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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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benachteiligte. Denn während die drei anderen einen rea len Gewinn von 5 000 Pfund machten, erhielt er gerade mal das zu rück, um was Pembroke ihn betrogen hatte. So gesehen hätte er ei gentlich Anspruch auf 30 000 Pfund gehabt.
    »Jeder von Ihnen erhält 1 000 Pfund als Vorschuss zu Beginn des Unternehmens. Die restlichen 4000 gibt es, wenn ich die Papyri des Judas-Evangeliums in meinen Händen halte. Und was an Reisekosten und anderen notwendigen Ausgaben anfällt, geht zu meinen Las ten«, erklärte Arthur Pembroke. »Ich werde Ihnen ein großzügig be messenes Reisegeld in bar sowie einen Kreditbrief meiner Bank mit geben, der es Ihnen ermöglichen wird, quasi überall in Europa und rund um das Mittelmeer weitere finanzielle Mittel bei renommierten Bankhäusern zu erhalten, worüber im Konkreten später noch zu re den sein wird.«
    Horatio Slades zufriedene Miene wich einem skeptischen Aus druck. »Die finanzielle Seite dieser Angelegenheit klingt ja sehr an nehmbar. Aber ich bin sicher, dass die Sache einen bösen Haken hat, womöglich sogar mehrere. Denn es wird schon seinen Grund haben, warum Sie diesen . . . diesen Aufwand mit uns getrieben haben und uns nun so viel Geld bieten.«
    Byron waren ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen. »Der böse Haken wird wohl die Suche nach dieser ominösen Schrift des Judas sein. Außerdem wüsste ich gern, wieso Sie zu wissen glauben, wo diese geheimnisvolle Schrift zu finden sein wird, woher Sie Ihre Kenntnis davon haben und warum Sie ausgerechnet uns dazu brauchen, um die Schrift zu finden?«
    »Die Antwort auf Ihre letzte Frage erübrigt sich wohl angesichts meiner körperlichen Behinderung«, sagte Lord Pembroke etwas bis sig und schlug dabei auf die Räder seines Rollstuhls. »Und ebenso leicht ist Ihre Frage zu beantworten, woher ich von der Existenz die ses Judas-Evangeliums weiß: Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und die Papyri hier in diesem Raum in meinen Händen ge halten, bevor sie dann verschwunden sind!«

6
    F assungslose und ungläubige Blicke trafen den Herrn von Pembroke Manor. »Mein Bruder Mortimer ist im Frühjahr 1897 bei einer Ausgra bung im Vorderen Orient auf diesen sensationellen Fund gestoßen, wobei ich mir nicht sicher bin, ob es in Palästina, in Ägypten oder in der jordanischen Wüste gewesen ist«, fuhr Arthur Pembroke fort. »Mortimer hat darüber auch keine Auskunft erteilt. Damals waren seine klaren Momente schon sehr selten geworden und sie dauerten leider auch nur wenige Minuten. Aber dass dieses Evangelium exis tiert und in der aramäischen Sprache verfasst ist, die Jesus und seine Jünger gesprochen haben, das kann ich bezeugen!«
    »Und was macht Sie so sicher, dass die Schrift wirklich von Judas stammt und das Ganze keine Wahnidee ist?«, fragte Byron.
    »Mein Bruder mochte zeit seines Lebens ein Wirrkopf in vielfacher Hinsicht gewesen sein, der sich ebenso für den Brückenbau wie die Kanalisation interessierte und der sich mit derselben Forscherleidenschaft in das Studium afrikanischer Sitten wie in die Suche nach Werwölfen und anderen Zwitterwesen stürzte. Auch hat er zweifellos die Gesellschaft der unmöglichsten und gegensätzlichsten Leute gesucht, ja nicht einmal den näheren Kontakt zu zwielichtigen Gestalten, Revolutionären, Waffenschiebern und hartgesottenen Verbrechern gescheut«, antwortete Lord Pembroke. »All das ist richtig, so wie es richtig ist, dass er am Ende seines Lebens vollends dem Wahnsinn verfallen ist. Aber was biblische Papyri und ähnliche alte Schriften betraf, da machte ihm kein noch so studierter Gelehrter etwas vor. Er war ungeheuer belesen und erfahren wie kaum ein anderer Experte auf diesem Fachgebiet, das schon von Jugend an seine besondere Leidenschaft gewesen ist. Er hat das Wissen aufgesogen wie ein Schwamm und fremde Sprachen so schnell gelernt, als wäre es so leicht wie das kleine Einmaleins. Er beherrschte das Aramäische wie das Hebräische so vortrefflich wie seine eigene Muttersprache. Und daher wusste er auch sehr gut zu beurteilen, worauf er da in der Wüste gestoßen war!«
    »Ich muss gestehen, dass ich jetzt verwirrter bin als zuvor, Lord Pembroke«, gestand Byron mit gefurchter Stirn, während der Butler die Suppenteller abräumte und dann ein sehr blutiges Roastbeef ser vierte, zu dem er tiefdunklen Rotwein einschenkte. Doch all das nahm Byron nicht wirklich zur Kenntnis, zu sehr stand er unter dem Bann der unglaublichen Vorstellung, dass eine solche

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