Die Judas-Variante - V3
zwar eine
Reihe von Laser-Brandmalen auf ihrem Flexarmor, aber bisher war es dem Feind nicht gelungen,
diesen entscheidenden zweiten Schuss zu platzieren, der die Schutzhülle perforiert und den
verwundbaren Körper darunter beschädigt hätte.
Aber er wusste auch, dass sie diesen zweiten Schuss irgendwann abgeben würden. Und viele
Blackcollars, die draußen in den Kampf verwickelt waren, hatte das Glück trotz ihrer Fähigkeiten
bereits verlassen. Die Morse-Botschaften, die in schnellem Takt zwischen Shaws Männern
ausgetauscht wurden, führten ihm brutal vor Augen, welchen Blutzoll sie entrichteten, um das Gros
von Taakhs Truppen zu binden und dem inneren Team den Weg freizuhalten.
Und Lathe musste dafür sorgen, dass diese Männer ihr Leben nicht umsonst gegeben hatten.
Spadafora schloss zu ihm auf. »Ist es hier?«, fragte er und deutete auf die Tür direkt vor
ihnen.
»Müsste eigentlich«, sagte Lathe, griff hinter sich und zog eins der erbeuteten
Ryqril-Kurzschwerter aus dem Gürtel. »Schauen wir mal, was mit diesen Lasern los ist.« Er hielt
das Schwert wie einen Speer und schleuderte es gegen die Tür.
Und wich sofort zurück, als ein giftgrüner Laserblitz hervorzuckte, die Klinge im Flug
tranchierte und einen Schauer heißer Metalltröpfchen versprühte. Als das Schwert den Flug
beendete, war nur noch der halbe Griff übrig. Er prallte an der Tür ab.
»Damit wäre diese Frage schon einmal beantwortet«, sagte Spadafora im Plauderton.
Lathe nickte grimmig. »Sieht wohl so aus.«
Auf der anderen Seite des Beobachtungsraums ertönte ein leiser Schlag. »Was war das?«, fragte
Haberdae unwirsch, drehte sich halb auf dem Sitz um und schaute zu Tür.
»Irgendetwas ist gegen die Tür geprallt«, sagte Galway ihm. »Wahrscheinlich ein Wurfgeschoss, das
Ihre Verteidigungslaser nicht vollständig aufgelöst haben.«
»Vielleicht war es auch irgendein Körperteil«, sagte Haberdae mit einem Schniefen.
»Das bezweifle ich«, sagte Galway und holte tief Luft. »Sie sind Ihnen nicht bis zum Stützpunkt
gefolgt, nicht wahr?«
Haberdae runzelte die Stirn. »Was?«
»Sie sind Ihnen in der Nacht des Angriffs vorm Casino nicht zum Stützpunkt gefolgt«, wiederholte
Galway. »Weil sie nämlich schon wussten, dass Caine dort gefangen gehalten wurde.«
Haberdaes Gesicht verwandelte sich in ein einziges Fragezeichen. »Wovon in drei Teufels Namen
sprechen Sie überhaupt?«, sagte er schroff.
Galway hob Taakhs Laser und schoss ihm ins Bein.
Die Verwirrung verwandelte sich in Fassungslosigkeit, und Haberdae stieß einen lauten
Schmerzensschrei aus. Galway ignorierte ihn, nahm die Reihe der Ryqril-Techniker aufs Korn und
schoss sie wie Tontauben ab, bis alle tot waren.
»Galway!«, zischte Haberdae mit zusammengebissenen Zähnen und umklammerte das verletzte Bein.
»Was zum Teufel tun Sie da?«
»Meinten Sie nicht eher, wie zum Teufel ich das mache?«, entgegnete Galway.
Haberdaes Augen weiteten sich, als der tiefere Sinn der Frage sich ihm schließlich
offenbarte...
Und dann öffnete sich die Tür, und Lathe und die anderen betraten den Raum. »Ihr habt es
geschafft«, begrüßte Galway sie nüchtern und deutete auf Haberdae. »Und ich habe, was ich
wollte.«
»Lathe!«, jaulte Judas. »Was hast du...?«
»Mach mir mal einen Stuhl frei«, sagte Lathe zu Galway. Dann riss er Judas mit einem Ruck den
Gürtel ab und ließ ihn und die daran befestigten Waffen scheppernd auf den Boden fallen.
Galway ging zum nächsten Stuhl und zog den toten Ryq herunter. Dann drehte er ihn zu den
Blackcollars herum, und Lathe bugsierte einen noch immer protestierenden Judas zum Stuhl und
platzierte ihn dort. Spadafora zog zwei Kabelbinder hervor, und im nächsten Moment waren die
Handgelenke des Jungen sicher an den Armlehnen befestigt. »Dann wollen wir mal«, sagte Lathe und
entfernte Judas' sonstige Waffen aus den verschiedenen Einschüben in dem Flexarmor. »Ich bitte
die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen - wie war gleich noch mal sein Name, Galway?«
»Karl Judas«, sagte Galway und sah, wie das Blut aus Judas' Gesicht wich.
»Judas?«, echote Lathe und schaute Judas mit neu erwachtem Interesse an. »Das ist doch ein
Witz, oder?«
»Überhaupt nicht«, versicherte Galway ihm. »Caines Freunde vom Widerstand haben einen ziemlich
skurrilen Humor.«
»Ich glaube, das ist eher Ironie als Humor«, sagte Spadafora und fesselte auch Haberdae mit
Kabelbindern die Hände.
»Wie auch
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