Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
zu überlassen. Nein! Er musste an der Macht bleiben, um die Angelegenheit durchzuziehen. Besser gesagt: um Geld zu verdienen, Kontakte aufzubauen und einen Ruhestand in Reichtum zu planen. Schließlich war das der Schlachtplan nicht weniger Politiker in der heutigen Zeit. Und in der Tat: Jefferson sammelte bereits Material für seine »autorisierte« Biographie – auch wenn er erst drei Jahre im Amt war. Dennoch würde in dem Buch nichts über ein Geheimnis stehen, das er in seiner Brust wie eine Schlange nährte.
»Der italienische Ministerpräsident ist eingetroffen.«
»Okay.« Jefferson lehnte sich in seinem Stuhl im Oval Office zurück. Sein Vizepräsident sollte bei der Unterredung dabei sein. »Holen Sie Woods!«
Seit die Meere starben und die Hungersnot sich unaufhaltsam ausbreitete, kam der US -Präsident nur noch selten mit seinen Amtskollegen zusammen, da kaum ein politischer Führer willens war, sein Land zu verlassen, um in die USA zu reisen. Sie hatten sich mit genug Problemen herumzuschlagen und mussten sich in ihrer prekären Lage selbst schützen. Zudem waren in Afrika und Asien mehrere Präsidenten und politische Führungspersönlichkeiten Attentaten zum Opfer gefallen (einige auf schauerliche Weise), als sie bei der Bewältigung der Krise versagten, die ihre Clans verschlang. Aber Korruption war eben gefährlich – oft biss sie zurück. Seit Beginn der Meereskrise waren nur der britische Premier und der russische Präsident in die USA gereist. Nur sie waren so mutig – oder töricht – gewesen. Überdies waren die Treffen ergebnislos verlaufen, denn sie stellten nichts anderes dar als inhaltsleere Publicityauftritte, bei denen die Staatsmänner gelobten zusammenzuarbeiten. Die US -amerikanische Öffentlichkeit wusste nämlich, dass die Politiker die Lage nicht mehr im Griff hatten. Sie konnten zwar noch immer Verordnungen erlassen, Entscheidungen treffen, in den Fernsehsendungen zuversichtlich klingen, doch was nützte das, wenn die Lebensmittel und das Wasser ausgingen? Die Einzigen, die die Anarchie in den Vereinigten Staaten verhinderten, waren das Militär und die Polizei. Ihnen waren vom Kongress umfassende – geradezu diktatorische – Vollmachten eingeräumt worden, und sie waren offenbar wenig daran interessiert, ihren Präsidenten zu konsultieren, während sie sich mit der sich verschlechternden Situation herumschlugen. So weit war es mit der größten Nation auf der Erde gekommen. Und natürlich gab es da ein großes Geheimnis.
»Guten Morgen, Spencer. Warum ist der italienische Ministerpräsident hier? Hat er irgendwas gesagt?«
Der Vizepräsident schüttelte den Kopf. Martinelli hatte ihn spät am Vorabend kontaktiert und darauf bestanden, er müsse den Präsidenten treffen, da er entscheidende Informationen für ihn habe. Auf Anweisung von Woods hatte das Weiße Haus Martinellis Flugzeug die (nur noch selten erteilte) Genehmigung erteilt, den amerikanischen Luftraum zu nutzen und zu landen.
»Er weigert sich, es mir zu sagen.«
»Wegen der Meere?«
Der Vizepräsident war mittelgroß, hatte graues (fast weißes) Haar und eine helle Gesichtshaut. Er war Ende fünfzig, Anwalt und danach viele Jahre Kongressabgeordneter für Massachusetts gewesen. Jefferson hatte ihn ganz bewusst zum Vizepräsidenten ernannt, denn er stellte keine Bedrohung für ihn dar. Woods war in seiner Herangehensweise nachdenklicher als Jefferson, außerdem fehlte ihm, obwohl intelligent, die Schläue und rhetorische Geschicklichkeit seines Chefs. Allgemein wurde er als »treuer Genosse« bezeichnet. Darüber hinaus war Woods das akzeptable »Gesicht« der Politik, denn er war ehrlich – niemand stellte seine Integrität in Frage. Aus diesem Grund beließ ihn Jefferson über viele Fragen im Dunkeln. Was klug war. Denn der Vizepräsident wusste nichts über das System, das Jefferson im Geheimen ausgewählt hatte, und auch nichts über einige der unangenehmeren Aspekte der internationalen Politik. Vielmehr wurde der Vizepräsident auf der innenpolitischen Bühne gehalten, damit der Präsident mit den anderen Männern, die zum System gehörten, im Verborgenen die neue Weltordnung entwickeln konnte. Kurzum: Der Vizepräsident war ein guter Mensch, langweilig und ehrenhaft, aber er hatte keine Ahnung, was gespielt wurde.
»Martinelli führt etwas im Schilde. Man hat mir gesagt, dass er am Washington Airport fast durchgedreht ist und alle Leute angeschrien hat.«
»Durchgedreht?« Das sah dem
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