Die Judas-Variante - V3
unterbringen können«, sagte Skyler. »Ich
nehme an, Sie und Kanai haben eine Idee, wo Phoenix' Verstecke sind?«
Reger warf Kanai einen Blick zu. »Ich persönlich hätte kein Vertrauen zu dem, was diese Amateure
da eingerichtet haben«, sagte er. »Ich habe aber selbst ein paar Ausweichquartiere, die für
unseren Zweck brauchbar sein müssten. Angenommen, wir kommen wohlbehalten dort an, wie soll's
dann weitergehen?«
»Dann machen wir uns auf die Suche nach Anne Silcox«, sagte Skyler grimmig. »Und finden heraus,
was zum Teufel sie und ihre Gruppe so treiben.«
Wegen der Thermik der Fallwinde und des Gewichts von Flynns Gleiter, der noch immer unter ihm
hing, vermochte Jensen nicht die letzte Hügelkette zu überwinden, die er angepeilt hatte. Also
landeten die beiden Männer auf der nördlichen Flanke eines Hügels, fünfzig Meter unterhalb des
Kamms.
Und damit waren sie eigentlich auch schon am Ziel.
»Das ist also Aegis Mountain«, murmelte Flynn; er und Jensen lagen bäuchlings auf dem
Hügel.
»Hier sind wir richtig«, sagte Jensen und bekam eine Gänsehaut. Am Fuß ihrer Hügelkette,
vielleicht einen halben Kilometer entfernt, schlängelte sich eine breite Straße durch die Berge
und verschwand in beiden Richtungen zwischen den Hügeln. Fernab zur Linken - auf der anderen
Seite des Highway - ragte ein schwarzer Berg, in dessen Fuß ein großes Metallportal eingelassen
war, majestätisch in den Nachthimmel.
Und fast der ganze Raum zwischen der Straße und dem Berg wurde von den Lichtern und
kuppelförmigen Gebäuden, der Mauer und der großen sensorgesteuerten Laserkanone einer veritablen
Militärbasis der Ryqril ausgefüllt, die sich an den Berghang schmiegte.
»Zum Glück waren wir nicht höher«, sagte Flynn.
Er versuchte offensichtlich locker zu klingen, doch selbst aus seinem Flüstern vermochte Jensen
die Anspannung herauszuhören. »Der Stützpunkt ist doch größer, als ich erwartet hätte.«
»Ich weiß«, hörte Jensen sich sagen. »Er ist auch größer, als ich erwartet hätte.«
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Flynn ihn anschaute. »Was denn?«
Jensen blickte mit einem Kopfnicken zur Basis.
»Sie ist größer als im letzten Jahr«, sagte er. »Viel größer. Komm schon, lass uns von hier
verschwinden.«
Vorsichtig stiegen sie den Hügel hinab, bis sie deutlich unterhalb des Gipfels und außerhalb der
Reichweite neugieriger Blicke und automatischer Laser-Ortungsgeräte waren. »Du meinst, dass sie
schon in den Berg eingedrungen sind?«, flüsterte Flynn, als sie am Fuß des Hügels nebeneinander
im Schatten einer großen Kiefer hockten.
»Das bezweifle ich«, sagte Jensen und rief vor seinem geistigen Auge das Bild der Basis auf. »Die
Ausrüstung, die ich unter dem Überhang des Eingangs gesehen habe, hat wie schwere Tunnelbau- und
Metallbearbeitungsmaschinen ausgesehen. Das legt den Schluss nahe, dass sie noch immer versuchen,
sich einen Weg durch die verschiedenen Türen zu bahnen. Und wenn sie wirklich schon
durchgebrochen wären, hätten sie aus diesem Anlass wahrscheinlich ein paar Flaggoffiziere
eingeflogen, aber ich habe nirgends eine dieser Standarten mit dem Zickzack-Muster flattern
sehen.« Er verzog das Gesicht. »Aber sie haben ohne Zweifel beschlossen, das Projekt zu
forcieren.«
Flynn sagte zunächst nichts. »Vielleicht wissen sie schon über Whiplash Bescheid«, mutmaßte er
dann. »Und sie hoffen, irgendwelche Daten zu finden?«
Jensen zuckte die Achseln. »Könnte sein. Entweder das, oder ihre Lage im Krieg mit den Chryselli
ist noch verzweifelter, als wir glaubten, und sie suchen nach etwas - irgendetwas -, um die
Waagschale wieder zu ihren Gunsten zu neigen.«
»Das dürfte wohl eine gute Nachricht für unsere Seite sein«, sagte Flynn skeptisch.
»Vorausgesetzt, sie finden da drin nicht irgendeine schöne Superwaffe.«
»Wenn wir eine Superwaffe hätten, dann hätten wir sie verdammt noch mal schon längst gegen sie
eingesetzt«, sagte Jensen und schaute zu den Sternen empor, die zwischen den Ästen der Kiefer
hindurchlugten. »Aber die ganze Diskussion ist rein akademisch, weil sie sowieso nicht reinkommen
werden.«
»Ja dann.«
»Wir sollten uns vergewissern, ob ich recht habe«, sagte Jensen bestimmt und stand auf. »Komm
mit.«
»Wohin wollen wir...«
Er verstummte, als Jensen sich warnend die Hand vor den Mund hielt. Links von ihnen war
etwas...
Jensens shuriken -Etui war in der linken
Weitere Kostenlose Bücher