Die Judas-Variante - V3
Transponder, die spezielle Türen in der Mauer öffnen.«
Galway klappte die Kinnlade etwas herunter. Was sollte das Ganze überhaupt? »Und deshalb
sind Sie den ganzen Weg hier heraufgekommen?«
»Mussten wir«, sagte Spadafora. »Haberdaes Leute lassen diese Fahrzeuge nachts normalerweise nur
in Konvois von mindestens drei Einheiten losfahren. Das wäre aber selbst für ihn etwas zu
offensichtlich gewesen.«
»Leider waren wir nicht in der Lage, einen Vorteil aus Haberdaes Besuch zu ziehen«, ergänzte
Lathe. »Aber wir sagten uns, dass er mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann wieder hier
auftauchen würde.« Er lächelte. »Es war reines Glück, dass wir Sie stattdessen erwischt
haben.«
Galway holte tief Luft, und der Hauch des Todes verflüchtigte sich. Dann ging es ihnen also
wirklich nur um das Fahrzeug. Sie hatten keine Ahnung, dass Caine in der Basis einsaß und dass
sie einen Verräter in ihrer Mitte hatten. Sie hatten es tatsächlich nur auf das Auto
abgesehen.
»Sir, das dürfen wir doch nicht zulassen«, murmelte der Fahrer besorgt.
»Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie wir sie daran hindern sollten«, sagte Galway; er schien
auch nicht daran interessiert, das Thema zu vertiefen. Je eher Lathe mit seiner Beute verschwand,
desto weniger Zeit hätte er, sich zu fragen, was es wohl mit diesem verdunkelten Stützpunkt auf
sich hätte. Nicht, dass er noch auf die Idee kam, dort nachzuschauen. »Aber Sie werden nichts
davon haben«, sagte er zu Lathe, denn er wusste, dass er zumindest der Form halber protestieren
musste. »Die Garagen, zu denen diese Tore führen, sind genauso stark gesichert wie die Mauer
selbst.«
»Ach, das wage ich zu bezweifeln«, erwiderte Lathe. »Wo die Sicherheit sich nun auf dieses neue
taktische Zentrum konzentriert, vermute ich, dass in den Regierungs-Büros ein paar Geheimnisse
schlummern, die nur darauf warten, dass man sie lüftet.«
Galway drehte sich der Magen um. Wenn Lathe nun die ganze Khorstron-Operation abblies, blickte er
plötzlich doch wieder dem Tod ins Gesicht. »Was für Geheimnisse denn?«, fragte er vorsichtig
nach.
»Das werden wir früh genug herausfinden«, sagte Lathe. »Ich würde mich gern noch weiter mit Ihnen
unterhalten, aber die Nacht ist ziemlich kalt, und wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen.«
Er schaute Spadafora mit gewölbten Augenbrauen an.
Galway nahm die Bewegung des anderen Blackcollars nur verschwommen wahr, doch plötzlich sackte
der Fahrer bewusstlos in seinen Armen zusammen. »Ich vermute, mit mir haben Sie das Gleiche
vor?«, fragte er und versuchte nicht weiter darüber nachzudenken.
»Verzeihung«, sagte Lathe, als Spadafora den Fahrer zwischen die Bäume schleifte, die die Straße
säumten. »Aber der Schmerz ist schnell wieder verflogen.«
Galway rüstete sich seelisch für den Schlag. Alles, was zählte, war der Plan, rief er sich in
Erinnerung.
»Dann tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte er.
15
Das Chryselli-Kriegsschiff, das am Treffpunkt wartete, war - wie bei solchen Anlässen üblich -
ziemlich klein; jedenfalls wesentlich kleiner als die Novak.
Jedoch ließ Lepkowski sich nicht vom ersten Anschein täuschen, und tatsächlich hatten die
Sensoren der Novak einen viel besseren »Durchblick« als menschliche Augen. Denn die Rizhknoph war bis unter die Außenhülle mit den modernsten Waffensystemen gespickt, über
die die Chryselli verfügten. Klein, aber tödlich - die perfekte Wahl für einen heimlichen Ausflug
in den von Ryqril beherrschten Raum.
Und das Alien, das da in Lepkowskis Büro auf der Kommandobrücke saß, sah genauso unscheinbar
aus.
Die Menschen hatten die Chryselli nach dem Erstkontakt als große Haarbüschel auf Beinen
beschrieben, und auch auf Commander Viviviv traf diese Beschreibung zu. Das fließende,
schmutzig-weiße Haar, das fast den ganzen Körper bedeckte, kaschierte die Kurven und Ecken des
darunter verborgenen Körpers, und die Storchenbeine, die aus der Unterseite der Masse ragten,
bildeten einen grotesken Kontrast zu dieser Erscheinung.
Doch so drollig und knuddelig er auch aussah - mit Viviviv war nicht zu spaßen. Er war ein
zehnjähriger Veteran des Ryqril-Krieges mit einer Bilanz kleiner Siege, die so eindrucksvoll war
wie die von sonst kaum jemandem in der Kriegsflotte der Chryselli.
Und wo diese kleinen Siege sich nun zu größeren mauserten, schnupperten die Chryselli erstmals
den Duft des
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