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Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)

Titel: Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott McBain
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italienischen Ministerpräsidenten gar nicht ähnlich. Jefferson war auf internationalen Konferenzen ein paarmal mit Martinelli zusammengetroffen, und seinem Eindruck nach war dieser ein gewiefter Politiker, der die Macht genoss, so wie er selbst.
    »Niemand sonst ist aus dem Flugzeug gestiegen.«
    »Ach ja? Nun, wir werden es bald herausfinden.«
    Jefferson stand auf und ging über den blauen Teppich, als eine Sekretärin den Neuankömmling ins Oval Office begleitete. Der rundliche Sechzigjährige ergriff die Hand seines jüngeren und größeren Amtskollegen. Seine Miene war grimmig.
    »Ministerpräsident Martinelli, danke, dass Sie gekommen sind. Ich glaube, Sie kennen Spencer Woods noch nicht, meinen Vizepräsidenten.«
    »Ich muss Sie
allein
sprechen.«
    Die schroffe Erwiderung verdutzte Jefferson. »Lassen Sie mich nur erst …«
    »Ich muss mit Ihnen
allein
sprechen. Ich muss noch heute nach Italien zurückkehren.«
    Dem Italiener traten Schweißperlen auf die Stirn. Er war sichtlich erregt.
    »Nun ja …« Jefferson zögerte. Ein Vieraugengespräch mit einem anderen Regierungschef war heutzutage höchst ungewöhnlich. Nicht nur wegen des persönlichen Schutzes, sondern auch wegen der Bedeutung von Zeugen, falls man falsch zitiert wurde. »Ich denke …«
    »Ich
flehe
Sie an.«
    Beim Wort »flehen« zuckten die beiden Amerikaner zusammen; allerdings neigten Italiener ja zu Überreaktionen.
    »Gut.« Jefferson wandte sich an seinen Vizepräsidenten. »Spencer, geben Sie uns paar Minuten Zeit.«
    Der Vizepräsident verließ das Oval Office, und weil er jetzt selbst aufgeregt war, winkte er die beiden bewaffneten Wachleute, die auf dem Gang standen, zu sich. »Wenn Sie irgendein Geräusch hören, laufen Sie sofort ins Zimmer!«
    Drinnen trat Martinelli auf Jefferson zu. »Wir können hier nicht reden.«
    »Also, ich bitte Sie …«
    »Nicht hier! Sie werden es verstehen. Bitte.«
    Jefferson schüttelte verärgert den Kopf und wies zu einer Tür, die auf eine Terrasse führte. Der Italiener hatte offenbar die fixe Idee, dass man ihn abhörte. Sicher, das Oval Office war verwanzt – aber nur vom US -Geheimdienst zu präsidialen Zwecken. Die beiden in teure dunkle Maßanzüge und helle Krawatten gekleideten Männer betraten die Terrasse. Martinelli drehte seinen Amtskollegen ein wenig zur Hauswand hin, damit niemand ihr Gespräch mithörte.
    »Ich bin wegen des Fischvirus gekommen.«
    Der Präsident nickte – er hatte es sich schon gedacht.
    »Es ist auf die Menschen übergesprungen. Es beginnt sie zu töten.«
    »Aber unsere Recherchen zeigen keinerlei …«
    »Es tötet Italiener. Ich weiß es«, zischte Martinelli. »Mehr als sechshundert sind schon umgekommen.«
    Jefferson wirkte bestürzt. Seine Fachleute hatten ihm versichert, es sei ausgeschlossen, dass das Virus auf den Menschen überspringt.
    »Die Krankheit ähnelt einer Lungenentzündung, ist aber keine. Die Inkubationszeit beträgt sechs Wochen, mindestens.« Martinelli schob die Hand in die Hosentasche. »Es wird durch Körperkontakt übertragen. Hat es schon Fälle gegeben – hier in den USA ?«
    »Davon weiß ich nichts. Ich müsste mich erkundigen.«
    »Lesen Sie das hier!«
    Beunruhigt nahm Jefferson die zwei Blatt Papier, die ihm Martinelli in die Hand drückte. Es handelte sich um eine kurze handgeschriebene – als streng geheim gekennzeichnete – Notiz auf Englisch, in der das Italienische Institut für Infektionskrankheiten seinen aktuellen Wissensstand über die Auswirkung des Virus auf Menschen zusammenfasste. Martinelli hatte einige Wörter dick unterstrichen.
    Als der US -Präsident sie las, versagte ihm beinahe die Stimme. »Hier steht, dass die Virusinfektion möglicherweise zu hundert Prozent tödlich verläuft. Dass sie unter Umständen alle tötet.«
    »Die gesamte Menschheit.«
    Jefferson schluckte trocken.
    »Sind Sie sicher, dass Menschen aktuell daran sterben?«
    »Ich schwöre es bei meiner Seele. Sie müssen mir glauben!«
    »Wen sonst haben Sie noch darüber unterrichtet?«
    »Den Papst.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Dass die Menschheit an ihr Ende gekommen ist.«
    Jefferson schaute über den Rasen vor dem Weißen Haus. Er legte die Hand an die Stirn – die feucht war. Angenommen, Martinelli sagte die Wahrheit – was sollten sie tun?
    Der italienische Ministerpräsident zögerte; er musste sich dem tatsächlichen Grund seines Besuchs nähern. »Herr Präsident, Sie müssen mir helfen. Ich habe einen Sohn …

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