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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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mit den Armen durch die Luft. Doch seine Hände fanden nirgendwo Halt. Und so stürzte er seitlich in den Kanal. Dabei schlug er mit dem Kopf unglücklich gegen die Kante des Gehsteges.
    Er verlor das Bewusstsein, noch bevor das Wasser über ihm zusam menschlug und die starke Strömung ihn mit sich riss – hin zum Über laufwehr mit seinem schäumenden Strudel.

11
    M ensch, Bourke! . . . Machen Sie keinen Unsinn! Kommen Sie zu sich, verdammt noch mal!«
    Die vertraute Stimme von Alistair drang wie aus weiter Ferne an Byrons Ohr, als er wieder zu sich kam. Er spürte einen brennenden Schmerz in seinem linken Bein und ihm war, als läge er in einem Bett aus Eis. Dann trafen ihn zwei derbe Schläge links und rechts ins Ge sicht und jemand rüttelte ihn an der Schulter.
    Er schlug die Augen auf.
    »Na endlich!«, rief Alistair, der wie Byron bis auf die Haut durch nässt war. »Wusste ich es doch! Unkraut vergeht nicht, auch solch gelehrtes nicht!«
    »Himmel, haben Sie uns einen Schreck eingejagt!«, stieß Horatio hervor. »Wenn Alistair Ihnen nicht nachgesprungen wäre und Sie nicht noch rechtzeitig vor dem Wehr zu packen bekommen hätte, hätte ich keinen lausigen Penny für Ihr Leben gegeben!«
    Benommen richtete sich Byron auf. Und es dauerte einen Moment, bis er die Nachricht richtig verarbeitet hatte. »Danke . . . danke, dass Sie mir das Leben gerettet haben, Mister McLean«, murmelte er.
    Alistair grinste. »Ich bin, ohne nachzudenken, in den Kanal ge sprungen. Andernfalls wäre die Sache vielleicht übel für Sie ausge gangen, Bourke.«
    »Dann danke ich Ihnen ausnahmsweise einmal dafür, dass Sie, ohne nachzudenken, reagiert haben«, erwiderte Byron und tastete nach sei ner Wunde. Er zuckte zusammen, spürte jedoch, dass der Querschlä ger ihm wohl nur eine oberflächliche Wunde zugefügt hatte, denn er konnte das Bein bewegen und beugen.
    »Und ich danke Ihnen, dass Sie mich davor bewahrt haben, von die sem Mistkerl niedergeschossen zu werden«, sagte Harriet zu Byron. »Hätte ich gewusst, dass er einen Revolver hat, wäre ich ihm wohl kaum nachgerannt.«
    »Da waren wir ja beide heute Nacht richtig tapfer, Bourke«, sagte Alistair. »Ich wünschte nur, wir hätten darüber nicht Mortimer Pem brokes Notizbuch verloren. Jetzt ist Schluss mit der Suche nach dem Judas-Evangelium und die restlichen 4 000 Pfund können wir in den Wind schreiben!«
    »Irrtum«, sagte Byron gepresst und kam mithilfe von Horatio auf die Beine. »Denn es war gar nicht Mortimer Pembrokes Notizbuch, das ich dem Mann mit der Schirmmütze zugeworfen habe, sondern mein eigenes.«
    Horatio lachte auf. »Mich laust der Affe!«, rief er begeistert. »Sie ha ben Schirmmütze mit Ihrem nutzlosen Notizbuch hereingelegt?«
    »So ist es.«
    Auch Alistairs düstere Miene verwandelte sich augenblicklich in ein breites Grinsen. »Donnerwetter, das ist die beste Nachricht, die ich seit Langem gehört habe! Wir sind also noch voll im Rennen, Bourke?«
    Byron nickte, griff in die rechte Innentasche und zog Mortimers Notizbuch hervor, gut verpackt und verschnürt. »Ich dachte mir, dass es nicht schaden könnte, das gute Stück sorgfältig in Wachspapier einzupacken. Denn ich wusste ja, dass es hier unten feucht ist und wir womöglich durch Abwässer waten müssen! Ich wollte für alle Fäl le gewappnet sein«, erklärte er und überzeugte sich, dass das Journal während seines kurzen Bades im Kanal keinen Schaden genommen hatte. Wie sich zeigte, war nicht ein Tropfen Wasser durch die Lagen Wachspapier eingedrungen.
    »Was ist mit Ihrer Verletzung?«, fragte Harriet besorgt. »Können Sie überhaupt gehen, Mister Bourke?«
    Byron nickte. »Es brennt ganz ordentlich, ist aber auszuhalten. Zum Glück ist es nur ein Streifschuss.«
    »Dennoch sollten wir uns beeilen, dass wir zurück ins Hotel kom men! Ihre Wunde muss gesäubert, desinfiziert und verbunden wer den!«, drängte Horatio. »Außerdem müssen Sie und Mister McLean so schnell wie möglich aus den nassen Sachen heraus, sonst holen Sie sich noch den Tod!«
    »Aber zuerst müssen wir noch einmal die Zahlenreihe notieren!«, sagte Byron.
    »Himmel, ja! Das hätten wir doch beinahe vergessen!«, rief Alistair. »Und noch einmal steige ich nicht hier hinunter!«
    Horatio übernahm es, die Zahlen auf eine der freien Seiten in Mor timers Journal zu notieren. Und dann suchte Alistair zusammen mit Harriet nach dem nächsten Ausstieg, während Byron sich auf Horatio stützte.
    Der Schacht war schnell

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