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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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gefunden, befand er sich doch keine zwan zig Schritte hinter der Halle. Es handelte sich diesmal um einen Schacht mit einer eisernen Wendeltreppe. Mit klappernden Zähnen und brennender Wunde stieg Byron hinter Alistair hinauf, der oben den Deckel anhob und ihm dann hinaushalf.
    Sie stellten fest, dass der Ausstieg sie auf die Südseite des Karls platzes gebracht hatte. Während Alistair und Byron sich mit Harriet in den Windschutz eines Tordurchgangs kauerten, lief Horatio hi nüber in die Nibelungengasse, um ihre Mietkutsche zu holen.
    Maximilian Speckl machte große Augen, als er kurz darauf mit sei ner Droschke vor dem Tordurchgang hielt und die beiden triefnas sen Männer sah, die rasch in die Kutsche stiegen.
    Byron und Alistair rissen sich hinter den heruntergezogenen Fens terrollos die nassen Sachen vom Leib, fuhren in ihre Hosen und Schu he und warfen sich warme Mäntel um, wobei Alistair sich den von Horatio auslieh.
    »Ich denke, es wird Zeit, dass Sie ein wenig von Ihrem Geld für an gemessene Kleidung ausgeben, Mister McLean«, sagte Byron, vor Kälte zitternd.
    Alistairs Grinsen fiel recht gequält aus. »Kein übler Vorschlag, wie ich gestehen muss, Bourke! Werde ihn mir zu Herzen nehmen und gleich morgen die besten Herrenausstatter Wiens mit meiner Gesell schaft beehren«, erwiderte er, ebenso mit den Zähnen klappernd. Dann stieß er den Schlag auf, damit auch Horatio und Harriet zustei gen konnten. »Aber zuerst müssen Sie noch den Zahlencode kna cken, Mortimer Pembrokes verfluchtes Kloaken-Menetekel, das uns fast zum Verderben geworden wäre. Und Sie sollten auch gleich noch das zweite Rätsel in seinem Journal lösen, damit ich weiß, wo hin die Reise von hier aus geht und was ich dafür an Kleidung brau che. Wollen wir hoffen, dass es nicht gerade ein Ort in Russland ist, der uns als nächste Station erwartet!«

11
    E ine gute Stunde nach ihrem Eintreffen im Bristol saßen sie bei By ron im Zimmer zusammen. Einen Arzt kommen zu lassen, war nicht nötig gewesen. Bei Licht hatte sich seine Schussverletzung tatsächlich als geringfügig erwiesen. Byron hatte ein heißes Bad genom men, um sich zu säubern und damit ihm warm wurde. Dann hatte er die Wunde sorgfältig mit Jod aus seiner Reiseapotheke ausgepinselt und gut verbunden. Schließlich hatte er nach dem Zimmerservice geklingelt und viermal heißen Darjeeling sowie eine Karaffe mit Scotch bestellt. Und schon wenige Minuten später brachte der Kellner das Gewünschte auf einem kleinen Rollwagen.
    Wie sich herausstellte, hatten auch die anderen erst mal ein heißes Bad genommen. Und sie stellten noch eine weitere Gemeinsamkeit fest . . .
    »Jemand hat während unserer Abwesenheit mein Zimmer durch sucht!«, verkündete Horatio grimmig.
    »Meines auch«, sagte Byron und stellte seine Teetasse ab. »Wer im mer es war, er ist dabei sehr geschickt vorgegangen und hat nichts in Unordnung gebracht. Aber gemerkt habe ich es dennoch. Die Rei henfolge meiner Bücher stimmte nicht und drei Kleiderhaken hingen falsch herum auf der Stange.«
    Alistair furchte die Stirn. »Also hat mich mein Gefühl doch nicht ge täuscht! Mir war nämlich auch so, als ob einiges nicht mehr am sel ben Platz lag. Aber ich dachte, das hätte das Zimmermädchen zu ver antworten.« Alistair erblickte den Tee und die Karaffe Scotch, worauf sich seine Miene sofort aufhellte und er sich von beidem bediente.
    Harriet nickte. »Ich hatte genau denselben Eindruck! Aber da nichts fehlt, habe ich mir nichts weiter dabei gedacht.«
    Sie stellten fest, dass offenbar bei keinem von ihnen etwas gestoh len wurde.
    »Natürlich nicht«, sagte Horatio. »Da waren Experten am Werk, das habe ich sofort gesehen. Und sie wussten ganz genau, wonach sie such ten, nämlich einzig und allein nach Mortimer Pembrokes Notizbuch!«
    »Was zweierlei bedeutet, nämlich erstens, dass Mortimer Pembrokes Verfolgungsängste keineswegs nur Wahnvorstellungen ge wesen sind«, folgerte Harriet sogleich. »Und zweitens, dass wir es mit mehr als nur einem Gegner zu tun haben. Denn die Durchsuchung unserer Zimmer muss stattgefunden haben, während der Mann mit der Schirmmütze uns in der Kanalisation verfolgt hat.«
    »Es könnten diese Wächter sein«, sagte Alistair.
    Horatio zuckte die Achseln. »Ob nun Illuminaten, Wächter, Abbot oder Martikon, wir wissen nicht, wer uns da im Nacken sitzt und wa rum sie hinter den Judas-Papyri her sind. Was wir jedoch wissen und von nun an immer bedenken sollten, ist, dass

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