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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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morgen ist die Nacht der Nächte.«

Früher am Tag, wie an jedem Tag seiner Gefangenschaft, hatte Caine ein Trainingsprogramm

absolviert, das aus einigen Katas - die stilisierte Form eines Kampfs gegen mehrere imaginäre

Gegner nach genau festgelegten Bewegungsabläufen - bestand, die er bei der

Widerstands-Kampfausbildung auf der Erde gelernt hatte. Obwohl die Übungen nicht spektakulär

waren, waren sie doch ziemlich schweißtreibend gewesen, und er hatte sich hinterher in der

transparenten Duschkabine unter die Brause gestellt.
Doch anders als in den vergangenen Tagen, als er sich nach dem Duschen abgetrocknet und das nasse

Handtuch schwungvoll über der Kante der Duschkabine drapiert hatte, warf er es diesmal so, dass

es die Sicht der dort verborgenen Spionagekamera blockierte.
Und das war die Ouvertüre zum Spiel. Am liebsten hätte er auch noch die Kamera im Bettpfosten

deaktiviert, doch die Sicherheit hatte sich letzte Nacht hier reingeschlichen und diese Kamera in

seinem Sinne wieder funktionsfähig gemacht; deshalb durfte er das Papier auf der Linse nicht

schon wieder abziehen, ohne sie mit der Nase daraufzustoßen, dass er das Spiel durchschaut

hatte.
Außerdem befand die Duschen-Kamera sich, vom Bett aus gesehen, schräg gegenüber auf der anderen

Seite des Raums. Also wären sie vielleicht nicht ganz so vorsichtig, wenn sie heute Nacht

hereinkamen, um sie wieder freizumachen.
Doch Vorsicht hin oder her, die Würfel waren gefallen und rollten nun über den Boden. Er hatte

die Parameter seines Gefängnisses ermittelt, er hatte die Fluchtmethode geplant - und er hatte

die Werkzeuge, um sie durchzuführen.
Alles, was er jetzt noch brauchte, war jemand, der ihm die Zellentür aufschloss.
Er ging an diesem Abend früh zu Bett und nahm das Manuskript mit. Damit wollte er vortäuschen,

dass es für ihn bequemer sei, das Buch im Bett zu lesen als im Sessel. Den Sessel hatte er

bereits unauffällig zu der Stelle geschoben, wo er ihn brauchen würde: Er stand genau zwischen

ihm und der blockierten Duschen-Kamera. Das allein müsste schon jeden Verdacht zerstreuen; ein

potenzieller Flüchtling wäre bestimmt nicht so dumm, absichtlich ein großes Hindernis zwischen

sich und dem ersten Feind zu platzieren, den er außer Gefecht setzen müsste.
Als man ihm das Licht ausschaltete, war er bereit.
Er hatte sich, mit dem orangefarbenen Overall und den Slippern bekleidet, unter der dünnen Decke

auf der mit Styropor-Kügelchen gefüllten Matratze ausgestreckt. Nun ließ er die Hand herabfallen

und hob unauffällig Blatt um Blatt Papier vom Manuskript ab, das neben seinem Kopf aufgestapelt

war.
Ob er gewann, verlor oder starb - heute Nacht war die Nacht der Nächte.

13
    Poirot hatte gesagt, dass der Gefangenentransport um neunzehn Uhr aufbrechen würde. Wie sich

herausstellte, verließen die sechs Transporter Athena schon eine halbe Stunde früher durch das

Haupttor.
Aber das tat der Sache keinen Abbruch. Skyler hatte sowieso mit einem solchen Manöver

gerechnet.
Der Konvoi ist raus, übertrug sein Pocher Flynns speziell verstärkte Nachricht aus dem

leer stehenden Hochhaus-Apartment direkt nördlich von Athena, wo er und andere das Tor

beobachteten. Sechs Busse; ein Pkw vorne, ein Pkw hinten.
Verstanden , signalisierte Skyler zurück. Das war eine erstaunlich schwache Eskorte, auch

wenn man berücksichtigte, dass die Transporter mit Sicherheitsleuten besetzt waren. General

Poirot wollte offensichtlich den Anschein erwecken, als ob er ein Arrangement zu Gunsten der

Angreifer getroffen hätte; genau so, wie er es angekündigt hatte. Route?
Primär.
Das war im Klartext die direkte Route, die ein Konvoi nach Colorado Springs nehmen würde, und

somit auch die Route, an der potenzielle Angreifer ihre Kräfte konzentrieren würden.
Zu Poirots Pech hatten die Männer, die Reger an den wahrscheinlichsten Strecken positioniert

hatte, die Sicherheitsfahrzeuge aber schon gemeldet, die im Lauf des Tages an ebendieser

Primärroute unauffällig Position bezogen hatten. Wie Anne es prophezeit und wie O'Hara es schon

im Urin gehabt hatte: Poirot hatte ihnen wirklich eine Lampe gebaut.
Doch selbst wenn er besonders schlau sein wollte, war der Feind noch immer höchst berechenbar.

Skyler konnte nur hoffen, dass sein eigener Plan nicht genauso durchsichtig war. Luft-Aktivitäten?
Funkverkehr Indiz für sechs Späher, alle außer Sichtweite.
Verstanden, erwiderte

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