlob auch keinen Knochen zertrümmert hatte, so war die Fleischwunde doch äußerst schmerzhaft und droh te ihm, bald die Kraft in dem Arm zu rauben. Und in die rechte Hand konnte er die Schatulle nicht nehmen. Die brauchte er für seinen Re volver, den er jederzeit schussbereit im Anschlag halten musste. Ihm blieb also nicht mehr viel Zeit, seinem Verfolger zu entkommen, be vor die Schmerzen zu stark wurden und sie seine Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigten.
    Da sich Baynard offenbar hinter ihn auf die westliche Ebene der Klosteranlage geschlichen hatte, lag seine Rettung im Osten. Des halb musste er das dortige Tor so schnell wie möglich erreichen, um auf dem Weg über das offene Gelände zur Schlucht einen möglichst großen Vorsprung zu haben. Hatte er erst den schmalen Bergein schnitt erreicht und war darin untergetaucht, waren er und die Ju das-Papyri gerettet.
    Pembroke setzte alles auf eine Karte, rannte über das Ruinenfeld nach Osten, sah das scheinbar rettende Tor vor sich und lief hin durch ins Freie. Schon wollte er triumphierend auflachen, als vor ihm ein Schuss krachte.
    Die Kugel traf ihn in die Brust. Ein gellender Schrei entrang sich seiner Kehle, brach jedoch jäh ab, während die Schatulle seiner plötzlich kraftlosen Hand entglitt und ihn die Wucht des Einschlags wie ein gewaltiger Hammerschlag von den Beinen riss und zu Boden schleuderte. Er rollte noch einmal um seine eigene Achse und blieb dann mit dem Gesicht im Sand reglos liegen.
    »Ich denke, unser Duell ist damit entschieden, Herr Lord!«, sagte Baynard voller Genugtuung, kam hinter der Düne hervor und schritt zu ihm. Er versetzte ihm einen Tritt in die Seite. Doch der Lord gab weder ein Stöhnen von sich, noch bewegten sich seine Glieder.
    Baynard hob die Schatulle auf, überzeugte sich durch einen ra schen Blick, dass sie auch wirklich die kostbaren Papyri enthielt, und hastete dann davon.
    Doch Pembroke war noch nicht tot, obwohl das Leben schon aus ihm floss wie Wasser aus einem durchlöcherten Topf. Er kämpfte mit den

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