Die Judas-Verschwörung: Mysterythriller (German Edition)
Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.
Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.
Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.«
Nachdem Jussef die Sätze vorgelesen hatte, war Josuas Gesicht wieder totenblass, aber er war nicht tot. Er war gegangen. Aber wohin? Jussef legte die Bibel hin und fuhr mit seinen Gebeten fort.
Josua seinerseits hatte die Welt hinter sich gelassen und sah vor seinem inneren Auge ein Bild, das einem Tunnel glich. Wieder drängelte er sich in der Menge der Sterbenden, die sich etwas näherte, das einem Abgrund glich. Er hörte die Schreie der Panik und des Leids, doch dieses Mal hatte er weniger Angst. Schließlich trat er durchs Nadelöhr in die spirituelle Welt. Er fand sich am Gestade eines Meeres wieder. Es war friedlich, und es war niemand sonst in der Nähe. Er blickte zurück über das Meer und war sich fast sicher, dass er gerade eben darübergeflogen war. Josua ging weiter. Währenddessen entfaltete sich vor ihm einer Schriftrolle gleich ein Bild – auf die gleiche Weise wie beim vorigen Mal, als er und Jussef das Schloss sahen. Dieses Mal war es das Bild eines Feldes; Josua spürte, dass Weizenstengel sanft seine Beine streiften. In der Ferne stand ein großes Bauwerk, eine Art Bauernhof. Josua beschloss herauszufinden, worum es sich handelte. Beim Näherkommen sah er, dass es eine riesige Scheune war, deren Holztor verschlossen war. Nicht weit von der Scheune entfernt befand sich ein Wäldchen, und Josua begab sich dorthin. Er setzte sich und lehnte sich gegen einen der Bäume. Er war sich bewusst, wie die Zeit verging.
Als er wieder zur Scheune blickte, näherte sich ihr eine große Menschenmenge. Die Menschen trugen landwirtschaftliche Werkzeuge auf den Schultern und bewegten sich sehr schnell. Als sie die Scheune erreichten, versuchten sie das Tor der Scheune zu öffnen. Doch sie hatten keinen Erfolg, denn es war fest verschlossen, und niemand besaß den Schlüssel. Daraufhin wurde die Menge immer wütender. Hämmer und Äxte kamen zum Einsatz, und die Menschen zertrümmerten das Tor wie im Rausch. Schließlich gelang es ihnen, einen Torflügel aufzubrechen. Sie strömten in die Scheune und schwangen den anderen Torflügel auf. Was befand sich in der Scheune? Josua reckte sich an seinem Beobachtungsposten im Hain, damit er einen besseren Blick hatte. Das geistige Bild entfaltete sich weiter. Die Scheune war voll mit Getreidesäcken. Mit Freudenrufen rannte die Menge – Männer, Frauen und Kinder – zu den Säcken. Jeder packte möglichst viele Säcke. Bald beugten sich die Menschen unter dem Gewicht. Einige rangen miteinander und versuchten dem Nächsten wegzunehmen, was dieser hatte. Die Menschen vermochten offenbar nicht zu erkennen, dass die Getreidesäcke alle gleich waren.
Das Innere der Scheune verwandelte sich in ein Schlachtfeld, überall auf dem Boden lagen Leichen.
Beunruhigt von diesen Szenen des Gemetzels, verließ Josua seinen Posten in der Baumgruppe und lief zur Scheune. Er kam an Menschen vorbei, die Säcke schleppend die Scheune verließen. Ganz darauf konzentriert, mit ihrer Beute zu entkommen, bemerkten sie ihn nicht. Beim Betreten der Scheune sah Josua, dass diese riesig war, so riesig, dass die wütende Menge sie niemals würde leeren können. Spontan packte Josua einen Sack. Sogleich spürte er dessen großes Gewicht und stellte fest, dass er ihn nicht tragen konnte. Er versuchte es, aber es schmerzte zu sehr. Schließlich schöpfte er verzweifelt eine Handvoll Getreidekörner in seine Hände. Da ergriff ihn Furcht – die Furcht, der Besitzer der Scheune könnte auftauchen und ihn bestrafen. Wie die anderen floh auch er aus der Scheune.
Draußen rannten Menschen in großer Zahl über das Feld, als
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