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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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mir den Beginn Ihrer Laufbahn schon besser vorstellen.«
    Basil Sahar schmunzelte. »Bittere Not kennt wenig Moral, wenn ich das zu meiner bescheidenen Entlastung anführen darf. Als ich das zwanzigste Lebensjahr erreichte, gelang es mir, mich in die Gilde der Feuerwehrleute einzukaufen.«
    Byron runzelte die Stirn. »Einkaufen?«, wiederholte er irritiert. »Bei jenen Feuerwehrleuten, die ihr Leben zum Wohl ihrer Mitbürger aufs Spiel setzen?«
    »Konstantinopels Feuerwehrleute hatten nie das Wohl ihrer Mitbürger im Sinn, sondern nur ihr eigenes. Zur Feuerwehr zu gehören, war gleichbedeutend mit Aussicht auf reiche Beute«, erklärte Basil Sahar zu ihrer aller Verwunderung. »Jeder Brand war eine Gelegenheit zur Erbeutung von geretteten Gegenständen. Und wer nicht bereit war, Schutzgeld an die Feuerwehr zu zahlen, dem brannte über kurz oder lang sein Wohnhaus oder Laden nieder, ohne dass die Feuerwehrleute auch nur eine Hand zur Löschung der Flammen rührten.«
    »Ich würde sagen, dass Ihre Karriere offensichtlich schon von Ju gend an einen sehr gradlinigen Verlauf genommen hat«, stellte Hora tio trocken fest. »Vom Fremdenführer über den Feuerwehrmann zum Waffenhändler.«
    Basil Sahar zuckte gleichmütig die Achseln und zog an seiner Zi garre. »Es liegt mir fern, die Jahre meiner bewegten Jugend beschö nigen zu wollen. Aber wie schon erwähnt, kommt die Moral zumeist erst nach dem vollen Bauch und einem Dach über dem Kopf. Den noch halte ich es mir zugute, dass mir später dann der Sprung in das ehrbare Geschäft der Kaufleute gelungen ist.«
    Die Verblüffung, die auf Byrons Gesicht trat, fand sich auch bei Ho ratio, Harriet und Alistair.
    »Bitte erlauben Sie mir die Frage, was Ihrer Ansicht nach das Ehrba re am Handel mit Waffen sein soll?«, erkundigte sich Byron so höf lich, wie es die Frage gerade noch erlaubte.
    »Oh, haben Sie keine Sorge, dass ich Ihre Frage für unangebracht halten könnte«, antwortete Basil Sahar. »Nicht Waffenhändler zetteln Kriege an, sondern machtbessene Könige, Kaiser und sonstige Poten taten. Und ganz egal, ob sie nur Keulen und Schwerter oder aber Ge wehre und Panzer zur Verfügung haben, sie hetzen ihre Völker gegen einander auf und schicken sie in den Krieg. Das war immer so und da ran wird sich bedauerlicherweise auch in Zukunft nichts ändern.«
    »Eine sehr realistische Weltsicht, die bestens dafür taugt, um als Waffenhändler nachts noch gut schlafen zu können«, meinte Horatio bissig.
    »Ja, so könnte man es bezeichnen«, räumte Basil Sahar ein. »Wobei ich jedoch noch hinzufügen möchte, dass ich bei diesen kriegerischen Konflikten niemals Partei ergreife und stets darauf achte, dass die eine Partei quasi dieselbe Lieferung an Waffen bekommt, die mir die Gegenseite ins Orderbuch geschrieben hat. Das sorgt zumeist für ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis und lässt gelegentlich beide zögern, den Krieg nun wirklich vom Zaun zu brechen. Ich nenne es das Gleichgewicht der verfeindeten Mächte.«
    »Wirklich sehr interessant«, murmelte Alistair, der längst das Inte resse an diesem Gespräch verloren hatte. Sein Blick ging immer wie der zu drei Männern hinüber, die an einem der hinteren Tische Platz genommen hatten und sich vom Barmann ein Paket Spielkarten brin gen ließen.
    »Und jetzt reisen Sie also nach Bukarest, um mit dem rumänischen König Geschäfte zu machen, auf dass der noch um einiges waffen starrender wird«, folgerte Horatio.
    Basil Sahar winkte ab. »Ach, das ist nur eine Zwischenstation auf meiner Reise nach Konstantinopel. Die wirklich lukrativen Geschäfte warten seit dem türkisch-russischen Krieg von 1878 in der Türkei und Russland und natürlich in Makedonien und Griechenland. Jeder will um jeden Preis das haben, was der andere sich gerade an Kriegs-gerät zugelegt hat.«
    »Und was ist im Augenblick so der Renner in Ihrer Angebotsliste?«, fragte Horatio.
    »U-Boote«, sagte Basil Sahar wie aus der Pistole geschossen. »Diese Dinger haben zwar noch mit etlichen Kinderkrankheiten zu kämpfen und können noch keine große Kampfkraft entwickeln, aber ich schwö re darauf, dass den U-Booten die Zukunft gehört. Der Sultan in Kon stantinopel ist ganz wild darauf, einige dieser neu entwickelten Unter seeboote zu seinem Arsenal zählen zu können. Und das garantiert mir, dass Griechenland sofort nachziehen und auch einige dieser Hol land-VI-Tauchboote ordern wird, die ich zurzeit im Angebot habe.«
    Alistair hielt es nicht länger

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